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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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Wenigstens
würde jetzt kein Fremder in seinem Haus herumstrolchen, und das Geld blieb
auch in der Familie.
    Stets von
seiner untrüglichen Spürnase geleitet, witterte Kazimierz Maslak, dass der von
ihm so geliebte Geruch nach Geld nun auf einem anderen Feld keimte, das die
Ersten schon so rege unter sich aufteilten und besiegelten, dass man bei einem
abendlichen Gang an den Walbrzycher Kneipen vorbei das Aneinanderklatschen
verschwitzter Hände hörte. Um ebenfalls einzusteigen, musste Kazimierz ein
bisschen lavieren, denn er hatte keine Bildung, und manchmal, wenn auch selten,
spürte er diesen Mangel. Doch Ideechen und Riecher erwiesen sich als mindestens
so erfolgreich; das kann man nicht lernen, es ist einem angeboren. War nicht
er, Kazimierz Maslak, als Einziger in Walbrzych und Umgebung auf die Idee gekommen,
dass man bei den neuen Banknoten andere Portemonnaies für Wechselgeld brauchen
würde? Wer, wenn nicht er, hatte ein Vermögen mit Kunstledergeldbörsen gemacht,
während andere sich in den Hintern beißen wollten, weil sie Studierte waren,
irgendwelche Diplome und Schmiplome hatten, auf diese einfache Idee aber nicht
gekommen waren? Ha! So ging nun Kazimierz Maslak von einer Walbrzycher Kneipe
zur anderen und hörte auf das Händeklatschen und schnüffelte. Die ehemaligen
Kohlenbarone, rote Direktoren und Sekretäre kalkulierten und berechneten, ob
man die Farbe jetzt schon wechseln oder besser noch warten sollte. Den Arsch
aufs Trockene bringen, den Kopf einziehen, oder, hopphopp, ins kalte Wasser
springen. Kazimierz Maslak hatte sich die Worte gemerkt, die der ehemalige
Direktor Mizera oder der ehemalige Vize Mrugala am lautesten immer wieder
gesagt hatten. Worte wie Demokratie, Revision, Entkommunisierung kannte er
nicht. Worte wie Profit, Spekulation, Futterkrippe, Geld und Kalkulation
kannte er gut und auswendig wie das Vaterunser. Er konnte sich denken, dass es
darum ging, das Alte und das Neue irgendwie miteinander zu verbinden und mit
Hilfe der entsprechenden Spekulationen und Kalkulationen von der Demokratie zu
profitieren. Das führte auf direktem Wege zu Geld und Futterkrippe. Viel sagte
Kazimierz Maslak nicht, aber wenn er etwas sagte, dann kam es allen so vor, als
hätten sie genau darauf gewartet. Er hatte die Fähigkeit, Worte zu wählen, die
er zum Teil nicht verstand, die aber beide im Streit liegenden Seiten denken
ließ, er bringe in schönen und einfachen Sätzen, die ihnen schon auf der Zunge
gelegen hatten, zum Ausdruck, dass er jeweils auf ihrer Seite stehe. Doch es
waren nicht nur die Worte. Kazimierz selbst bemerkte, dass sich seine Hände von
sich aus zu den Worten zurechtlegten wie beim Pfarrer in der Kirche oder wie im
Fernsehen. Die Finger hielt er immer zusammen wie Flossen, und die Leute
folgten ihren Bewegungen, als wäre er ein Verkehrspolizist auf der Kreuzung,
sie lauschten ihm wie einem Kaschpirowski. Das Schlimmste aber war, dass er
dabei trinken musste, und seine Gesundheit war nicht mehr die beste, die
Bauchspeicheldrüse hatte ihre Mucken, und die Blase auch, es war schon vorgekommen,
dass er plötzlich nicht mehr wusste, wozu man eine Gabel oder einen Schuh
brauchte, von seiner Frau Basienka mal ganz zu schweigen, deren Anwendung ihm
längst entfallen war. Einmal betrank er sich auf Piaskowa Göra so sehr, dass er
sich auf dem Heimweg verirrte, und als der Blasendruck nicht mehr auszuhalten
war, verwechselte er den Friedhof mit einem Park und irrte anschließend auf der
Suche nach dem Ausgang zwischen den Gräbern umher, bis er an die Marienkapelle
kam und dort völlig erschöpft auf die Nase fiel. Als ihn am frühen Morgen die
Kälte und das Bibbern seines Körpers weckten, konnte er sich gerade noch auf
die Knie erheben und erstarrte dann, weil ihn ein scharfer Rückenschmerz in
dieser Gebetshaltung lähmte, und so erblickte ihn Hochwürden Postronek.
Ergriffen von Kazimierz Maslaks Glaubenskraft dachte er sich, dieses
Gemeindemitglied könnte ein Gewinn für die neue Gemeindeinitiative sein, die
die frischgebackene Direktorin der Grundschule, Magister Helena Demon,
ausgebrütet hatte. Hochwürden Postronek konnte für diese Initiative wenig
Begeisterung aufbringen und noch weniger Interesse. Er versuchte sich
davonzustehlen, doch die Frauengruppe witterte ihn schon zehn Meilen gegen den
Wind und war eins-zwei-drei an der Hintertür. Sie bedrängten ihn derartig, und
aus ihrer Gruppe schlug es ihm so feuchtheiß entgegen, dass der Pfarrer
geradezu um seine

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