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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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des
scheußlichen rußigen Kaffees im Glas erfüllten Höhle, versuchte er, etwas über
die Schülerin Dominika Chmura herauszufinden, aber er stieß auf Ablehnung oder
Gleichgültigkeit. Da kommt ein Neuer und stiftet gleich Durcheinander. Weiß der
Himmel, was das für einer ist. Er erkundigt sich, mischt sich ein, kritisiert.
Er ist neu und will jetzt etwas sehen, was andere jahrelang nicht bemerkt
haben? Nein, so was! Angeblich aus Warschau, angeblich war er interniert, aber
was, wenn er in Wirklichkeit ein Spitzel ist? Sie haben keine Lust mehr zu
retten und zu erlösen, sie möchten ihre Ruhe und Schüler, die in keine Richtung
über die Stränge schlagen, denn dann lässt sich schwerer Ordnung halten. Das
gilt auch für Dominika Chmura, eine Viererkandidatin, durchschnittlich, aus
einem armen Elternhaus. Die Viererkandidatinnen gehen auf die Textil- oder
Friseurfachschule oder in die Gastronomie. Das sind gute Berufe. Wenn sie
Mathematik kann, wird ihr das beim Geldzählen nützlich sein. Ohne jede
Unterstützung beschloss Storch, Dominika auf eigene Faust zu retten, so wie damals
die schwarze Katze, und danach noch zwei Kater, einen dreibeinigen Dackel,
einen Raben mit gebrochenem Flügel und einen Cousin, der Alkoholiker war und
ihm dann zum Dank seine Jugendliebe ausspannte und heiratete.
    Dominika hatte
man so lange für eine gehalten, die nicht viel taugt, das ließ sich nicht in
ein paar Wochen wettmachen, aber Storch wollte sich Zeit nehmen, zwischen den
Unterrichtsstunden, dem Verteilen illegaler Zeitungen und dem Verstecken
versteckbedürftiger Personen in seiner gemieteten Mansarde. Er hatte einen
Plan, denn das hatte er immer. Er wird das Selbstwertgefühl dieses traurigen
Mädchens an Funktionsdiagrammen aufrichten, die fest und sicher sind wie ein
Fels, er wird sie mit scharfkantigen Zahlenreihen anseilen, ihr das Schwert der
klaren Logik in die Hände drücken, vielleicht noch den Flammenwerfer der
Differenzialrechnung dazu. Als er, Piotr Zatryb, Don Quijote ohne Dulcinea, auf
dem Fragebogen sah, dass Dominika beabsichtigte, in die Textilfachschule zu
gehen, beschloss er, sie auf den Schülerwettbewerb in Mathematik
vorzubereiten. Man musste sich mit der Rettung beeilen, sonst würden die
anderen sie verderben. Die Schülerin zuckte so heftig mit den Schultern, dass
ihre mageren Knochen fast den Schulkittel durchbohrten, und ging auf seinen
Vorschlag ein. Sie nähte nicht gern. Von da an blieb sie dreimal wöchentlich
nach dem Unterricht in der Schule, und bald darauf meldete sie sich von selbst
auf eine Frage. Zum ersten Mal in ihrer Schulzeit hob sie selbstbewusst den Finger,
und Storch brach vor Freude fast in Tränen aus, so wie damals, als die wilde
verkrüppelte Katze eines Abends zu ihm aufs Bett sprang, den Kopf an ihm rieb
und, in sein Ohr schnurrend, einschlief. In den Nachhilfestunden errechnete Dominika
Prozente und multiplizierte Brüche, und Piotr Zatryb quetschte Bruchstücke von
Zukunftsplänen aus ihr heraus und sah, dass sie zwar wusste, wovor sie fliehen
wollte, aber nicht, wohin. Storch war der erste Mensch, für den Dominikas Ideen
weder Marotten noch Spinnereien waren. Sie möchte reisen? Nach Amerika, nach
Japan, auf die Bula-Bula-Inseln? Bitte sehr, der Weg ist frei! Piotr Zatrybs
Glaube an die schüchterne Schülerin war sehr stark, und viele Jahre später, an
der Universität in einem fernen Land, wo er nicht mehr Doktor, sondern Professor
war, und auch nicht mehr Zatryb hieß, sondern Zätraib, wie die Studenten und
Kollegen seinen Namen aussprachen, tippte er ihren Namen in die Suchmaschine
des Computers. Es wird noch lange dauern, bis er weiß, warum er sie im
Cyberraum der Berühmten und Unberühmten nicht finden kann: ob sie irgendwo
versackt ist und ihr Talent verschleudert hat oder ob sie geheiratet hat -
wobei diese beiden Dinge zuweilen identisch sind.
    Der zukünftige
Professor Zätraib behielt recht, es stellte sich heraus, dass Dominikas
mathematisches Talent in Walbrzych nicht seinesgleichen hatte. Sie
qualifizierte sich für den Bezirkswettbewerb und gewann, wobei sie zwei
altkluge pickelige Jünglinge mit schwitzigen Händen aus dem Feld schlug, die sie
bei der Übergabe der Urkunden wie Luft behandelten. Dank diesem Erfolg bekam
sie nicht nur vom Stadtpräsidenten einen Taschenrechner spendiert, der sofort
kaputtging, ihr wurde auch die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium erlassen, das
sie zuvor nicht einmal in Erwägung gezogen hatte. Bevor er aus

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