BattleTech 02: Gray Death Trilogie 2 - Der Söldnerstern
Grayson in ihren Träumen immer als einen Zerstörer, in Flammen gebadet, der den Infernowerfer auf ihr Gesicht richtete? Es machte ihr Angst, und diese Angst machte sie obendrein noch wütend.
Als sie Grayson Carlyle zum erstenmal begegnet war, hatte Lori ihren Heuschreck auf einer Welt in den Kampf geführt, von der sie vorher noch nie etwas gehört hatte, für Herren, die sie nicht kannte. Er hatte vor ihr gestanden, allein, ungeschützt, einen Infernowerfer auf der Schulter. Er hatte ihr befohlen, aus dem Mech zu kommen und sich zu ergeben, aber er hatte nicht gefeuert — und es auch nie vorgehabt, wie er ihr später erzählte.
Später, am Thunder Rift, hatte ihr Heuschreck gebrannt, und sie hatte nach ihm geschrien. Und er war nicht gekommen, lange, lange Zeit nicht gekommen. Er war Kilometer entfernt gewesen und hatte um sein eigenes Leben kämpfen müssen, aber der Schrecken dieser Flammen, das Gefühl, von Grayson im Stich gelassen zu werden, das hatte eine tiefe, schmerzende Wunde geschlagen. Erst jetzt wurde ihr langsam klar, wie tief diese Wunde war.
Lori hatte sich endlos mit dieser Phobie auseinandergesetzt, hatte ihre Angst vor dem Feuer bekämpft — wenn sie in den Kampf zog oder wenn sie Alpträume quälten. Wenn sie wach war, vertraute sie auf Grayson als ihren Kommandeur. Aber auf einer tieferen Ebene, die nur in ihren Träumen zum Ausdruck kam, assoziierte sie ihn mit der blinden Panik und der Hilflosigkeit, die sie hinter den Kontrollen ihres Heuschreck gefühlt hatte. Grayson hatte nichts zu tun mit dem Tod ihrer Eltern oder ihrer Angst vor Verbrennung und dem Flammentod. Am Tag konnte sie ihn bewundern, konnte sich wünschen, bei ihm zu sein, aber wenn die Nacht kam, kamen auch die schrecklichen Bilder von Feuer und Tod, ein lächelnder Grayson, den Infernowerfer auf der Schulter.
Sie liebte ihn — gib es endlich zu! — aber wie konnte das sein, wenn sie ihm nicht völlig vertrauen konnte?
Lori wollte mit ihm darüber reden. Ihre Ängste waren unvernünftig, aber langsam schien sie zu verstehen. Sie blickte Grayson an und fühlte eine plötzliche Sehnsucht in sich hochsteigen, die sie völlig überraschte. »Gray ...«
Er sah auf. Die Müdigkeit in seinem Gesicht schreckte sie.
»Ich...« Sie stockte, verwirrt und beschämt. »Was kann ich tun?« fragte sie lahm.
»Du kannst wieder ins Bett gehen und ausschlafen, Oberleutnant. Du erinnerst dich vielleicht daran, daß wir morgen früh einen kleinen Spaziergang vor uns haben. Nach Rävö und zurück. Ich möchte, daß du frisch und ausgeruht bist.«
Sie senkte den Blick, um ihre Enttäuschung zu verbergen. Oberleutnant! Vielleicht war sie für ihn jetzt nicht mehr als seine Stellvertreterin geworden!
»Vielleicht sollte ich das wirklich.« Lori stand auf und wandte sich zur Tür. Im Eingang blieb sie stehen, plötzlich von der Hoffnung erfüllt, daß er sie rufen könnte, fragen, was mit ihr los war, mit ihr reden wollte. Oder ... er könnte ihr in ihre Kabine folgen. Der Gedanke jagte ihr einen Schauder über den Rücken — was sollte sie sagen? —, aber er wärmte sie auch, und sie mußte sich eingestehen, daß sie sich genau das wünschte.
Grayson blieb an seinem Tisch und stützte den Kopf in eine Hand, während er den nächsten Bericht las. Dann machte er sich eine Notiz auf dem Compad. Er schien sie völlig vergessen zu haben.
Oberleutnant! Sie wirbelte herum und stürmte durch die Tür.
Regis stand in Flammen.
Von Nagumos Standort an seinem Bürofenster schien das Feuer die ganze Stadt zu verschlingen. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, hob das Kinn und schürzte die Lippen. Die Rebellin Helgameyer hatte zahlreiche ihrer Kollegen genannt, Professoren der Universität, Verwaltungsangestellte, selbst Akademiker des Regierungsrats. Insgesamt standen 117 Namen auf der Liste, bei deren Zusammenstellung sie geholfen hatte. Noch in derselben Nacht waren sämtliche Personen auf der Liste festgenommen worden, und die Hinrichtungen hatten im Morgengrauen auf dem Hof der Universität begonnen. Chefakademiker Haraldssen war das erste Opfer gewesen. Jetzt regierte Nagumo den Planeten im Namen seines Herzogs direkt.
Die Vehemenz der Reaktion durch die Bürger von Regis hatte Nagumo vollkommen überrascht — und er war kein Mann, der Überraschungen schätzte. Statt die Handvoll Dissidenten zu eliminieren, schienen die ersten Salven der Hinrichtungspelotons das Signal zum offenen Aufstand gegeben zu haben. Mit den Studenten hatte es
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