BattleTech 06: Warrior 2 - Riposte
und begann sich langsam durch eine uralte Serie von Bewegungen zu arbeiten, die jeden Muskel ihres Körpers dehnen und aufwärmen sollten.
Justin betrachtete sie aus der Dunkelheit. Er beneidete das blaue Mondlicht, das ihren Körper streichelte, und fühlte ein jähes Verlangen. Ihr Körper ist wunderschön, aber ich weiß, daß die Anziehung, die sie auf mich ausübt, auf mehr beruht. Er lehnte sich gegen einen der Bäume, die wegen ihrer Symbolik von Stärke in Verbindung mit Flexibilität hier angepflanzt worden waren, und verschränkte die Arme. Ich kann nicht bestreiten, daß wir uns nahegekommen sind oder vielleicht sogar, daß ich sie liebe. Aber wieso flüstert mir tief in meinem Innern etwas ein, es ist ein Fehler?
Langsam hob sich Candaces Kopf. Sie schien seine Verstimmung zu spüren. »Was ist los, Justin?«
Er knirschte mit den Zähnen. »Ich mag es nicht, wenn man mich benutzt.«
»Was?« Sie kam einen halben Schritt näher, hielt aber sofort inne, als er sich versteifte. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
Ihre Verwirrung scheint echt ... Er schluckte schwer und breitete die Arme aus. »Du hast mich gegen deine Schwester eingesetzt wie ein Skalpell. Du hast ihren Plan vereinnahmt und noch einen drauf gesetzt. Sicher, du erklärst, daß meine Anwesenheit Hanse Davion verärgern wird.« Justin streckte ihr wütend den Zeigefinger ins Gesicht. »Was ist, wenn ich Hanse Davion nicht sehen will?«
Angesichts der Wut in seiner Stimme zuckte Candace zurück. »Ich verstehe nicht. Das wäre deine Chance, dem Löwen in seiner Höhle eins auszuwischen.«
Justin wandte sich ab. »Der Gedanke, dem Mann wieder gegenüberzutreten, der mich erniedrigt hat, ist nicht gerade angenehm.« Er starrte auf die Berge in der blauen Ferne. »Sicher, meine Siege auf Solaris haben ihn geärgert, aber dadurch ist er weder besiegt noch bereut er etwas.« Justin sah sich zu Candace um. »Meine Rolle bei dieser Hochzeit wird die eines Dienstboten sein, eines Spions, der Informationen beschaffen soll. Du benutzt mich wie eine Neuropeitsche, um ihn zu einer Reaktion zu provozieren.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Ich mag es nicht, wenn man mich als nützliches Werkzeug betrachtet.«
Candace stand einen Moment lang schweigend da, die Hände in die Hüften gestemmt, und sah ihn an. »Du denkst, deshalb habe ich dich als meinen Begleiter vorgeschlagen?«
Justin drehte sich um. »Was soll ich sonst denken, Candace. Es sei denn, du kannst es nicht ertragen, keinen Übungspartner zu haben?«
Justin sah, wie die Wut in ihr hochkam, aber es gelang ihr, die Emotion zu beherrschen. Sie senkte in leichter Reue den Kopf. »Ich entschuldige mich, daß ich dich dazu benutzt habe, meine Schwester zu treffen.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe, als müsse sie ihre nächsten Worte sorgfältig überdenken. »Ich habe mir nicht klargemacht, wie sehr es dich schmerzen könnte, Hanse Davion zu sehen.« Sie hob den Kopf und schien sein Gesicht in der Dunkelheit zu suchen. »Aber es war der einzige Weg, der mir einfiel, meinen Vater davon zu überzeugen, daß du mich begleiten mußt.«
Justin starrte sie an. »Und was ist daran so wichtig?«
Candace streckte die Arme nach ihm aus. »Weil ich dich dabei haben will.«
Justin trat auf sie zu, nahm ihre Hände und zog sie an sich. »Der Palast ist voller Diener ...«
Candace legte ihm die Arme um den Hals und drückte ihre Stirn leicht an seine. »Das ist wahr, Justin Xiang, aber ich will keinen Diener als Begleitung, auch meinen Übungspartner nicht. Ich will dich bei mir haben.« Ihre Lippen berührten seine. »Ich will dich als meinen Begleiter und meinen Gefährten. Und zum Teufel damit, was irgend jemand sonst in der Inneren Sphäre davon hält!«
20
Arc-Royal
Distrikt Donegal, Lyranisches Commonwealth
3. März 3028
Der Wind trug Pinienduft in das Landungsschiff Manannan MacLir, als Daniel Allard die Luke öffnete. Er atmete tief durch, dann lächelte er Morgan Kell an. »Das duftet nach Heimat, Oberst.«
Das grelle Licht der Bogenlampen fiel in die Personenschleuse, als die Luke sich nach oben in den Schiffsrumpf schob. Das Licht stieg an Morgans Gestalt empor, von den schwarzen Stiefeln über die Hose in derselben Farbe zur roten Jacke der Ausgehuniform. Das Silber des Tamar-Tiger-Ordens funkelte in seinem Glanz, dann spielte es über die grauen Strähnen in Kells schwarzem Haar und Bart.
Dan blinzelte ins Licht. Vor den Scheinwerfern sah er die Kell Hounds aufmarschiert. In langen Reihen
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