BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
konnte er seine Truppen nicht mehr vereinen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Dragoner seine Truppen so weit dezimiert haben würden, daß keine wirksame Gegenwehr mehr möglich war.
Plötzlich ließ der Druck auf die Draconier nach. Überall auf dem jetzt riesengroßen Schlachtfeld zogen sich die Dragoner zurück. Jemand schickte ein Gebet über den offenen Kanal und dankte Buddha für das Wunder. Von seinem Standort aus konnte Minobu jedoch den wahren Grund für den unerwarteten Rückzug der Dragoner ausmachen. Die Atempause für seine Truppen war nicht übernatürlichen Ursprungs.
Das Achte Regiment der Schwerter des Lichts war endlich eingetroffen.
Angesichts der frischen Feindtruppen gaben sich die Dragoner mit den Verwüstungen zufrieden, die sie bereits angerichtet hatten. Die Verfolgung der Ryuken hatte sie ziemlich zerstreut, und nun bestand die Gefahr, daß sie einzeln geschlagen würden. Anstatt sich der geballten Stärke der Schwerter zu stellen, zogen sich die Dragoner zurück.
Ihr Rückzug erfolgte geordnet. Wie Minobu wußten sie, daß andere Schlachten folgen würden.
53
Trolf jelberge, Misery
Militärdistrikt Galedon, Draconis-Kombinat
20. Mai 3028
Ein schwacher Schein am Horizont kündete von der nahenden Morgendämmerung, und Minobus nachtempfindliche Augen nahmen wieder Farben wahr. Ein weiterer Morgen auf Misery, ein weiterer Tag des Kampfes mit Wolfs Dragonern. Die fürchterliche Schlacht auf dem Opdalgletscher lag fast einen Monat zurück. Die Draconier hatten sich ein wenig von diesem schlimmen Anfang erholt, aber die Kämpfe hatten Woche für Woche angedauert, wobei keine Seite einen eindeutigen Vorteil hatte erringen können.
Während das Licht heller wurde, schaute er den im Lager umherhastenden Männern und Frauen zu, die in ihrer Kälteschutzkleidung untersetzt wirkten. Durch den Lautsprecher, der in das Transplexfenster eingesetzt worden war, konnte er schwach die Geräusche der Techs hören, die die BattleMechs für ihre Piloten betriebsbereit machten. Munition aus den schwindenden Vorräten wurde auf die Maschinen verteilt.
Er wandte sich an den Mann, der seit einer halben Stunde schweigend neben ihm stand.
»Es wird Zeit, daß Sie sich Ihrer Einheit anschließen, Michi-San.«
»Hai, Minobu-Sensei.«
Minobu hätte beinahe über die neuerliche Verwendung des Ehrentitels gelacht. »Jetzt ist kaum die Zeit, Ihre rebellische Ader durchscheinen zu lassen.«
»Vielleicht ist jetzt die letzte Möglichkeit dazu.«
Minobus Belustigung veflüchtigte sich. »Dann spüren Sie es auch. Daß dies die letzte Schlacht wird.«
»Hai, Sensei.«
Es blieb kaum noch etwas zu sagen.
»Kämpfen Sie gut!«
»Ich bin ein Samurai, Sensei. Das ist selbstverständlich.«
Michis Worte freuten Minobu. Die innere Kraft des jungen Mannes war gewachsen. Er war nun nicht mehr der unfertige Junge, den Minobu als Adjutanten angestellt hatte. Er legte Michi die Hände auf die Schultern. Er sah in Michis dunkle Augen und sagte: »Ich hoffe, daß sich alle meine Söhne zu ebenso ehrenhaften Samurai entwickeln werden, Michi Noketsuna.«
»Ihre Söhne sollten besser in Ihre Fußstapfen treten, anstatt in meine, Sensei, Es wäre ein Weg größerer Ehre.«
Minobu unterdrückte eine Gemütsbewegung. »Genug, junger Freund.« Er ließ die Hände sinken. »Wir haben eine Schlacht zu schlagen, und Ihr Platz ist dort draußen. Gehen Sie jetzt.«
Michi verbeugte sich tief und ehrerbietig. Minobu erwiderte die Verbeugung unter angemessener Berücksichtigung seines höheren Dienstgrades.
Michi verbeugte sich noch einmal, bevor er kehrt machte und durch die Wärmeschleuse nach draußen verschwand.
Als Minobu ihn dann durch das Transplex-Fenster sah, war Michi unter der Kälteschutzkleidung und der Kombination aus Atemmaske und Brille zu einer anonymen Gestalt geworden, die sich gegen den Wind stemmte, um zu ihrem Mech zu gelangen.
Wie alle anderen KuritaMechs war der rote Ostroc ziemlich mitgenommen, und die eiligen Reparaturen, die immer wieder notwendig gewesen waren, um den Mech einsatzfähig zu halten, ließen sich an den ausgebesserten Stellen in der Panzerung nachvollziehen, auf die lediglich das dunkle Rostschutzmittel aufgesprüht worden war. Die Schlacht und das rauhe Klima Miserys forderten ihren Tribut. Es war ein schwacher Trost, aus den Scoutberichten zu erfahren, daß die Dragoner trotz ihres ausgezeichneten technischen Stabs mit denselben Abnutzungserscheinungen zu kämpfen hatten. Ein Monat
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