BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
funktionierte. Er wollte sich weder bewegen noch reden. Er wollte nicht einmal atmen.
Er fühlte, wie seine Brust sich bewegte. Er wußte, daß er sie nicht hob und senkte ... er war fertig mit dem Atmen. Fertig mit allem. Aber unbeirrt pumpte sein Körper Luft in die Lungen und preßte sie wieder hinaus.
Er versank in schwarze Tiefen ... wie Sumpfwasser. Er versuchte zu schreien, aber nichts geschah. Dann war er tief im Innern der Dunkelheit und sah Lichterschemen bösartiger Farben. Augen ohne Körper. Körper ohne Augen.
Rosa Augen. Blinde Schädel.
An einen Baum gefesselt hing ein Kind, seine Eingeweide hingen aus einer Bauchwunde. Eine Schlange versuchte hineinzukriechen ... die Stelle der Gedärme einzunehmen. Und das würde das Kind in ein Monster verwandeln! Ein fremdartiges Monster, das zu jedem Verbrechen in der Lage war!
Ardan wand sich und stöhnte. Er spürte Hände. Etwas brannte sich eine Ader seines linken Arms entlang, und Vergessen schien ihm zu folgen. Doch das Vergessen verwandelte sich in einen neuen Alptraum.
Er wanderte in seinem Victor durch eine wunderschöne Landschaft. Vor ihm standen Bäume, die reifes Obst trugen. Ihre Äste bogen sich hinab zu den in sanften Tönen blühenden Blumen im Gras. In gepflegten Gärten standen Häuser, deren Wände von Ranken bedeckt waren, an denen schwere Trauben hingen.
An der Straße, die er entlangging, breiteten sich Felder aus. Vögel sangen, während sie in Formation vorbeiflogen und Insekten fingen. Es war so wunderschön! Er achtete darauf, seinen Mech genau in der Mitte des gepflasterten Weges zu halten, um nichts zu beschädigen.
Er trat in den von dichten grünen Schatten erfüllten Wald. Ein Gefühl des Friedens lag über diesem Ort, und gerne hätte er angehalten, um sich auszuruhen, aber der Mech marschierte weiter. Egal was Ardan tat, es schien, als hätte der Victor einen eigenen Willen. Er konnte ihn nicht kontrollieren.
Endlich blieb der Mech stehen. Er schwankte ... und drehte sich auf seiner metallenen Ferse um.
Ardan keuchte auf. Hinter ihm lag völlige Zerstörung. Der Wald war zerschlagen, ruiniert. Nur Baumstümpfe und verkohlte Stämme zeigten, wo er einmal gestanden hatte. Die Straße war aufgerissen. In den Spalten wucherte Unkraut, und kleine Bäume erhoben sich aus ihren Überresten. Die Häuser waren verschwunden. Die Felder waren öde, braun, verbrannt. Nicht ein Obstbaum war geblieben, kein Vogel, nicht einmal ein Insekt lebte noch in der leeren Szenerie.
»Ich bin ein Vernichter!« sprach er mit lauter Stimme. »Ich bin ein Schwert und ich bringe Unheil, wohin ich auch gehe. Selbst der heimtückischste Dolch kann nicht schlimmer wüten als ich.«
Und mit diesen Worten wachte er zum ersten Mal seit zwei Tagen völlig auf.
Er sah sich um. Sein Blick war vernebelt, aber er reichte aus. In der kleinen Kammer befand sich sonst niemand, aber der Vorhang über der Tür bewegte sich noch, so als sei gerade erst jemand hindurchgegangen. Ein Tablett neben seinem Bett enthielt Sprühgeräte mit Medikamenten, die wohl für ihn gedacht waren.
Mit einiger Mühe fixierte er das Tablett. Auf den Medikamentenbehältern sah er das winzige grüne Dreieck mit dem gepanzerten Schwertarm Haus Liaos.
Er war ein Gefangener.
Der Gedanke löste einen Adrenalinstoß aus. Er bewegte sich. Seine Muskeln gehorchten.
Einen Moment lang blieb er erstaunt liegen. Er war so lange Zeit so schwach gewesen ... wie konnte er sich jetzt plötzlich bewegen? Die verantwortlichen MedTechs mußten Meister ihres Fachs sein.
Er wand sich und setzte sich ungeheuer vorsichtig auf. Bevor er einen weiteren Versuch unternahm, ließ er zunächst das Schwindelgefühl in seinem Schädel abklingen. Er blickte an sich hinab und sah, daß er in einen sauberen weißen Kittel gekleidet war. Unter der Pritsche, auf der er gelegen hatte, stand ein Paar Pantoffel.
Vorsichtig schwang er die Beine zur Seite. Nicht schlecht... ein leichtes Schwindelgefühl, aber das schien sich zu legen. Die Pantoffel hatten die richtige Größe für seine breiten Füße.
Als er aufzustehen versuchte, stürzte er beinahe. Sein Gehirn schien im Innern seines Kopfes zu schwanken wie ein Schiff bei starkem Seegang. Aber er war entschlossen zu stehen, zu gehen. Von hier wegzukommen, solange sein Wärter anderweitig beschäftigt war.
Noch während er seine Beine zur Kooperation zwang, wunderte sich Ardan über die Situation, in der er sich befand. Er war ein Gefangener. Die MedTechs mußten wissen, was ihre
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