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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Literaturagenten oder Lektors –, sich all dies anzuhören, weil möglich war, daß irgendwann zwischen dem ganzen Schwachsinn eine echte Quelle hervorsprudelte. Und man es dann hoffentlich auch merkte.
    Straka war hier freilich der Verlagsleiter und das Durchstöbern des Schwachsinns nicht seine Aufgabe, aber wie gesagt, er war alleine im Büro.
    »Dürfte ich zuerst Ihren Namen erfahren, gnädige Frau«, bat Straka in jenem antiquierten Jargon, der in dieser Stadt einfach nicht umzubringen war, da konnten die Ergonomen ferngesteuerte und wassergekühlte Bürosessel bauen, so viel sie wollten.
    »Das tut nichts zur Sache«, sagte die Frau streng. »Weder will ich morgen tot sein noch meinen Namen in der Zeitung lesen müssen.«
    Straka gab sich gar nicht erst die Mühe, die Frau umzustimmen. Auch verzichtete er auf eine der technischen Möglichkeiten zur Eruierung und Aufzeichnung. Das war eine Sache für die jungen Kollegen, die fanatisch diese Geräte bedienten und unbedingt an ihren Zweck glaubten.
    »Also gut«, meinte Straka. »Sie reden und ich höre Ihnen zu.«
    Das tat die Frau nun auch. Sie sagte: »Ich glaube, daß mein Mann, mein Ex-Mann, hinter dieser Sache steckt.«
    »Gut, da werden Sie mir aber zumindest seinen Namen nennen müssen«, erklärte Straka und lächelte auf eine hörbare Weise, gleich einem Gummiband, das sich zuerst dehnt und dann schnalzt.
    »Wieso meinen Sie, daß ich das muß?«
    »Wollen Sie uns jetzt helfen oder nicht?« erkundigte sich Straka. »Oder wollen Sie bloß die Polizei frotzeln?«
    »Elggielweg, das letzte Haus auf der linken Seite. Machen Sie damit, was Sie wollen«, erklärte die Frau und legte auf.
    »Auch gut«, sagte Straka, wie man sagt: Wenn’s regnet, braucht man wenigstens nicht gießen.
    Dennoch soll gesagt sein, daß immer wieder Leute dabei beobachtet werden, wie sie trotz Regens, auch starken Regens, in ihren Gärten stehen und ihre Wiesen und Blumen und Hecken bewässern. Was in erster Linie mit einem feststehenden Arbeitsprogramm zusammenhängen mag, das man sich von den Umständen des Wetters nur ungern durcheinanderbringen läßt. Weshalb die Bemerkung, man müsse, wenn es regnet, wenigstens nicht gießen, zwar richtig ist, aber nicht immer befolgt wird.
    Ein solcher Fall von Nichtbefolgung schien sich nun auch hier zu entwickeln. Nachdem nämlich zwei Mitarbeiter Strakas ihren Nachtdienst angetreten hatten und Straka seinerseits – auch wenn er der Chef war, konnte er nicht grundlos länger im Büro bleiben als absolut nötig – selbiges verließ, um in seinen Wagen zu steigen, da überlegte er, daß es ja kein Schaden wäre, bei der genannten Adresse vorbeizuschauen.
    Zuerst aber fuhr er nach Hause. Einmal, um sich ein frisches Hemd anzuziehen, und dann, um im Stadtplan nach der genannten Adresse zu sehen. Straka besaß keines dieser Navigationssysteme. Er behauptete immer, daß solche Dinger fallweise lügen würden. Ja, daß praktisch eine Fehlerregel in die Systeme eingebaut wäre, damit die Leute länger unterwegs sein müßten, mehr Treibstoff verbrauchten und ihre Wagen schneller abnutzten. – Das war natürlich Unfug, niemals würden Produzenten auf eine solche Idee kommen. Doch Straka glaubte daran und studierte in guter alter Manier Stadtpläne, die er zu allem Überfluß auch noch in seiner Wohnung aufbewahrte, als könnten sie im Auto gestohlen werden.
    Daß er beschlossen hatte, sich für das Haus zu interessieren, dessen Adresse die anonyme Anruferin genannt hatte, lag nun sicher nicht daran, daß er eine wirkliche Spur vermutete. Er fühlte sich also nicht etwa von einer Eingebung getrieben, weder war da ein komisches Gefühl noch ein Geruch in der Spürnase, sondern es bestand allein das Bedürfnis, zu gießen, was gegossen werden mußte. Gleich, wie das Wetter sich aufführte.
    Daß es nun tatsächlich zu einem gewaltigen Regenguß kam, und zwar im Zuge eines Gewitters, welches soeben daranging, die Nacht zu peitschen, war einer dieser Zufälle, die möglicherweise Teile eines Musters darstellen. Jedenfalls fuhr Straka gerade über die Floridsdorfer Brücke, als ein derart heftiger Schauer einsetzte, daß sämtliche Autofahrer gezwungen waren, deutlich das Tempo zu drosseln. Die Sicht verschwamm vollends. Die Scheibenwischer waren bloß noch Paddel, die durch das Wasser schwangen, ohne daß deshalb der Fluß kleiner geworden wäre. In den Verkehrsnachrichten gab man Warnungen durch, die an diese Männer erinnerten, die zwei Tage

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