BattleTech 05: Warrior 1 - En Garde
weicher. »Ich vergaß. Sie sind noch ein Kind. Hören Sie, der Grund, aus dem wir kämpfen, der Grund, aus dem von Breunig und Redburn und all die anderen für Sie in den Tod gegangen sind, hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun. Nur in Märchengeschichten setzt jemand sein Leben für blonde Locken und lange Beine aufs Spiel. Deswegen kämpfen wir nicht.«
Melissas Hände fielen herab. Sie wandte sich um und sah Clovis in die braunen Augen. »Warum dann? Warum kämpfen Sie?«
Der Zwerg hob die Schultern. »Wir kämpfen um die Zukunft. Jeder Mensch braucht die Hoffnung, daß sein Leben mit zu einer besseren Zukunft unserer Gattung beitragen kann. Ich gebe zu, daß die Draconier einen Blick auf die Dinge haben, der grundverschieden von dem unseren ist, aber diese Ninjas und die Mechs, die hierher unterwegs sind, wollen auch etwas verändern.
Sie repräsentieren die Zukunft. Wir kämpfen eigentlich nicht direkt für, über oder um Sie persönlich. Wir kämpfen darum, daß unsere Vision der Zukunft über deren Zukunftsvorstellungen triumphieren kann. Und Sie sind nun mal ein Teil unserer Vision. Wenn Sie hier sterben, sterben viele Träume mit Ihnen.«
Melissa blickte hinab auf die Gewehre, die auf dem Tunnelboden lagen. »Aber ich weiß nicht, ob ich noch einmal einen Menschen erschießen könnte.«
Clovis reichte ihr die Pistole. »Wenn Sie nicht bereit sind, für die Zukunft zu kämpfen, wer dann?« Clovis starrte in die Ferne, als sähe er etwas, Lichtjahre entfernt. »Außerdem haben wir beide die Pflicht, das Commonwealth zu schützen. Hier sind die Draconier hinter uns her, aber es war jemand im Innern des Commonwealth, der Ihre Entführung in die Wege geleitet hat. Wir müssen von hier wegkommen, um zu verhindern, daß diese Verschwörer aus ihrem Verrat einen Nutzen ziehen können.«
Mit tränennassen Augen bückte Melissa sich und hob die Sturmgewehre auf. Dann trat sie etwas zur Seite und überließ dem Zwerg die Führung.
Clovis kletterte aus dem Loch und ging hinüber zur Tür. Melissa folgte ihm. Vorsichtig schlichen sie aus dem Zimmer und den Gang hinunter. Sie entfernten sich vom Befehlszentrum und kamen bald an eine Wartungstreppe, die hinab zur Echoetage führte.
Clovis lächelte. »Soweit ich mich entsinnen kann, pflegte Viscount Monahan sein Raumboot im kleinen Raumhangar unterzubringen. Wir sind damit manchmal zu den anderen Asteroiden geflogen, die in diesem System ausgebeutet wurden. Wenn die ISA-Ninjas es nicht zerstört haben, können wir uns mit dem Raumboot auf einem davon verstecken.«
Melissa nickte und stieg die Treppe hinab. Dann gab sie Clovis Deckung. Am Fuß der Treppe musterte Melissa den Korridor, der zur Oberfläche des Asteroiden führte, und gab Clovis mit einem Nicken zu verstehen, daß alles in Ordnung sei.
Sie trat durch die Tür und sah nur eine verschwommene Bewegung, als der Ninja, der an der Wand über dem Durchgang gehangen hatte, sich auf sie herabfallen ließ. Ein muskulöser Arm legte sich um ihren Hals und ihr Angreifer trat das Gewehr aus ihrer Hand. Sie versuchte, die Pistole an ihrer rechten Hüfte zu ziehen, aber mit einem schnellen Handkantenschlag lähmte der Ninja ihren Arm und schleuderte sie gegen die nächste Wand. Sterne explodierten vor Melissas Augen, als ihr Kopf auf den Boden schlug. Durch die tanzenden Lichter sah sie, wie der Ninja Clovis in einer Beinschere packte und zu Boden warf. In einer schnellen Bewegung zog er sein Katana. Er hob es neben sein rechtes Ohr. Clovis versuchte den Schlag mit dem Arm abzuwehren.
»Nein!« rief sie scharf, mit aller Macht und Autorität, die sie aufbringen konnte. »Ich bin Melissa Steiner. Töten Sie ihn nicht!« Der Ninja, gewohnt zu gehorchen, erstarrte. Dann drehte er sich um. Er senkte sein Schwert und verbeugte sich. »Ich bin geehrt, designierter Archon.« Er deutete zurück zur Treppe. »Sie werden mir zu meinem Kommandanten folgen.«
Sie sah, wie der Mann abrupt nach links herumgerissen wurde, noch bevor sie den Schuß hörte. Unwillkürlich fiel ihre rechte Hand auf den Griff der Pistole. Als der Ninja den Gang hinunter blickte und nach dem Karabiner griff, der an seiner Hüfte hing, stieß Melissa ihm die Automatikpistole in den Rücken und drückte ab.
Der Ninja fiel nach hinten, die Hände auf den Leib gepreßt, und er schrie seine Schmerzen heraus, aber Melissa fühlte weder Reue noch Mitleid. Kalte Wut erfüllte sie, eine Wut gegen die Menschen und Ereignisse, die sie gezwungen hatten, ihn zu töten.
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