BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
Ting anwesende Dragoner Wolfs Rede hören wollte. Die einzigen, die nicht erschienen waren, waren diejenigen, die die Reste der Ryuken-zcW von Cerant fernhielten oder Luftüberwachung flogen.
Ein vertrautes Geräusch übertönte das Gemurmel der versammelten Dragoner. Es war das unverkennbare Dröhnen riesiger BattleMechfüße auf Beton. Dechan befreite seinen Arm aus der Strickleiter, ergriff dann eine Sprosse und zog sich hoch, um sein Sichtfeld zu vergrößern.
»Was ist los?« rief Dominguez. Von seiner Positon aus konnte er wegen der Menge nichts erkennen.
Ein Lächeln huschte über Dechans Gesicht. »Es sind die Kinder.«
Die Menschen, die der Straße am nächsten standen, brachen beim Anblick der Neuankömmlinge in laute Hurrarufe aus, und schnell hatte sich der Jubel über den gesamten Platz ausgebreitet. Die Rufe verschmolzen mit dem Rhythmus stampfender Füße.
Ein halbes Dutzend Maschinen betraten den Platz. Jede war ein TrainingsMech und trug die Insignien des Trainingskommandos. Diese jungen Piloten hatten sich dadurch ausgezeichnet, daß sie die Dragoner bei den Boupeig-Kasernen vor dem ersten Ansturm der Ryuken gerettet hatten, und sie hatten sich auch in den darauffolgenden Kämpfen als Krieger bewährt. Bei der Verteidigung des Kasernenbereichs hatten sie als mobile Einsatztruppe gedient und damit die erfahreneren Krieger aus Leans und Fräsers Kompanie für die heikle Aufgabe des Straßenkampfs freigemacht. Die jungen Piloten sollten nun ausgezeichnet werden, und bei dieser Gelegenheit steuerten sie auch zum letztenmal die Trainingsmaschinen. Danach würden sie richtige BattleMechs erhalten und Dienst in den Regimentern tun. Sie hatten sich ihren Platz verdient.
Die Helden des Trainingskommandos steuerten ihre Mechs in den abgesperrten Bereich, der für sie reserviert worden war, und schalteten sie ab. Das offene Bodenfahrzeug, das ihnen gefolgt war, fuhr zwischen ihnen hindurch und hielt vor den Stufen des Verwaltungsgebäudes. Ein weißhaariger Offizier, bei dem es sich um Colonel Ellman handeln mußte, stieg aus. Obwohl ihm die Erschöpfung anzumerken war, strahlte er doch eine Aura von Stolz auf seine Schützlinge aus. Dieser Stolz war absolut gerechtfertigt, dachte Dechan. Diese Jungs hatten sich in Situationen bewährt, die auch erfahrenen Kriegern einiges abverlangt hätte.
Die Aufregung über die Ankunft der Rekruten ebbte ab, und die versammelten Dragoner nahmen ihr Gemurmel wieder auf. Von seiner erhöhten Position aus hörte Dechan einigen in Hörweite zu. Das Verlangen nach Rache war allgegenwärtig, und die Leute schienen nur in ihrer Meinung darüber auseinanderzugehen, welcher Weg der beste war. Die meisten schienen Luthien direkt unter Takashi Kuritas Hintern in Brand setzen und Kriegsherr Samsonow dabei als Zündholz benutzen zu wollen.
Die Andeutung einer Bewegung in der Dunkelheit des Verwaltungsgebäudes erregte Dechans Aufmerksamkeit. Er spähte angestrengt blinzelnd durch das helle Sonnenlicht, bevor ihm einfiel, daß die Binox-Schutzbrille, die er zwecks besserer Sicht mitgebracht hatte, auch einen Polarisationsfilter besaß. Also setzte er die Brille, die ihm an einer Schnur um den Hals hing, auf. Jetzt konnte er in den düsteren Flur schauen, der sich von der offenen Eingangstür tief in das Gebäude hinein erstreckte.
Colonel Wolf war mit festem starken Schritt auf dem Weg nach draußen, den Kopf hoch erhoben. Dechan konnte nicht verstehen, wie ein über fünfzig Jahre alter Mann wie Wolf seine Vitalität so schnell wiedererlangen konnte. Eigentlich erwartete man doch von den jüngeren wie ihm selbst, daß sie unverwüstlich waren. Dechan wußte, daß Wolf so erschöpft sein mußte wie alle anderen auch, aber der Colonel ließ sich nichts anmerken.
In der Menge wurde es ruhig, als Wolf sich den Mikrofonen näherte, die seine Worte zu den über den ganzen Platz verteilten Lautsprechern und zu den im Orbit stationierten Dragonern tragen würden.
»Dragoner«, begann Wolf, dessen Blick über die Versammlung wanderte. »Heute begrüßen wir neue MechKrieger in den Reihen unserer kämpfenden Truppe. Ich fordere alle Anwesenden auf, ihnen ihre Hochachtung zu bezeugen.« Hochrufe folgten den ehemaligen Rekruten auf ihrem Weg die Stufen hinauf, wo sie ihre Rangabzeichen aus den Händen des Colonels empfingen.
Als die Zeremonie beendet war, machten die jungen MechKrieger kehrt und gingen zu ihren Trainingsmaschinen zurück, wo sie den neuen Rekruten, die ihren Platz einnehmen
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