BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
Kriegshammer verloren. Dieser Schuß hatte außerdem seine Cockpitpanzerung geknackt, und einige der umherfliegenden Splitter waren ihm in den linken Arm gefahren. Die Schmerzen waren jetzt unwichtig, denn Dechan hatte es noch rechtzeitig zum Regierungsgebäude geschafft.
Er war gerade dabei, Jerry Akuma einen Besuch abzustatten, der Schlange, die für den ganzen Ärger verantwortlich war. Über Jahre hinweg hatte Akuma den Dragonern nur zu schaden versucht. Zwar hätte Dechan lieber Samsonow auf dem Sichtschirm gesehen, aber der Kriegsherr war zu weit weg. Nun mußte er sich eben mit seinem Werkzeug begnügen.
Das Infrarotbild zeigte, daß sich noch ein anderer Mann in dem Raum aufhielt. Obwohl er zum größten Teil unter Trümmern begraben war, hielt seine noch sichtbare Hand eine Pistole umklammert. Kein Mensch, der noch alle Tassen im Schrank hatte, würde sich die Mühe machen, eine Pistole gegen einen Mech zu ziehen, aber Dechan hatte keine Ahnung, was vorgefallen war. Egal, er war hier, um Rache zu nehmen, und die würde er bekommen.
Er schmetterte die Mechfaust durch die Transplex-Fensterwand. Bruchstücke des Hartplastiks regneten auf den mit Trümmern übersäten Teppich nieder, als sich die Hand des Mechs öffnete, um nach dem kauernden Draconier zu greifen. Die Hand schloß sich, wobei die Finger einen Augenblick lang vom massiven Schreibtisch aufgehalten wurden, der Akuma schützte.
Der Aufschub genügte der Schlange. Er entwand sich den Fingern des Molochs und taumelte durch die offene Zimmertür.
»Komm zurück und stirb, du Abschaum!« brüllte Dechan frustriert über die Außenlautsprecher des Mechs. Seine Myomermuskeln spannten sich, als der Dunkelfalke durch die Außenwand des Gebäudes brach. Der Mech fiel auf den Bauch, die Beine baumelten noch nach draußen. Dechan wälzte den Mech auf die Seite, um ein optisches Bild von dem fliehenden Kurita zu erhalten. Der Stahl des Regierungsgebäudes blockierte die Sensoren seines Mechs noch mehr, als die dicken Wände sein Vorwärtskommen.
Akuma warf sich in die wartende Kabine des Aufzugs. Bevor Dechan seinen Mech neu orientieren und seine Waffen zum Einsatz bringen konnte, schlössen sich die Türen. Die Kabine hatte das Stockwerk bereits hinter sich gelassen, als der Laserstrahl des Dunkelfalke die Außentüren in Schlacke verwandelte und sich durch die rückwärtige Wand des Fahrstuhlschachts schmolz.
Dechan fluchte. Wenn er von den Problemen ausging, die es ihm bereitet hatte, in das Verwaltungsgebäude einzudringen, konnte er sich ausrechnen, daß er sich mit dem Falke nicht bis zum Fahrstuhlschacht würde durchwühlen können, bevor Akuma seine Fahrt beendet hatte. Er merkte sich, welchen Schacht der flüchtende Offizier benutzt hatte, und schob sich dann rückwärts kriechend langsam durch das Loch nach draußen. Einmal wäre der Mech fast abgestürzt, aber Dechan konnte sich gerade noch festhalten. Ein unkontrollierter Sturz aus dieser Höhe konnte selbst einen BattleMech demolieren.
Als er sich vollständig hinausgeschoben und orientiert hatte, betätigte er die Sprungdüsen und ließ den Wolkenkratzer einfach los. Der Boden kam schnell näher, aber der ultrahoch erhitzte Dampf bremste den Fall, und die Myomermuskeln erledigten den Rest.
Dechan wendete den Falke und steuerte ihn um die Ecke des Gebäudes. Vor ihm erhoben sich die dunklen Glaszylinder der Fahrstuhlschächte. Dechan sah, daß sich eine Kabine bewegte. Als ihn ein rasches Abzählen davon überzeugte, daß dies in der Tat Akumas Kabine war, fletschte er die Zähne. Er stellte die Zieloptik ein. Als das Fadenkreuz auf seinem Schirm auf der Mitte der Kabine ruhte, eröffnete er das Feuer mit seinem Martell-Laser.
Ein Strahl nach dem anderen schlug in den Fahrstuhlschacht ein. Flammen und Rauch schlugen durch die Löcher, die jeder Schuß in die Wand des Schachts brannte. Schließlich wurden die Halteseile der Kabine durchtrennt, und der brennende Aufzug krachte zehn Stockwerke tief in den Keller des Gebäudes.
Dechan stellte das Feuer ein, überzeugt, daß nichts Menschliches das Inferno überlebt haben konnte.
»Das war für Shadd und all die anderen.« Verstärkt durch die Außenlautsprecher hallten seine Worte durch die Straßen und wurden von den umliegenden Gebäuden zurückgeworfen.
Dechan hatte seine Rache bekommen, aber er fühlte sich nicht befriedigt. Er fühlte sich einfach nur leer.
48
Zentralplaza, Cerant, An Ting
Militärdistrikt Galedon, Draconis-Kombinat
14.
Weitere Kostenlose Bücher