BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
diese Operation eingeteilt worden waren, auf Hamman. In seinem Quartier knieten sie sich auf den Boden und breiteten die detaillierte Karte des Liao-Hauptquartiers zwischen sich aus.
»Ihr Freund ist in sehr schlechter Verfassung. Der Informant hat ihn gesehen, als er gebracht wurde. Dehydriert, im Delirium. Halb verhungert. Verletzt... ein gebrochener Arm, schwere Schnittwunden und Prellungen am ganzen Körper. Und die Meds nehmen an, daß er irgendeinen Organismus geschluckt haben muß, der seinen Körperhaushalt und seine Verdauung schwer durcheinandergebracht hat. Er wird das Gebäude nicht aus eigener Kraft verlassen können.« Rem deutete auf einen L-förmigen Anbau des Hauptgebäudes.
»Das ist der Haupthospitalflügel. Jedenfalls haben ihn unsere Kommandeure dafür benutzt. Er beherbergt alle notwendige Ausrüstung, Betten, alles. Also benutzen die Liaos ihn genauso. Ich bin mir ziemlich sicher, daß er irgendwo an diesem Hauptkorridor liegt.«
Hamman betrachtete die Entfernung von ihrer derzeitigen Position zum Liao-Stützpunkt. »Wie lange dauert es, bis wir dort sind? Und können wir ungesehen herankommen?«
»Sechs Stunden mit einem Schweber«, erwiderte Rem. »Und wir können in diesem Waldstreifen hier runtergehen ... sehen Sie?« Er legte einen Finger auf die Karte. »Genau hier. Dann können wir in einen Abwasserkanal klettern, der in diesen Bach mündet. Er versorgt die Reaktoren, wir werden also Strahlenschutzanzüge und -Stiefel brauchen. Aus dieser Richtung werden sie keinen Einbruch erwarten — wenn sie überhaupt etwas von dem Rohr ahnen.«
Er grinste. »So lange sind sie noch nicht hier. Ich bezweifle, daß sie ihn schon entdeckt haben.«
»Gut«, erklärte Hamman. »Können Sie die notwendige Ausrüstung innerhalb der nächsten zwei Stunden besorgen? Damit könnten wir etwa gegen Sonnenuntergang dort sein. Die passende Zeit für einen derartigen Vorstoß.«
»Ist klar«, antwortete der Kundschafter. »Landezeit neunzehn Uhr?«
»Ganz genau.«
Sie schafften es nicht exakt, aber ihr Timing reichte aus. Als sie den Schweber auf einer Lichtung abstellten, war es dunkel. Sie legten ihre Schutzanzüge an und schlichen durch den Wald, um den Bach zu suchen. Sie fanden ihn zwischen schmalen Ufern, halb zugewachsen mit Farnen und Unterholz. Der plätschernde Bach konnte die Männer vor einer Entdeckung verbergen, bis sie die Stelle erreichten, an der er in den Tunnel mündete.
Sie bewegten sich so leise wie möglich durch das Wasser, bis neben ihnen eine noch tiefere Finsternis auftauchte. Der Eingang des Abwasserkanals.
Vorsichtig entfernten sie das Schutzgitter mit den Spezialwerkzeugen, die Rem dafür besorgt hatte. Einmal im Innern des Rohrs wurde das Wasser seicht. Als sie sich einen Weg den Tunnel hinauf bahnten, begannen ihre Geigerzähler schneller zu rattern.
Sie verzichteten weitestgehend auf Licht. Nur Rem hatte einen Leuchtstab, der gerade ausreichte, um zu verhindern, daß sie an Tunnelbiegungen gegen die Wand liefen.
Als sie die Abschirmwand erreichten, von der aus das Hauptrohr gespeist wurde, sahen sie sich einem weiteren Schutzgitter gegenüber. Auch dieses Gitter mußte ihrem Werkzeug weichen. Diesmal waren sie so vorsichtig, daß kaum ein Geräusch ihre Arbeit begleitete.
Und dann standen sie im Untergeschoß des Gebäudes. Hamman, der die Karten auswendig gelernt hatte, wandte sich nach rechts und kletterte zu einem Inspektionssteg hinauf. Jetzt kam es darauf an, ob sie Glück hatten ... oder Pech. Er konnte nur das Beste hoffen.
18
Ardan hatte es irgendwie geschafft, zurück in sein Bett
zu kommen, bevor er wieder ohnmächtig wurde. Jetzt bewegte er sich wieder, versuchte zu sprechen, und eine
Hand berührte sein Gesicht. Eine gedämpfte Stimme sprach mit jemand auf der anderen Seite der Tür. Er versuchte etwas aufzuschnappen, aber die Worte waren
zu verzerrt, um einen Sinn zu ergeben.
Er erinnerte sich an etwas ... an eine solide Tatsache, auf die er sich verlassen konnte. Er hatte die Medikamente gesehen. Sie waren mit Liao-Insignien markiert gewesen. Also war er in der Hand des Feindes.
Er versuchte nicht mehr zu sprechen und die Menschen in seiner Umgebung vor dem Hanseduplikat zu warnen, das er gesehen hatte. Die Erinnerung an seine Wanderung durch das Gebäude wurde allmählich unwirklich und verschwommen, aber der Anblick jenes leeren Gesichts in der Zelle war klar und deutlich in seine Erinnerung eingebrannt.
Eine Hand schüttelte ihn an der Schulter. Die Stimme vor
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