BattleTech 03: Gray Death Trilogie 3 - Der Preis des Ruhms
SeniorTech war so leise herangekommen, daß Grayson ihn nicht gehört hatte.
Oder vielleicht hatte Lori recht, und er schlief wirklich schon im Stehen.
»Ja, Alard?«
Der Tech machte einen unsicheren Eindruck. »Ich muß mit Ihnen reden, Sir. Es geht um das, was Sie eben erzählt haben.«
»Ja?«
»Es ... na ja, vielleicht habe ich ein paar zusätzliche Informationen für Sie, etwas, das sich in Ihre Planung einbeziehen ließe.«
»Okay. Worum geht's?« Es paßte nicht zu King, so um eine Sache herumzureden. Hatte der Tech etwa Angst?
»Ich weiß nicht so recht, wie ich es sagen soll, Oberst... aber ich bin ein Agent.«
Grayson blickte ihn mit leerem Gesicht an. »Ein Agent? Was für ein Agent?«
»Ein Spion, Sir. Ich bin ein Spion.«
Grayson überraschte sich selbst und sicher auch King mit lautem Gelächter. »Was ist daran so komisch, Sir?« fragte der Agent.
»Allmählich wird die Sache bizarr! So etwas Kompliziertes habe ich überhaupt noch nicht erlebt. Graff war ein Spion von Marik, aber dann stellte sich heraus, daß er in Wirklichkeit ein Spion von ComStar war. In Helmdown rennen Spione herum, die man in der ganzen Stadt kennt, und in unserem Regiment gibt es Spione, die kein Mensch kennt. Wir beide fahren nach Helmdown, um nach Spionen zu suchen, und jetzt stellt sich heraus, daß Sie selber einer sind! Okay... für wen spionieren Sie?«
»Für Herzog Hassid Ricol.«
Graysons Lächeln war wie weggefegt. Sein Lachen war verstummt, selbst seine Erschöpfung war vergessen. Er starrte King mit kalter Miene an. Der Tech wand sich unbehaglich unter seinem Blick.
Herzog Ricol! Der Mann war ein Kurita-Adliger, dessen Herrschaft sich über mehrere Welten entlang der Steiner-Kurita-Grenze erstreckte. Ricol hatte einen Ruf als gefürchteter Krieger, auch wenn er seit vielen Jahren nicht mehr selbst ins Feld gezogen war. Entlang der Steiner-Grenze war er jedoch als >Roter Herzog< oder >Roter Jäger< wohlbekannt.
Es war Herzog Ricol gewesen, der vor vier Jahren jenen Plan entwickelte, der Ricols Namen und Gesicht auf ewig in das Gedächtnis des jungen Grayson Death Carlyle eingebrannt hatte. Der Plan hatte seinen Anfang genommen, als eine kombinierte Garnisonseinheit des Lyranischen Commonwealth aus einer BattleMechKompanie und mehreren Infanteriezügen sich darauf vorbereitet hatte, eine kleine und relativ unwichtige Welt namens Trell I oder Trellwan nahe der Grenze zum Draconis-Kombinat zu verlassen. In einem für die Garnisonseinheit vernichtenden Überraschungsangriff hatten Piraten die Hauptstadt und den Raumhafen des Planeten in ihre Gewalt gebracht. Nachdem die Zivilbevölkerung einige Zeit unter der Gewalt der barbarischen Eroberer gelitten hatte, sollte eine MechEinheit Haus Kuritas landen, die Stadt sichern und die Piraten überwältigen. Der Plan ging davon aus, daß die Bürger der befreiten Stadt die Kurita-Truppen als Retter feiern und nur mit Verachtung auf die Steiner-Soldaten blicken würden, die sie im Stich gelassen hatten — ja, die ihren Abzug vorbereiteten, als die Piraten zugeschlagen hatten.
Diese Steiner-Einheit waren Carlyle's Commandos gewesen, und ihr Kommandeur, Hauptmann Durant Carlyle, war während des Piratenüberfalls ums Leben gekommen. Grayson hatte man für tot gehalten und zurückgelassen, als die Überreste der Einheit die Flucht ins All antraten. Auf Trell I gestrandet, hatte Grayson schließlich entdecken müssen, daß die angeblichen Piraten Herzog Ricols Männer waren, der in einem geschickten Schachzug nicht nur den Planeten, sondern auch die Herzen seiner Bewohner erobern wollte.
Auch die Gray Death Legion wurde auf Trellwan geboren -- entstanden aus Graysons Rachedurst gegen den Roten Kurita-Herzog.
Auf Trellwan hatte Grayson sich gerächt. Ein weiterer Vergeltungsschlag war ihm dann auf Verthandi gelungen, einer Welt, die offiziell unter der Herrschaft Ricols stand, auch wenn der tatsächliche Herrscher des Planeten ein Kurita-Generalgouverneur mit Namen Nagumo, gewesen war.
Seitdem hatte Graysons Drang nach Rache für den Tod seines Vaters und die Vernichtung von Carlyles Kommandos nachgelassen. Vielleicht hatte das mit der wachsenden Erkenntnis zu tun gehabt, daß das, was er jetzt sein eigen nannte — die Gray Death Legion und Freunde wie Ramage und Lori — wertvoller war als seine Rache an einem kleinen Kurita-Herzog.
Aber jetzt weckte die Erwähnung des Roten Herzogs Erinnerungen, Gedanken und Emotionen in Grayson, die er längst vergessen geglaubt hatte. Seine
Weitere Kostenlose Bücher