BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
wirtschaftlicher, alle Bewohner im Palastgebäude unterzubringen, dessen Klimaanlage eingeschaltet bleiben mußte, ob es bewohnt wurde oder nicht.
Niemand versuchte sie aufzuhalten, bis sie den Küchenflügel erreichten.
»Was geht hier vor?«
Sep stöhnte. Fani Lettik hatte die unangenehme Angewohnheit, immer dann aufzutauchen, wenn man sie am wenigsten gebrauchen konnte. Angesichts der beiden gigantischen Metallkolosse jedoch erstarrte Fani auf der Stelle. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck des Grauens, als sie den Kriegshammer und den Kreuzritter über sich aufragen sah. Als Sep und Ref sich ihr weiter näherten, schrie Fani auf, drehte sich um und rannte fort. Es war das erste Mal, daß Sep Fani eingeschüchtert gesehen hatte — aber dazu waren zwei schwere Mechs nötig gewesen.
An der nächsten Ecke kamen die beiden Mechs in die Sackgasse, die Jarlik beschrieben hatte. Sep stand Wache, während Jarlik einen seiner gepanzerten Füße auf das Lüftungsgitter setzte. Auch das Gitter bestand aus solidem Felsgestein. Mit einem gewaltigen Schwung trat er zu und traf den Stein unter dröhnendem Krachen. Rasselnd fielen unter ihnen in der Dunkelheit Steinsplitter den Schacht hinab.
Wieder trat Jarlik zu. Weitere Steinbrocken stürzten hinab und im Gitter wurde ein Loch sichtbar. Sep wagte einen kurzen Einsatz ihres Scheinwerfers. Kein Zweifel, die Wand begann nachzugeben.
Sie zielte mit ihrem Laser und gab einen langen Feuerstoß ab. Der Strahl schmolz den Stein, der dickflüssig und zischend in die immer weiter werdende Öffnung hinabtropfte. Ein weiterer Schuß, und das Gitter war verschwunden. Im Boden war nur noch eine riesige Grube zu sehen.
»Ich geh runter«, erklärte sie. »Du paßt hier oben auf und sorgst dafür, daß mir keiner nachkommt.«
Sep ließ ihren einsatzbereiten Kriegshammer stehen und kletterte ins Freie. Der Stein war noch heiß, und sie mußte einen Augenblick lang warten, bevor sie hinab in die Finsternis springen konnte. Aber jetzt flammten im Palastinnern Lichter auf. Stimmen wurden laut. Sie würden nur allzu bald Gesellschaft bekommen.
Sep ließ sich in das Loch fallen und rollte mit geübter Leichtigkeit ab. Sie sprang auf. Um sie herum herrschte Finsternis. Dann schaltete sie ihren Gürtelscheinwerfer an und sah sich um. Sie befand sich in einem Gewirr von Gängen und Zellen, feucht und kalt. Sie rannte ins Innere des Zellenblocks. »Ardan!« rief sie.
Einen Augenblick lang herrschte Stille. Dann ertönte, von Stein und Entfernung gedämpft, die erhoffte Antwort.
»Sep? Mein Gott! Sep!«
Sie peilte die Stimme an und lief los, wobei sie den Boden vor ihren Füßen sorgfältig ableuchtete. Wenn sie jetzt stolperte und das Bewußtsein verlor, konnte sie keinem mehr helfen. Vor ihren Füßen huschten Ratten zur Seite, deren empörtes Pfeifen hinter ihr her hallte. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
An einer Dreifachkreuzung blieb sie stehen. »Ardan!«
»Hier!« Die Stimme klang näher. Nach rechts. Als sie um die Ecke kam, sah sie in einer Wandhalterung eine Fackel flackern. Vor einer Tür halbwegs den Gang hinunter standen ein Wasserkrug und ein Tablett.
Sie eilte den Gang hinab. Die Tür wurde von einer wuchtigen Metallstange verschlossen, die durch mehrere Halterungen geschoben war. Das zusätzliche Schloß an der Tür machte einen ziemlich stabilen Eindruck.
»Weg von der Tür!« rief sie.
Aus dem Zelleninnern drang ein Grunzen, das sie als Bestätigung interpretierte. Sie zielte mit ihrem Handlaser und brannte das Schloß weg. Als sie die Stange mit dem Stiefel lostrat, schwang die Tür auf.
Zwei bärtige Gesichter blinzelten ins grelle Licht ihrer Lampe. Sie sah, daß ihre Augen nicht an die Helligkeit gewöhnt waren und schaltete den Strahl rasch wieder aus. Das Fackellicht wirkte im Vergleich schwach.
Hanse und Ardan sahen furchtbar aus. Sie wich einen Schritt zurück und warf einen Blick auf die Mahlzeit vor der Tür. Verschimmeltes Essen, öliges Wasser. Unberührt.
»Haben Sie euch hungern lassen?« fragte sie wütend.
»Sie haben versucht uns weichzukriegen. Hast du sauberes Wasser? Wir haben nur das dreckige Zeug bekommen, und verdammt wenig davon«, krächzte Ardan.
Sep griff nach ihrer Hüftflasche. Kein Pilot ging je ohne seine Rationen an Bord eines Mechs, gleichgültig, wie harmlos seine Mission war.
»Hier. Langsam trinken. Erste Regel des Überlebenshandbuchs.«
Während sie redeten, ertönte in der Ferne Lärm. Schritte ... Es wurde Zeit.
»Hier entlang!«
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