BattleTech 02: Gray Death Trilogie 2 - Der Söldnerstern
silbernen Tisch. Mit einem Taschentuch wischte er Staub und einen verirrten Spritzer einer trockenen braunen Masse vom Sitzpolster, dann setzte er sich.
»Also gut. Hören wir uns an, was sie zu sagen hat.« Der Traum begann so wie immer.
Lori saß im engen Cockpit ihres Heuschreck, die Hände an den Kontrollen, und ihr Körper machte die wogenden Bewegungen ihrer Maschine mit. Sie wurde von Eile getrieben, wußte aber nicht, was sie so hetzte. Ihr Pulsschlag dröhnte ihr in den Ohren. Die vorüberziehende Landschaft war ihr wohlvertraut... ein ödes, karges Wüstenland, Eiszinnen und Schneewehen unter mitternachtsblauem Himmel. Es war Sigurd, eine Welt gefrorener Meere und turmhoher Gletscher. Ihre Heimatwelt.
Sigurd war ein Planet, der in ihren Gedanken unverrückbar mit Kälte gleichgesetzt war, aber während sie ihren Heuschreck weitertrieb, fühlte sie keine Kälte sondern Hitze. Sie konnte den Schweiß auf Gesicht und Brust fühlen, konnte fühlen, wie er an ihrem Rückgrat hinunterlief, um sich unten zu sammeln. Das war mehr als nur die normale Hitze eines arbeitenden BattleMechs, mehr sogar als die Hitze eines Wärmestaus im Kampf. Durch die Cockpitfenster ihres Mechs konnte sie die Reflexion der hinter ihr aufholenden Flammen erkennen.
Feuer!
Ihre Hände bedienten die Kontrollen, der Heuschreck wirbelte herum. Ein niedriges, dickwandiges Blockhaus löste sich in den Flammen auf wie Zucker in heißem Tee. Es war ihr Haus, das da brannte.
Mitten in der Nacht waren die Soldaten gekommen. Jetzt stand das Dorf in Flammen, und ihr Haus brannte. Sie konnte ihre Eltern und Brüder schreien hören, konnte die Hände des Nachbarn fühlen, der sie zurückgezerrt hatte, als sie sich in diese Hölle aus Feuer und Schmerzen werfen wollte. Nein ... keine Hände. Ihre Sicherheitsgurte gruben sich in ihre Schultern wie der unvergessene Griff jenes Nachbarn.
Papa!
Sie kämpfte, schlug um sich. Papa war irgendwo da in den Flammen. Sie mußte ihn erreichen, aber es stand jemand im Weg. Es war ein großer, hagerer Mann, der ihr den Rücken zuwandte. Er stand zwischen ihr und dem brennenden Haus, und er trug etwas auf der Schulter, etwas Kurzes, Gedrungenes, Schreckliches.
Als er sich umdrehte, sah sie, daß es Grayson Carlyle war. Er stand unter ihr, gerade so, wie sie ihn an jenem ersten Tag auf der Stadtstraße von Trellwan gesehen hatte. Damals hatten sie auf entgegengesetzten Seiten gestanden. Ohne es zu wissen hatte sie für einen KuritaKriegsfürsten gekämpft, und er hatte die verzweifelte Verteidigung der örtlichen Miliz organisiert.
Er blickte durch den Zielmechanismus des Infernowerfers und richtete die Waffe auf ihr Cockpit. Sein Mund verformte sich zu dem vertrauten, schiefen Grinsen, als er den Auslöser betätigte ...
Sie saß kerzengerade und hellwach in ihrem Bett. Die Bettlaken waren klatschnaß, ihr Haar klebte in feuchten Strähnen an ihrem Gesicht und ihren nackten Schultern. Sie saß einen Augenblick lang stumm und schwer atmend da, ließ die nur undeutlich erkennbaren aber vertrauten Umrisse der Möbel in ihrer dunklen Kabine auf sich einwirken — das kleine Terminal an ihrem Schreibtisch, ihren Uniformschrank, den Nachttisch neben dem Bett. Sie kreuzte die Arme über dem Busen und zitterte. Es war nur ein Traum. Nur ein Traum.
Er hatte nicht gefeuert... er hatte es nicht getan! Sie zwang sich zu dieser Erinnerung, um die Angst zu bekämpfen. Er hatte sie und ihren Heuschreck in einer Sackgasse in die Falle gelockt, hatte sie gefangengenommen. Er hatte den Auslöser nicht durchgezogen, obwohl er es leicht hätte tun können. Warum träumte sie immer wieder, daß er es doch getan hatte?
Mit einer Hand tastete sie in der Dunkelheit über ihren Nachttisch und suchte nach dem Lichtschalter. Die Deckenleuchten flackerten auf. Sie rieb sich Schlaf und Haare aus den Augen. Die programmierbare Uhr neben ihrem Bett zeigte die Zeit nach verthandischer Rechnung ... 02:10. Inzwischen wußte sie, daß sie so schnell nicht wieder zu Schlaf kommen würde.
Lori stand auf, glitt in den schrankgroßen Waschraum und spritzte sich Wasser ins Gesicht, bis das klebrige Gefühl verschwunden war. Nachdem sie Shorts, ein Hemd und ein Paar Halbstiefel angezogen hatte, verließ sie ihre Kabine.
Die Phobos kam auch in der Nacht nicht ganz zur Ruhe. Wenn die Mechs nicht unterwegs waren, blieb die Nachtwache jedoch auf ihren Posten im Maschinenraum und auf der Brücke. Sie begegnete niemandem, als sie der Biegung des Außenkorridors
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