Bator, Joanna
oder »die Weißen«, und sie riefen nach ihnen: He! kommt mal
hier an den Zaun!, oder: Geht nur woanders hin, hier hat's keine Arbeit. Die
Zwillinge konnten umgraben, säen und jäten, sie wuschen, rupften Federn und
färbten, hackten Holz, tasteten Hennen auf Eier ab, konnten die Nachgeburt aus
der Kuh holen und des Menschen Einsamkeit zerstreuen. Niemand säuerte den Kohl
wie sie, und es hieß, das Geheimnis stecke im Stampfen mit vier Beinen in
einem Rhythmus, den nur die weißen Zwillinge kannten, mit ihren großen platten
Füßen und Greifzehen. Als Zofia die Delikatessensammlung mit der Garnitur aus
Karottenrosetten verschmähte, heuerte Janek Kos wieder die Zwillinge an, die
sich der Verwahrlosung in Haus und Hof bei ihm annehmen sollten. Sie schliefen
in der Scheune, tagsüber machten sie sich in einträchtigem Rhythmus zu
schaffen, brachen alle Augenblicke in Gelächter aus und hörten auch ebenso
gleichzeitig wieder mit dem Kichern auf. Nach einiger Zeit gewöhnte sich Janek
Kos an ihre Anwesenheit und begann zu schätzen, was die vier Frauenhände mit
seinem Anwesen anstellten. Er schaute zu, wie die Zwillinge sich am Brunnen
wuschen, und aus der Ferne, im scharfen Morgenlicht der Sonne und der Wasserspritzer,
kam es ihm manchmal kurz so vor, als sähe er nur eine Frau, die Zofia ein wenig
ähnlich sah. Auf dem Markt in Skierniewice kaufte er den Zwillingen zwei
Schnüre mit Brezeln und zwei Schnüre mit Plastikperlen, die sie sofort anlegten
und dabei einander Gesichter schnitten, als betrachteten sie sich im Spiegel.
Als sie in dieser Nacht zu ihm kamen, war Janek Kos nicht besonders erstaunt,
denn am Abend hatte er im Sosenka getrunken und bei sich daran gedacht, dass
er immer wieder einen Traum hatte, in dem er sich mit zwei Frauen liebte, die
rosa Perlen um den Hals trugen. Den ganzen Sommer verbrachten die Zwillinge
bei Janek Kos, irgendwann im August beschloss er, eine von ihnen länger zu
behalten. Er war sich nicht sicher, ob er Zofia damit ärgern und in ihr
Eifersucht wecken wollte oder ob er sie einfach auf diese Weise vergessen und
sich mit seinem Schicksal abfinden würde. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte
er weiterhin mit den beiden Schwestern gelebt, die nachts kamen und vor Tagesanbruch
verschwanden, denn eine solche Liebe erschien ihm etwas unwirklich und
anspruchslos, doch er wusste, dass sie tagsüber untragbar war. Welche der
beiden identischen Schwestern er wählen sollte, das wusste Janek Kos allerdings
nicht. Er versuchte, es dem Schicksal zu überlassen und die zu nehmen, die als
Erste nach dem Becher mit Sauermilch oder nach der Schale mit den Kartoffeln
greifen würde, aber sie griffen gleichzeitig danach und stießen mit den
Löffeln aneinander. Diese Unentschiedenheit quälte ihn, und er war schon fast
so weit, Zofia um Rat zu fragen, ob er die eine oder die andere nehmen sollte,
zog aber nie in Betracht, dass die Schwestern aneinander mehr hängen könnten
als an ihm. Er hatte ja schließlich Grund und Boden und seine Kate, so ärmlich
sie auch war, aber sie hatten nichts.
Bevor er
schließlich eine Entscheidung treffen konnte, fielen im Garten die Apfel von
den Bäumen, und von den Feldern wehte Rauch herbei, und die Zwillinge setzten
ihn in Kenntnis, dass sie schwanger waren. Beide? Ja, beide. Einen Augenblick
lang stellte er sich seine Familie mit einer doppelten Frau und zwei Bäuchen
vor, aus denen wer weiß wieviele Kinder kommen mochten, die alle fröhlicher
und weniger schwerfällig sein würden als Zofias maulfaule und langsame Tochter.
Wer redete überhaupt von Tochter - nur Söhne würde er haben. Sie würden heranwachsen,
er würde ein Haus anbauen, was für eine Familie würde er haben, die größte im
ganzen Dorf! Doch das war nicht erlaubt, und seit mehreren Sonntagen schon
nagelte Pfarrer Zdunek in der Messe jedes Mal, wenn von Sünde die Rede war,
Janek Kos mit den Blicken fest. Nur eine Zwillingsschwester kann bei ihm in
Zalesie bleiben, die andere würde was für eine Abtreibung kriegen, ab auf den
Zug nach Skierniewice, und dann soll sie sich hier nicht mehr blicken lassen.
Welche von den beiden, das mussten die Schwestern untereinander ausmachen.
Janek Kos warf ein paar Banknoten auf den Tisch und spürte, dass er die
Situation wieder unter Kontrolle hatte. Er würde rausgehen, sagte er, und bei
seiner Rückkehr sollte eine noch in der Kate sein, die andere spurlos
verschwunden, und ohne eine von den beiden anzusehen, ging er und ließ die
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