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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Nun gut, er, Straka, hatte ja unbedingt sitzen wollen.
    »So, worum geht es?« fragte Fellberg, ohne sich ungeduldig anzuhören. Nur ein bißchen streng. Streng wie alle Steuerzahler, welche die Polizei im Verdacht haben, die Zeit zu vertrödeln.
    »Sind Sie verheiratet?« fragte Straka.
    »Ist das die moderne Art, jemand seine Rechte vorzulesen?« fragte Fellberg zurück.
    »Sollte ich das denn tun?«
    Fellberg beugte sich zurück, so daß Straka ihn erneut aus dem Blick verlor. Aber durch das dichte Blätterwerk hindurch drang die feste Stimme des Hausherrn: »Sie kommen doch nicht hierher, um sich mit mir über meine fehlgeschlagene Ehe zu unterhalten. Wenn Sie mir allerdings mitteilen wollen, meine liebe Frau sei tot, dann bitte nur zu, ich werde nicht in Ohnmacht fallen.«
    »Tut mir leid, das ist es nicht«, sagte Straka und setzte sich dabei so um, daß er wieder in die Lage geriet, zwischen den Pflanzen sein Gegenüber zu erkennen. »Ihre Frau, ihre Ex-Frau, ist sehr lebendig. Lebendig genug, die Polizei anzurufen und einen bestimmten Verdacht auszusprechen.«
    »Welcher wäre?«
    Statt zu antworten, fragte Straka: »Warum schätzen Sie, macht Ihre Frau das? Purer Haß? Heckt sie das nur aus, um Ihnen Probleme zu bereiten?«
    »Es soll Frauen geben, die zu solchen Gemeinheiten fähig sind«, verkündete Fellberg.
    »Da muß ich Ihnen leider recht geben«, sagte Straka, der in erster Ehe mit einem wahren Monster verheiratet gewesen war, allerdings durchaus zwischen Frauen und Monstern zu unterscheiden verstand. Darum erklärte er: »Daß sich jemand etwas ausdenkt, ist eine Sache. Was mich als Polizisten dabei interessiert, ist die Frage, warum dieser jemand sich das und nicht etwas anderes ausdenkt. Denn das Ausgedachte ist nie Zufall.«
    »Sie sprechen in Rätseln, lieber Herr Kommissar.«
    »Oberstleutnant«, korrigierte Straka. »Was ich meine, ist das Folgende: Selbst wenn Ihre Frau uns anschwindelt, indem sie versucht, uns weiszumachen, ihr Ex-Mann stünde in Verbindung mit den jüngsten Morden an drei Schauspielern, stellt sich die Frage, warum bittesehr ausgerechnet mit diesen Verbrechen und nicht mit anderen?«
    »Weil die Medien davon berichten«, erklärte Fellberg. Und fügte an: »Meine Geschiedene ist ein faules Stück. Die kommt nicht auf die Idee, sich was Eigenes einfallen zu lassen. Das paßt zu ihr, in die Zeitung schauen und das nächstbeste nehmen, was da kommt.«
    »Ja, das könnte stimmen, natürlich«, sagte Straka. »Das wäre die einfachste Lösung.«
    »Ich höre es an Ihrer Stimme. Sie mögen keine einfachen Lösungen.«
    »Nicht so richtig, da haben Sie recht«, bestätigte Straka. »Das Einfache ist mir verdächtig. Das ist wie beim Golf.«
    »Wieso Golf?«
    »Sehen Sie, ich kann nicht Golf spielen. Würde ich es aber dennoch mal tun, dann wäre es theoretisch natürlich am einfachsten, jeweils mit einem einzigen Schlag das Loch zu treffen. Sollte aber exakt dies eintreten, jeder Schlag ein Treffer – ich bitte Sie, als was würden Sie das bezeichnen?«
    Doch anstatt das Ding beim Namen zu nennen, meinte Fellberg: »Ich weiß noch immer nicht, was Sie mir eigentlich sagen wollen.«
    Nun, was Straka hier tat, nannte er die Lukastik-Schule.
    Richtig, jener Lukastik, der sein Handy in einem Bergsee versenkt hatte. Obgleich seine Karriere nicht ganz so erfolgreich verlaufen war wie die von Straka, mußte er als ein ungewöhnlicher Kriminalist gelten. Nicht nur ungewöhnlich, auch zielführend. Dennoch war er ein Jahr zuvor aus dem Dienst ausgeschieden und bewohnte seither mit seiner Schwester am Rande der Stadt ein Haus. Als sei das ein Beruf: mit der Schwester zusammenleben. Aber wieso nicht? Mutter ist ja ebenfalls ein Beruf, warum nicht auch Bruder? Freilich hieß es, er und seine Schwester seien ein Liebespaar, doch das hielt Straka für ein bloßes Gerücht. Wie auch immer, Lukastiks Strategie im Verhör war es stets gewesen, ein Gespräch zu führen, das sich jeder Erwartungshaltung widersetzte, selbst wenn dabei zunächst einmal nichts anderes als Verwirrung gestiftet wurde. Eine philosophische Verwirrung, indem Lukastik ganz grundsätzliche Fragen des Lebens stellte und solcherart den Eindruck vermittelte, die eventuelle Überführung des Täters bedeute bloß ein Nebenprodukt dieses Gesprächs, allerdings ein folgerichtiges Nebenprodukt. Und daß somit irgendwann sämtliche Wahrheiten aus dem Wirrwarr auftauchen würden, große Wahrheiten, und eben auch die kleinen, wie zum

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