BattleTech 05: Warrior 1 - En Garde
Planeten leuchteten diamantweiß und saphirblau die Sterne. Ohne eine Atmosphäre, die ihr Licht dämpfen oder brechen konnte, flimmerten sie nicht, sondern starrten unbewegt herab auf die Menschen an Bord der Silberadler.
Der Kapitän sprach mit leiser Stimme. »Auf mich wirkt es häufig ganz genauso.«
Auf Andrews Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. »Die Sterne sind wie wachsame Augen ... Beinahe als würde das Universum leben.« Er streckte die Hand zur Decke aus, als wolle er einen Stern fassen und festhalten.
Melissa schauderte. »Es wirkt so kalt und gnadenlos.«
Von Breunig nickte. »Der Weltraum ist ein Amboß, auf dem die Schwachen zerbrechen. Die Seefahrer der alten Erde fürchteten und liebten das Meer. Ich fühle dasselbe, was den Weltraum betrifft.«
Ein zweiter Warnton drang durch das Schiff. Der Kapitän winkte seine Gäste zu ihren Sesseln und schnallte sich ebenfalls an. »Ich hoffe, Ihr Prinz Davion und sein New Avalon Institut der Wissenschaften findet eine Methode, Schwerkraft künstlich herzustellen, Lieutenant. Mich stört es immer wieder, wenn ich schwerelos werde, sobald wir den Schub abschalten.«
Der Kapitän betätigte mehrere Tasten auf seiner Konsole, und aus einem versteckten Fach wurde ein Monitor ausgefahren. Das darauf erscheinende Bild wurde offensichtlich von einer Brückenkamera geliefert. Das Trio beobachtete die Pilotin beim Andocken an die Bifrost. Die Computer drehten und verengten die verschiedenen ineinandergreifenden Ringe der Dockkrägen. Dann fuhr die Pilotin den K-F-Triebwerkstaster aus und befestigte ihn sicher an der Spindel der Bifrost.
Ihre Stimme drang aus einem kleinen Lautsprecher auf der Konsole. »Erbitte Sprungfreigabe, Sir.«
»Erteilt.«
Melissa umklammerte die Armlehnen ihres Sessels. Ein letztes Warnsignal — diesmal erheblich eindringlicher — ertönte eine Minute vor dem Sprung. Melissa begann zu schwitzen; der Schweiß sammelte sich in ihrem Nacken und zwischen ihren Brüsten. Sie zwang sich, normal zu atmen, und ihre Augen offen zu halten. Nein, diesmal werde ich die Augen nicht zukneifen.
Sie sprangen.
Über ihnen verschwammen die Sterne, dann flammten sie plötzlich auf und Melissas Gesichtsfeld wurde von einem einzigen gewaltigen Lichtblitz erfüllt. Schreit das Universum seinen Schmerz heraus? Kann es fühlen, wie wir sein Fleisch zerteilen und seine Seele zerreißen ? Einen Augenblick lang stürzte das gesamte Schiff auf sie ein, dann schien alles von ihr fortzustreben und sich wie in einem Jahrmarktszerrspiegel zu dehnen.
Genauso plötzlich sprang alles mit einem beinahe körperlich fühlbaren Schlag wieder ins gewohnte Blickfeld. Melissa schüttelte den Kopf, um das Schwindelgefühl zu vertreiben, und kämpfte gegen Übelkeit an. Schweiß hüllte ihren Körper wie in eine kalte, feuchte Decke. Sie schloß die Augen und schmeckte Galle. Immer noch gegen die Übelkeit ankämpfend, lehnte sie sich zurück und sah empor.
Der Sichtschirm über ihr wurde von einem Planetoiden, größer als Tharkad City, ausgefüllt. Blaue Lichter blinkten auf hohen Türmen. Zwischen den pockennarbigen Klippen und Canyons auf der Oberfläche des braunen Felsens erkannte sie einen ganz offensichtlich von Menschenhand geschaffenen Kuppelbau. Dann, als der Felsen sich unter dem Schiff drehte, bemerkte sie das erleuchtete Rechteck in der Felsoberfläche des Planetoiden.
Angst stieg in ihr auf. Das Drängen in der Stimme der Pilotin oder die Sorge in Kapitän von Breunigs hastigen, abgehackten Antworten nahm sie kaum wahr. Melissa wußte ganz instinktiv, daß irgend etwas ganz fürchterlich schiefgegangen war.
43
Luthien
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
23. Mai 3027
Subhash Indrahar verneigte sich tief vor Takashi Kurita. Der schwarze Kimono, der seinen muskulösen Körper verhüllte, paßte in seiner düsteren Farbe ganz und gar nicht zu einem Mann, der wegen seiner Ausgelassenheit den Spitznamen >Lächler< trug. Aber die Art seiner Kleidung war der Bedeutung von Indrahars Mission angemessen.
Takashi Kurita, Koordinator des Draconis-Kombinats, erwiderte die Verbeugung des Direktors der Internen Sicherheitsagentur. Mit einer eleganten Geste forderte er Indrahar auf, sich auf dem Kissen zu Rechten des Koordinators niederzulassen — an einem Ehrenplatz. Als der ISA-Direktor zu seinem Kissen ging, sammelte Kurita die Reispapierbögen ein, die er mit kalligraphischen Zeichen gefüllt hatte, und legte sie beiseite.
Indrahar kniete sich auf das Kissen.
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