BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
du vermutet hast. Der große Kerl ist wirklich der Echte. Er ähnelt dem Kerl im Palast so sehr, daß man denken könnte, man wäre wirklich besoffen!«
Efflinger seufzte. »Und in der kleinen Wohnung über der Kneipe in der Wine Street sind sie sicher?«
»So sicher wie in Abrahams Schoß. Es sind vernünftige Leute. Sie haben nicht versucht, mir Theater vorzuspielen, nachdem sie wußten, wer ich war und warum ich dort war. Sie haben bravourös mitgespielt. Wir wurden von Minute zu Minute beschwipster, bis wir uns dann entschlossen, ein Fäßchen mit zu ihnen nach oben zu nehmen und durchzumachen. Und sie hatten einen Störsender, um mögliche Mikrophone in ihren Zimmern auszuschalten.«
»Gut!« brummte sein Vater. »Ist er tatsächlich der Prinz? Bist du dir sicher?«
»Ich würde sagen, ja. Nachdem ich mich zu erkennen gegeben hatte, haben sie mir ihre Geschichte erzählt. Und es war eine beachtliche Verschwörung, wenn man alles zusammen betrachtet. Ein Doppelgänger, um die Partnerschaft zwischen Steiner und Davion platzen zu lassen. Ein schneller Austausch, bevor das NAIW sein neues Sicherheitssystem installieren konnte. Und die einzige Person, die dem Prinzen nahe genug stand, um einen Betrüger zu entlarven, aus dem Weg geräumt. Still und leise. Aber nicht ganz erfolgreich.«
»Die Polizei und eine Abteilung der Royal Guards haben heut nacht die Stadt durchkämmt«, bemerkte Maylor. »Ich vermute, die Verschwörer haben die Nachricht erhalten, daß der Prinz ausgebrochen ist. Sie müssen Angst haben, er könnte hier direkt unter ihrer Nase stecken. Stimmt ja auch. Aber wo kommt er her?«
»Sie haben den Austausch auf Argyle durchgeführt. Eine hübsche Geschichte... du solltest sie dir später einmal von ihnen erzählen lassen. Verliese, mitternächtliche Fluchtversuche und massenhaft Details, wie man sie nur in historischen Romanen oder Operetten für möglich hält.«
Maylor saß jetzt ebenfalls in einem tiefen Sessel und entspannte sich. »Eine Weile hatte ich Angst, wir müßten gegen Davion in den Krieg ziehen. Die gebrochenen Verträge, die Entlassung so vieler alter Ratgeber, denen Hanse Davion vertraut hatte, ganz zu schweigen von der wichtigen Bekanntmachung, die sie seit einer Woche überall ankündigen. Das Ganze hat mich ziemlich nervös gemacht. Ein Krieg ist keine Umgebung für jemanden, der die Bequemlichkeit liebt.«
»Und was machen wir jetzt?« fragte sein Sohn. Er schien grundverschieden von dem jungen Mann, der nur wenige Minuten vorher zerzaust und angetrunken ins Haus gebracht worden war.
»Wir werden die Gelegenheit nutzen, die sich uns bietet. Wir werden den echten Prinz und seine Freunde im Palast präsentieren, wenn sämtliche Medien anwesend sind und auf die große Bekanntmachung warten. Und dann verlangen wir mit dem ganzen Gewicht, das unser Haus auf die Beine bringt, daß sich beide einer Prüfung unterziehen.«
Kolek Efflinger nickte, und seine Augen leuchteten noch heller als zuvor. »Und dann ... werden wir sehen.«
33
Avalon City summte vor Unruhe. Unter der Herrschaft der Davions hatten die Bewohner des Zentralplaneten sich an ein ruhiges und friedliches Leben gewöhnt. Aber jetzt schien irgend etwas nicht zu stimmen. Ardan konnte es noch durch die Mauern der Wohnung fühlen, die er mit seinen Freunden teilte.
Die von den Straßen heraufschallenden Gesprächsfetzen, der Lärm aus der Kneipe unter ihnen, selbst das Flüstern der Zimmermädchen auf dem Flur vor der Tür verkündete diese Unruhe im Volk. Sep, die weniger Gefahr lief erkannt zu werden als die übrigen, legte von Zeit zu Zeit Ardans Kapuzenmantel an und schlich sich hinaus, um die neuesten Nachrichten in Erfahrung zu bringen. Sie waren durchweg schlecht.
»Es steht irgendeine Bekanntmachung bevor«, teilte sie ihnen mit, als sie den Mantel abstreifte und eine Tasse Suppe aus Ardans Hand entgegennahm. »Und überall gehen Gerüchte über einen Krieg mit Steiner um. Niemand ist zufrieden, Euer Hoheit. Wirklich niemand. Euer Name wird auf eine Weise gebraucht, wie ich es noch nie erlebt habe. Dieser Betrüger wird die Vereinigten Sonnen in kürzester Zeit ruinieren, wenn wir keinen Weg finden, ihn aufzuhalten.«
»Wir haben nicht genügend Zeit, eine Rebellion zu organisieren«, erwiderte Hanse. Er starrte aus dem schmalen Fenster, dessen schmutzige Scheibe verhinderte, daß man sein Gesicht von der Straße erkannte. »Wir können uns an niemand wenden, der noch ein Amt hat. Wir können nur darauf vertrauen,
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