BattleTech 07: Warrior 3 - Coupe
nicht, sondern lehnte sich auf der Sitzkante vor und folgte dem rastlos auf- und abtigernden Hanse mit ruhelosen grünen Augen.
Hanse blieb stehen, die Füße etwas auseinander, die Hände auf dem Rücken, und sah Morgan an. »Ich habe ein Geständnis abzulegen. Vor sechzehn Jahren starb mein Bruder lan in einem Krieg gegen Haus Kurita. Vielleicht war es dumm von ihm, sich in derartige Gefahr zu begeben, aber als Prinz der Vereinigten Sonnen war es sein Recht. Gleichgültig, ob es nun richtig oder falsch war, diese Handlungsweise machte ihn verwundbar, und als er starb, brachte es mich auf den Thron ...«
Morgan schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Das ist nicht nötig, Hanse.«
Doch, Morgan. Meinetwegen ebenso wie deinetwegen. Als Hanse sich zu einem Grinsen zwang, lehnte Morgan sich im Sessel zurück. Hanse blickte auf Quintus und bedeutete ihm, sich ebenfalls zu setzen.
»Davor hatte ich nie viele Gedanken darauf verschwendet, die Vereinigten Sonnen zu regieren, weil ich auf diese Aufgabe nicht vorbereitet worden war. Ich hatte eine militärische Ausbildung und lernte schon früh, daß Strategie und Taktik in der politischen Arena wenig bedeuten. Der letzte Atemzug meines Bruders schleuderte mich aus einer Welt der offenen Kampfhandlungen in eine Welt, in der man einen Angriff häufig erst bemerkt, wenn es schon zu spät ist.«
Der Prinz sah seinen Neffen an. »Ich habe deinen Vater nie sonderlich gemocht, aber ich hatte einen höllischen Respekt vor seiner Fähigkeit, Allianzen und Koalitionen zu formen. Als wir darum stritten, wer von uns beiden lans Thron übernehmen sollte, war es wohl gerade mein Mangel an Hinterlist, der ihn zu Fall brachte. Er verwendete soviel Zeit und Energie darauf, meine versteckten Intrigen zu entdecken, daß ihn meine Frontalangriffe entscheidend schwächen konnten. Die einzige politische Lektion, die ich je gelernt hatte, war, daß man einen Toten nicht bekämpfen kann, und deshalb benutzte ich das Vertrauen meines toten Bruders in meine Fähigkeiten dazu, einen Davion auf dem Thron zu halten.
Im Laufe der Jahre habe ich mehr über Politik gelernt, und der Verfolgungswahn, der deinen Vater so verwundbar machte, hat auch mich infiziert. Ich sah dich an und nahm die Tausende Zeichen von Loyalität und Freundschaft als Fassade, hinter der du möglicherweise meinen Sturz plantest. Ich hätte schon früher, sehr viel früher, erkennen müssen, daß mir in dir mein Spiegelbild zur Zeit vor lans Tod gegenübertrat. Es tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.«
Morgan blickte auf seine Hände. »Ich wollte nie etwas anderes sein als ein Freund, dem du vertrauen konntest.«
Hanse spürte einen Kloß im Hals. »Ich weiß. Und heute weiß ich, daß es nicht meine Angst davor war, daß du in die Fußstapfen deines Vaters treten könntest, die mich davon abgehalten hat, dir in diesem Krieg ein Gefechtskommando zu übertragen. Ich hatte auch keine Angst davor, was geschehen könnte, wenn Liao-Truppen dich gefangennahmen oder töteten.« Er blickte Morgan in die Augen. »In Wahrheit konnte ich es nicht ertragen, einen so engen Freund zu verlieren.«
Morgan runzelte die Stirn. »Wie kannst du mich so bezeichnen, nachdem du gerade erst erklärt hast, Angst vor möglichen Intrigen von meiner Seite zu haben?«
Quintus legte eine Hand auf Morgans Schulter. »Wenn man Angst vor Feuer hat, bedeutet das noch nicht, daß man nie ein Streichholz anzündet. Man zündet nur kein Streichholz an an einem Ort, wo ein Feuer außer Kontrolle geraten könnte. Tief in seinem Innersten wußte Hanse, daß er dir vertrauen konnte. Aber er durfte niemand die Möglichkeit geben, dich gegen ihn auszunutzen.«
Hanse deutete seine Zustimmung an. »Jetzt aber hat sich eine Situation ergeben, die ein taktisches Genie verlangt. Sie ist von lebenswichtiger Bedeutung. Ich werde lans Fehler nicht wiederholen. Außerdem glaube ich nicht, daß uns meine Fähigkeiten den Sieg sichern könnten. Du bist der einzige, dem ich das anvertrauen kann.«
»Gib mir einen Eimer Wasser, und ich stürme das Tor zur Hölle für dich.«
»Ich wünschte, es wäre so einfach.« Er nahm eine Akte vom Schreibtisch und reichte sie seinem Neffen. Während Morgan das Material überflog, sprach Hanse weiter.
»Liao hat mindestens ein Elitebataillon — höchstwahrscheinlich seine Todeskommandos — auf dem Weg nach Kathil. Wir glauben, daß sie die Elektrizitätswerke auf der Planetenoberfläche zerstören sollen. Als Garnison haben wir nur eine
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