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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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ich das mit nur einem Arm hinkriege.«
    »Keine Angst«, versicherte Red, ohnehin mit einer ganz anderen Vorstellung beschäftigt, nämlich der, jene sechste Person zu sein, die zu töten Fellberg beauftragt worden war. Gleichzeitig überlegte er, nicht der zu sein, für den er sich hielt, sondern ein androgyner Engel, der eine menschliche Gestalt angenommen hatte, und dem es einfach nicht gelungen war, aus diesem stotternden, an einem übergroßen Namen zerbrochenen Kind einen genialischen, bahnbrechenden Künstler zu machen.
    Wenn das so war – und er glaubte es halb und hielt es halb für absoluten Schwachsinn –, dann war es natürlich ein besonderes Unglück gewesen, ausgerechnet an Palle Swedenborg zu geraten, den Jäger, der wohl ab einem bestimmten Moment begriffen hatte, wie nah die Beute da stand.
    »Wo finde ich Sie, wenn ich Sie finden muß?« fragte Cheng, obgleich er es eigentlich gerne bei dieser Aussprache belassen hätte. Aber er ahnte, daß es für einen Rückzieher zu spät war. Daß er vorbereitet sein mußte für das, was noch kommen würde.
    Red erklärte, ein Zimmer im Kaiserin Elisabeth zu bewohnen.
    Cheng griff sich an die Nase, als sei dort sein Kurzzeitgedächtnis untergebracht, dann trat er hinaus in den schwächer werdenden Regen. Ja, man hätte meinen können, daß selbiger Regen ein klein wenig zur Seite wich, wie um sich zu verbeugen. Nicht, daß der Regen tatsächlich zu so etwas fähig war: sich verbeugen. Und warum auch ausgerechnet vor Cheng? Bloß weil man sich in einem japanischen Garten befand und durch Chengs Adern ein Anteil uneingestandenen japanischen Blutes floß?
    Wie auch immer, Cheng marschierte durch den abnehmenden Regen auf die Straße hinaus und stieg in den Bus.
    Red verblieb noch eine ganze Weile im Setagaya-Park. Als er ihn endlich verließ, waren sämtliche Wolken verzogen. Die Stadt roch nach Geschirrspüler.
     
     

Dritter Saal
    Es gibt Jäger und Gejagte, Norman.
    Das ist die einzige verdammte Wahrheit
    auf dieser Welt.
    (Gary Oldman in Koldo Serras Film Backwoods )
    – Hör mit diesem Gebrüll auf! Ich weiß,
    was ich tue.
    – Nicht mal Gott weiß genau, was du tust.
    (Bruce Willis und Samuel L. Jackson in John McTiernans Film Stirb Langsam: Jetzt erst recht )

Sechzehntes Bild:
Gewitterlandschaft
    Als der Anruf kam, war Straka der einzige im Büro. Es war kurz nach zwanzig Uhr und eigentlich hätte er nach Hause fahren können. Doch seine Frau befand sich auf Dienstreise und alleine in der Wohnung zu sein, schreckte ihn mehr als alleine im Büro. Nina hatte einen ausgeprägten, so extravaganten wie unterkühlten Geschmack, den sie bei der Wahl der Einrichtung ohne Rücksicht auf die biedermeierliche Veranlagung ihres Gatten durchgesetzt hatte. Solange sie ebenfalls in der Wohnung war, ging das, weil sie dank ihrer Erscheinung den von ihr ausgewählten Gegenständen Einhalt gebot, ganz wie eine Mutter, die ihre Kinder zu einem gewissen guten Benehmen zwingt. War sie aber fort, so war der Bann gebrochen und die Gegenstände konnten ihre negative Energie vollständig ausleben. Zumindest war das Strakas Empfinden, ohne daß er dies in einem magischen Sinn meinte. Er glaubte nicht an böse Geister in diesen Möbeln. Er war überzeugt, daß Möbel, vor allem Designermöbel, von sich aus schlecht waren und also keine Geister benötigten, um die Seelen der Menschen zu verderben oder ihnen Alpträume zu bescheren.
    Natürlich war auch in den Büros der Sonderermittlung ein heutiges Design eingezogen, aber an diesem Ort hatte Straka das Sagen. So hatte er etwa den aus geschwungenem Holz und geschwungenem Stahl kombinierten Bürosessel ersetzt durch einen alten, weich gepolsterten, rollenlosen Drehstuhl, der sich nicht drehte. Wozu auch drehen? Wenn Straka aus dem Fenster sehen wollte, stand er eben auf und brauchte dazu keine karussellartige, ohnehin gefährliche Bewegung im Sitzen zu vollziehen.
    Als jetzt das Telefon läutete, griff Straka nach dem schmalen, glatten Hörer und erkundigte sich − ohne seinen Namen oder den der Sondereinheit genannt zu haben −, womit er dienen könne.
    Es war eine Anruferin, welche erklärte, von einer Polizeidienststelle weitergeleitet worden zu sein, da sie über Informationen zum Fall der drei ermordeten Schauspieler verfüge.
    Nun, das war natürlich nichts Neues, daß Leute anriefen und irgend etwas zu wissen meinten. Ein Teil der kriminalistischen Arbeit bestand gerade darin – durchaus in der Art eines

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