BattleTech 02: Gray Death Trilogie 2 - Der Söldnerstern
hatte kurz vor dem Überfall auf die Sendestation die Ankunft eines Sprungschiffs am Zenitsprungpunkt Norns festgestellt, das nach Empfang einer codierten Kurzimpulsfunkbotschaft (die von Kodos Flottenkryptographen bisher noch nicht entschlüsselt werden konnte) wieder im Hyperraum verschwunden war. Nach Nagumos Einschätzung konnte es sich dabei nur um die Bitte nach weiteren Söldnertruppen handeln.
Die Söldner konnten nicht wissen, daß er durch sein Spionagenetz auf Galatea von ihrer Ankunft in Kenntnis gesetzt worden war. Augenblicklich hatte er einen Kurier losgeschickt, um seine Agenten auf Galatea vor der Rückkehr des Frachters Ärgernis zu warnen. Wohin sollten sie sonst fliegen, um weitere Söldner zu rekrutieren? Seine Leute auf Galatea hatten Nagumos persönliche Erlaubnis erhalten, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Mission des Schiffs zu durchkreuzen.
Aber Nagumo konnte sich nicht auf einen Erfolg verlassen. Vielmehr mußte er davon ausgehen, daß die Verstärkungen eintreffen würden. In der Zwischenzeit zeigte seine Herrschaft über Verthandi Risse. Rebellenüberfälle im gesamten besiedelten Gebiet dieser Welt zwangen die Truppen und Mechs des Kombinats in ihren Garnisonsposten zu bleiben, sich in Konvois zu bewegen, und Einzelreisen durch ländliche Gebiete zu vermeiden. Und nun auch noch ein Aufruhr im Altstadtbezirk von Regis. Ein Aufruhr! Das Ganze hatte als Demonstration begonnen — mit Studenten, die »Tod den Dracos!« riefen. Irgend jemand hatte einen Schuß abgegeben, der einen Milizionär tötete, und ein Zug Kombinatsinfanterie hatte in die Menge gefeuert. Sechs Menschen waren ums Leben gekommen, bevor eine Lanze ScoutMechs den Mob zerstreut hatte. Seither schwelte in der Stadt der Haß.
Was sollte er dem Herzog sagen?
Die Wachen an der Tür zu Raum 6 salutierten mit einem zackigen Faustschlag auf die Brust, den Nagumo mit einem knappen Nicken erwiderte. Er bedeutete seiner Eskorte zu warten und trat durch die schwere Tür, die einer der Posten für ihn geöffnet hatte.
Dr. Vlade und zwei seiner Assistenten befanden sich im Innern des Raums und beugten sich über einen Edelstahltisch, der in der muffig-feuchten, übelriechenden Dunkelheit seltsam fehl am Platz wirkte. Auf das Geräusch der Tür hin wandte sich Vlade um und lächelte breit. »Danke, daß Sie gekommen sind, Sir.«
»Was wollen Sie, Vlade?«
Er hatte keine Zeit dazu, Vlade bei der Betätigung in dessen unterirdischem Spielzimmer zuzusehen. Hier stank es nach Blut, Schweiß und nackter Angst. Schmutz und geronnenes Blut verkrusteten den Boden unter Nagumos makellosen Stiefeln.
»Sir...«
»Beeilen Sie sich, Vlade!« unterbrach er. »Ich habe noch andere Dinge zu tun.«
»Selbstverständlich, Sir. Ich hätte Sie normalerweise überhaupt nicht hierher bemüht. Diese Befragung war reine Routine ... aber ich bin auf faszinierende Informationen gestoßen, und ich dachte mir, Sie wollen sie sicher gleich selbst hören ... statt auf meinen Bericht zu warten.«
»Und?«
Sein oberster Verhörmeister deutete auf den Tisch, der fast ebenso breit wie lang war. Vlades momentaner Gast lag ausgestreckt auf der Arbeitsfläche, gehalten von Stricken an den Hand- und Fußgelenken.
»Nun also, meine Liebe«, sagte Vlade in sanftem, beinahe väterlichem Tonfall. Er richtete die Tischplatte auf und arretierte sie. Nun hing seine Gefangene Nagumo aufrecht gegenüber. »Möchtest du dem Generalgouverneur nicht erzählen, was du mir gesagt hast?«
Die Frau warf den Kopf hin und her. Ihre Augen waren krampfhaft geschlossen, und in ihrem Gesicht glänzten Schweiß und Tränen. Ihre Worte stieß sie mit einer überhasteten Dringlichkeit zwischen verzweifelten, keuchenden Atemzügen hervor. »Bitte nicht mehr weh tun, bitte nicht mehr weh tun, bitte ...«
Vlade blickte an ihr vorbei auf Nagumo. »Das ist Carlotta Helgameyer, Sir. Sie ist ein Mitglied des selbsternannten Revolutionsrats, den Sie auf Rävö gefangengenommen haben.«
»Ich weiß, Vlade, ich habe ihre Akte gelesen.«
»Dann wissen Sie auch, daß sie eine angesehene Professorin der Fakultät dieser Universität ist. Und sie hat mir Namen gegeben, nicht wahr, Carlotta?«
»Bitte, nicht mehr weh tun ... ja ... ja ... alles ... bitte nicht mehr weh tun ...«
Nagumos Augen weiteten sich vor Überraschung. »Sie haben sie so schnell gebrochen? Ich sehe überhaupt keine Verletzungen.«
»Nun, wir haben sie schon seit einer Woche hier, Sir. Nach den physiologischen Reaktionen
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