BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
drängte sie. »Wir haben einen neuen Zugang in Euer Verlies gebrochen, Euer Hoheit. Ich hoffe, Ihr nehmt es uns nicht übel.«
Hanse grinste, seine Lippen waren aufgesprungen. »Nach Ihnen.«
Sie erreichten das Loch ein gutes Stück vor ihren Verfolgern. Jarlik hatte seine Luke geöffnet und horchte. Mit dem gepanzerten Arm seiner Maschine hob er zunächst Hanse empor, dann die beiden anderen.
Sep stieg an Bord ihres Mechs. Ardan kletterte hinter ihr in das enge Cockpit. Hanse war bereits zu Jarlik gestiegen.
»Wir machen uns besser aus dem Staub. Es sind Panzer unterwegs«, meldete Jarlik über Funk.
Die metallenen Füße ihrer Mechs donnerten über die gepflasterten Terrassen, die Rasenflächen, die Blumenbeete. Als sie die Mauer erreichten, schoß Sep eine Bresche hinein, und dann bretterten Jarlik und sie durch die Trümmer, ohne langsamer zu werden.
Auf ihren Ortungsschirmen konnte Sep erkennen, daß der Sommerpalast nun von wilder Aktivität erfüllt war. Überall in der Residenz brannten Lichter, und rote Laserstrahlen schossen durch die Nacht. Sie vermutete, daß die Mechposten in der Verwirrung einander gegenseitig attackierten. Besser konnte es kaum kommen. Niemand hatte die Verfolgung ihres kleinen Trupps aufgenommen, und bis zum Tagesanbruch würden ihre Spuren nicht auffallen.
Sie hastete neben Jarlik zum Raumhafen, wo sie sich mit Ref treffen wollten. Wenn sie Glück hatten, kam niemand auf den Gedanken, sie dort zu suchen, bis es zu spät war. Plötzlich traf sie ein schrecklicher Gedanke.
»Wir haben keinen Piloten!« schrie sie ins Funkgerät.
Einen Augenblick lang erhielt sie keine Antwort, dann ertönte Jarliks vertrautes Brummen.
»Keine Bange. Seine Hoheit meint, er kann das Ding steuern. Wir brauchen ihn nur am Stück hinzuschaffen!«
32
Katrina Steiner war alles andere als dumm. Als ihr Botschafter ihr von seinem seltsamen Gespräch mit Hanse Davion im Sommerpalast von Argyle berichtete, zählte sie zwei und zwei zusammen. Dann rief sie ihre Tochter.
»Es scheint, du hattest die ganze Zeit über recht, Melissa. Der Prinz der Vereinigten Sonnen hat unseren Botschafter gerade informiert, daß er sämtliche Verträge, die zwischen unseren Welten existieren, aufkündigt, einschließlich des Bündnisses, das wir vor ein paar Jahren auf Sol unterzeichnet haben. Der Mann mag wie der echte Hanse Davion ausgesehen, geredet und sich auch so bewegt haben, aber er muß das Double gewesen sein, von dem Ardan gesprochen hat.«
Melissa wurde bleich. »Und Hanse? Was ist mit ihm?«
»Wir wissen nur, daß der Prinz Argyle verlassen hat, um nach New Avalon zu fliegen, was er um diese Jahreszeit noch nie getan hat. Das bedeutet, der echte Prinz ist wahrscheinlich noch dort.«
»Mutter, wir müssen ihm Hilfe schicken!« Melissa gewann langsam ihre Farbe zurück, und ihr Kinn schob sich kampflustig nach vorn.
»Nicht nach Argyle. Ich habe großes Vertrauen in den jungen Sortek. Wenn er nach Argyle geflogen ist, war er schlau genug, vorher für die nötige Rückendeckung zu sorgen. Bis wir dort jemand eingeschleust hätten, wäre es längst zu spät. Das Aufladen dauert viel zu lange. Aber ich werde Hilfe senden ... nach New Avalon.«
»New Avalon?« Melissas Stimme zeugte von Zweifel.
Ihre Mutter setzte sich auf ein niedriges Sofa und zog ihre Tochter neben sich. »Wenn Ardan Hanse gefunden und befreit hat, werden sie den Betrüger nach New Avalon verfolgen. Daran kann kein Zweifel bestehen.«
»Aber das ist so ungewiß!« protestierte das Mädchen.
»Ist es«, stimmte ihre Mutter zu, »aber Ardan und Hanse sind zwei ungemein findige und entschlossene Männer. Und außerdem haben sie treue Freunde, die ihnen helfen. Ich vertraue darauf. Wenn sie versagt haben, verschlechtert sich unsere Position dadurch nicht. Wenn nicht, ist unser Botschafter in der Lage, die Sache zu forcieren und dem echten Hanse die Unterstützung zu liefern, die er braucht, um seinen Thron zurückzugewinnen. Botschafter Efflinger ist auf New Avalon. Über ComStar kann ich ihn in wenigen Wochen erreichen. Wir können nur hoffen, daß es ausreicht.«
»Aber welche Anweisungen willst du ihm geben?« Melissa wirkte ungeduldig und verwirrt zugleich.
»Er soll all seine Informantennetze dazu verwenden, nach einem möglichen Hinweis auf einen >Anwärter< auf den Thron der Vereinigten Sonnen zu suchen. Und wenn sich ein solcher Anwärter meldet, soll er sicherstellen, daß er die Möglichkeit zu einer Konfrontation mit dem Mann erhält, der zur
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