BattleTech 01: Grey Death I - Entscheidung am Thunder Rift
qualifizierten Tech gibt. Jedenfalls nicht außerhalb der Burg und ich bezweifle, daß die uns einen borgen!«
Grayson hatte nicht die Absicht, seinen ungewöhnlichen Einfall mit den beiden zu diskutieren. Daß Nolem Widerstand leisten würde, wußte er, und selbst Ramage fungierte ohne Zweifel nebenbei als Spion für das Oberkommando der Miliz. Er wollte seine Idee den Generälen direkt vortragen.
Drei Perioden später ging Grayson die kalte Steintreppe des militärischen Distrikthauptquartiers hinunter. Draußen regnete es noch immer. Den Weg zum Zeughaus hatte er in einem Schweber zurückgelegt, um nicht durch den tiefen Schlamm zu müssen. Als er dem braununiformierten Korporal, der am Fuß der Treppe hinter seinem Schreibtisch saß, seinen Compad reichte, bildete das Wasser kleine Pfützen an seinen Füßen.
Der Korporal tippte eine Kennung in das Terminal auf seinem Schreibtisch und lehnte sich zurück, um auf die Freigabe zu warten. »Naß draußen, Sir?«
»Etwas. Und kühler wird's.« Gegen Mitte der Erstnacht waren die Außentemperaturen fast bis auf den Gefrierpunkt gefallen. Die wochenlangen Stürme des Nahen Vorbeizugs hatten die Auswirkungen eines gigantischen Wärmetauschers und in der langen, langen Nacht, die auf das Perihel folgte, strahlte der Planet seine Wärmeenergie schnell ab. Bald würde der Sturm abflauen und in den Bergen der Schneefall beginnen.
Grayson dachte an den Thunder Rift. Inzwischen mußte das Eis ganz verschwunden und der Wasserfall versiegt sein. Ohne das Eisdach konnte man vom Seeufer am Boden der Schlucht sogar bei Tag die Sterne zwischen den Bergen funkeln sehen.
»Alles in Ordnung, Sir. Sie können rein.« Der Korporal drückte einen Knopf und das dicke Stahlgitter wich zur Seite.
»Danke.« Grayson betrat den langen, schwach erleuchteten Gang. Die Zelle, nach der er suchte, lag am anderen Ende des Flurs.
Lori Kalmar saß auf der Bank ihrer Zelle. Sie hatte die Knie unter das Kinn gezogen und starrte auf die gegenüberliegende Zellenwand. Man hatte ihr ein langes Uniformhemd und eine Hose gegeben, aber ihre Füße steckten noch immer in den leichten Mokassins, die sie im Mech getragen hatte. Das langbeinige und schlanke Mädchen war ganz und gar nicht unattraktiv, dachte Grayson, als er sie so betrachtete. Ihr Gesichtsausdruck jedoch war mürrisch und verbittert.
Grayson trat ans Gitter und sprach sie an.
Kalmar warf ihren Kopf herum, starrte dann aber wieder auf die Wand. »Oh«, bemerkte sie tonlos. »Sie.« Unter den Augen des Mädchens waren dunkle Ringe, aber ihr Haar war sorgfältig gekämmt. Es war so blond, daß es im fahlen Licht der Zelle fast wie Silber aussah.
»Sind Sie okay? Werden Sie anständig behandelt?«
»Was interessiert Sie das?« fauchte sie.
Grayson hatte ihretwegen Schuldgefühle, seit er sie im Milizhauptquartier aus den Händen gegeben hatte, aber das konnte die Heuschreck-Pilotin nicht wissen. Immerhin hatte er ihr versprochen, niemand würde ihr Schaden zufügen. Und jetzt war sie verhört worden. Seinen Informationen nach waren die Verhörmethoden der Miliz eher psychologischer und chemischer als körperlicher Natur. Die Garde dagegen sollte Gerüchten zufolge geradezu enthusiastisch zu Werke gehen, wenn es darum ging, neue Foltermethoden für ihre Verhöre zu entwickeln. Diese Gerüchte hatten Graysons Panik ausgelöst, als er vor Maras Haus den Gardisten begegnet war. Aber gleichgültig, welche Form ein Verhör nahm, es war eine brutale Prozedur, die den Gefangenen erschöpft, ausgelaugt und mit einem tiefen Gefühl der Einsamkeit zurückließ.
»Ich möchte mit Ihnen reden.«
»Was sonst«, erwiderte sie fuchtig. »Alle Welt will dasselbe von mir ... mit mir reden.«
»Möchten Sie hier raus?«
Kalmars Kopf fuhr herum; sie starrte ihn an. Ihre Augen waren von einem tiefen Blau. »Was soll das? Wieder eine neue Verhörmethode?« Ihre Stimme war hart, aber Grayson merkte, daß sie nur mühsam die Tränen zurückhalten konnte. »Wir sind fertig, verstehen Sie? Ich hab Ihnen schon alles erzählt, was ich weiß!«
Grayson kannte Loris Geschichte aus dem Sicherheitsdossier, das man während des Verhörs über sie angelegt hatte. Sie war auf Sigurd geboren und aufgewachsen, einem bitterkalten, isolierten Planeten, der eine von zwölf Welten in Hendriks Konföderation darstellte. Ihre Eltern waren in einer höllischen Nacht zu Tode gekommen, als die Regierung die Oppositionskräfte auf Sigurd mit handfesten Argumenten davon überzeugte, daß
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