Bator, Joanna
sind sauber und haben wie Jadzia keine
Berührung mit der Männerarbeit. Wenn Stefan aus der Grube nach Hause
zurückkehrt, ist er Gast, und wenn Jadzia von der Arbeit im Büro nach Hause
kommt, beschäftigt sie sich mit dem Regieren ihres Königreichs Küche, was ja
ein reines Vergnügen und keine Arbeit ist, weshalb sie dort auch sehr viel Zeit
verbringt. Stefan träumt davon, dass er eines Tages wie Obersteiger Grzebieluch
sagen kann: Meine Frau braucht nicht zu arbeiten, doch vorläufig zählt jeder
Groschen, und das Kind muss einen Bausparvertrag bekommen. Stefan sagt, wer
haben will, muss erst zurücklegen, wenn sie sparen, dann werden sie eines Tages
haben, und wenn nicht sie, dann ihr Kind. Aber Jadzia will jetzt haben, und sie
kann Stefan derartig übers Ohr hauen, dass es ein Wunder ist, dass er überhaupt
noch hören kann. Sie stopft die Schubladen voll mit Blusen und Halstüchern,
trägt Stoffe zu Modesta Cwiek, die wie keine Zweite (besser jedenfalls als
Haiina) Schnitte aus dem deutschen Otto-Katalog kopieren kann; und sie kleidet
sich und Dominika ganz in lila und rosa. Im Übers-Ohr-Hauen hat sie es zur
Meisterschaft gebracht und gibt ihr Wissen wenn möglich schon an andere
Familienmitglieder weiter: Papa sagen wir aber nichts davon! So verschwört sie
sich mit der Tochter, damit die es schon in jungen Jahren lernt.
Nach sechs Jahren ist die Tochter
aus der Aufbewahrung bei Oma Kolomotive zu ihren rechtmäßigen Besitzern
überführt worden, sie ist jetzt zehnmal so schwer, geschickt und schlau wie
bei ihrer Geburt, aber wer weiß, was so in ihr steckt. Auf eine den Eltern
unbegreifliche Weise hat sie nebenbei Lesen und Rechnen gelernt. Lesen, das
geht ja noch, aber Jadzia traf fast der Schlag, als die Sechsjährige schneller
als sie die Preise im Laden zusammenzählen konnte. Stefan jedoch ist
überzeugt, dass Onkel Kazimierz seinerzeit eine gute Idee gehabt hatte, denn
das Kind ist bei der Großmutter nicht zu Schaden gekommen, außerdem kann sich
so ein kleines Würstchen sowieso an kaum was erinnern, Hauptsache, sie hat
immer rechtzeitig zu essen gekriegt. Man sieht ja, dass sich das Kind freut, es
fragt ja dauernd, ob es jetzt für immer bei ihnen wohnen wird. Es spielt still
mit einer alten Puppe, die die Oma ihr geschenkt hat, ein richtiges kleines
Frauchen. Und Jadzia geht es gut wie der Made im Speck, selbst wenn sie
manchmal so ihre Weiberlaunen hat, von den nächtlichen Wanderungen im Unterhemd
ist sie doch Welten entfernt, höchstens schnaubt sie mal vor sich hin und
stinkt nach Essig. Wo sie jetzt die Wohnung so prima eingerichtet haben, ohne
Großeltern, kommt sie endlich zur Ruhe, und wenn er noch das Badezimmer
kachelt, was er der Kosten wegen selber machen kann, dann leben sie richtig im
Luxus. Keine Abtreibungen mehr, wenn es wieder passiert, wenn Jadzia sich mal
wieder verzählt, bitte sehr, jetzt kann man sogar die Familie vergrößern,
Ausstattung kaufen, eine Taufe mit zwanzig Gästen ausrichten, und Dominika
wird eine Kommunion kriegen, dass dem Onkel Franciszek die Augen aus dem Kopf
fallen würden, wenn er das sehen könnte.
Als Herr und Frau Chmura ihre
Tochter zu sich genommen haben, melden sie sie für das letzte Jahr im Kindergarten
an, damit sie sich als Vorschul-Fliegenpilz mit Vertretern ihrer Gattung
vertraut machen kann, mit denen sie bislang kaum in Berührung kam. Das Mädchen
muss sich ein wenig am Leben die Ecken abstoßen, denn das Leben wird sie nicht
wie ein rohes Ei behandeln. Im Leben braucht man eine dicke Haut, im Leben
gewinnt derjenige, der nicht zerbricht, wenn er irgendwo anstößt. Die
Fliegenpilzgruppe ist die erste Schule des Lebens und der Zugehörigkeit - ein
roter Fliegenpilz leuchtet auf Dominikas Schlafanzug und auf ihrem Fach im
Kindergarten. Ein Giftpilz.
So wurde das Sonntagskind zum
Alltagskind und bezog das Nordzimmer, in das eine Klappcouch gestellt wurde,
ein Schrank und ein Schreibtisch. In den ersten Wochen gewöhnten sie sich
allmählich aneinander, Jadzia und Stefan betrachteten, jeder für sich und
voller Verwunderung, die magere dunkelhaarige Gestalt, die sich plötzlich zwischen
ihnen bewegte, aus dem Haiina zur Aufbewahrung übergebenen Säugling
herangewachsen wie eine fremdartige Blume aus einer scheinbar unschuldigen
Knolle. Der Aufbau des Familienlebens zu dritt war nicht ohne Reibungen, zum
Beispiel, als sich herausstellte, dass Dominika ihr Kindergartendebüt als
Fliegenpilz dazu benutzt hatte, den Teppich im Raum der
Weitere Kostenlose Bücher