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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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sie
nach Piaskowa Göra hinaufgehen, kippen sie eine Flasche nach der anderen und
lachen über die, die Schiss vor ihren Alten haben, guck mal, wie die auf die
Bude rennen, als hätten sie Feuer unterm Arsch. Die Alte wird's ihnen zeigen!

Die Mütter von Piaskowa Göra
warnen ihre Töchter, sie sollten sich vor den ekligen Säufern in Acht nehmen,
aber keine erklärt, warum. Die ekligen Säufer gehören zu derselben Kategorie
wie die fremden Onkels, die auf dem Spielplatz Bonbons verschenken und die
Kinder überreden mitzukommen, weil sie ihnen was Schönes zeigen wollen. Fremde
Onkels können auch in Haustoren und in den Höfen lauern, ganz besonders aber im
Sobieski-Park, und ohne Warnung ihr Pimmelchen zeigen. Dann muss man sich die
Augen zuhalten, schreien, weglaufen, alles gleichzeitig, so schwierig es auch
sein mag. Die Mädchen von Piaskowa Gora wachsen in dem Glauben heran, dass
Männer zugleich böse und lieb sind, sie machen was Schreckliches und umgeben
einen mit Fürsorge, sie haben etwas, was man haben will, ihnen aber nicht
wegnehmen kann. Etwas, was Mädchen nicht haben. Niemand bringt ihnen bei, wie
man in Zukunft die guten Onkel von den bösen unterscheiden soll, denn die einen
sind gefährlich, und man darf nicht in ihre Nähe gehen, doch unter den anderen
ist einer, mit dem man erst geht und dann am Altar steht. Je nachdem, was er
für einer ist, muss man sehen, wie weit man gehen kann, wenn man mit ihm geht,
doch hätte man sich kaum träumen lassen, dass man jemals weiter geht als in
die BeErDe. Die Männer im Busch haben die Grenzen ihrer Möglichkeiten erreicht,
und die Frauen, die unterschiedlich weit mit ihnen gegangen und schließlich am
Altar gestanden sind, bereuen diesen Schritt schon lange bitterlich. Keiner
dieser Männer wird es weiter bringen, als er es bis jetzt gebracht hat, und
ein paar haben es geschafft, ganz unten anzukommen.
    Dominika und Dimitri gehen an
Gruppen von Männern in unterschiedlichen Graden der Betrunkenheit vorbei, an
den hemdsärmelig-lärmenden in der Vertikale und den stammelnden auf der
schiefen Ebene bis hin zu den traurigen stummen und reglosen in der
Horizontale. Ein auf dem Rücken schlafender Säufer mit offenem Mund ist ein
sogenannter Aschenbecher, und ein Lieblingsspiel der Kinder von Piaskowa Göra
besteht im Hänseln der Aschenbecher, wobei sie dem Schlafenden aus möglichst
großer Nähe eine Kippe in den offenen Mund werfen. Und dort, auf dem gelblichen
Herbstgras essen Dimitri und Dominika zum ersten Mal zerquetschtes Rachatlukum
aus einem Plastikbeutel. Von Maria Angelopoulos hergestellt, aus Nüssen, die
nicht so richtig schmeckten, und Sirup aus Rosenblättern, der in diesem kalten
Land auch nicht das Wahre sein konnte, denn nur dort, in dem felsigen Garten
mit Blick auf die in den Hafen einfahrenden Boote, wuchsen die wahren Rosen
wie nirgendwo sonst auf der Welt. Die Rachatlukum-Süße zerschmilzt im dunklen
Inneren, sie gesellt sich zu der Süße von Oma Kolomotives Zuckerbrot, und in
Dominika leuchtet ein weiteres kleines Licht auf, wie eine kleine Kerze unter
einem Schirm. Irgendwann einmal wird sie sich von Honig, Schokolade und Milch
ernähren. Ich habe einen Bruder, eine Schwester, einen Hund und zwei Katzen,
berichtet Dimitri, die eine ist weiß gefleckt und die andere auch. Ich hatte eine
Zwillingsschwester, aber die ist gestorben, Dominika ist ganz überwältigt von
diesem Überfluss an Lebendigem, das ein einzelnes Kind besitzen kann, während
sie wegen der Bakterien nicht mal einen Hamster haben darf. Tot oder an Krebs?
fragte der Junge nach und mustert sie interessiert. Tot. Der tote Zwilling
wiegt das üppige Leben auf, das der Junge zu bieten hat. Dimitri nimmt
Dominika an der Hand und rennt mit ihr Hals über Kopf den Abhang hinunter,
sodass die Luft um sie herum Funken sprüht, als bliese einer ins Feuer.
    Ob im Herbst durch raschelnde
Blätter, im Winter auf den Schuhen schlitternd, im Frühling durch den Matsch
platschend, von nun an gehen Dimitri und Dominika gemeinsam durch den Busch
nach Szczawienko. Liebespärchen. Liebespärchen, der Neger und die
Vogelscheuche! rufen andere liebe Kinder ihnen nach, und manchmal kommt es zum
Handgemenge. Nachmittags treffen sie sich vor Haiinas Haus oder im Garten der
Angelopoulos'. Maria Angelopoulos, die lieber dreißig Kinder hätte als drei, lässt
Dominika ihre brachliegende Mütterlichkeit angedeihen. Sie häuft ihr Gemüse auf
den Teller, das im Unterschied zu dem polnisch

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