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BattleTech 08: Woelfe an der Grenze

BattleTech 08: Woelfe an der Grenze

Titel: BattleTech 08: Woelfe an der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charette
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Stimmung und Temperament des Gegenübers zu messen. Nur nahe Verwandte und alte Freunde konnten auf diese einleitenden Formalitäten verzichten. Über die Monate der Zusamenarbeit mit den Dragonern hatte Minobu erfahren, daß sie in dieser Hinsicht alle so überstürzt vorgingen, aber er hatte sich schließlich daran gewöhnt.
»Warum dieses plötzliches Interesse?« fragte Minobu.
»Das ist eine der Fragen, die ich auch gerne beantwortet hätte. Wir sind seit über einem Jahr in diesem Distrikt, aber erst jetzt ist der Kriegsherr zu der Auffassung gelangt, es sei an der Zeit, daß wir uns miteinander unterhielten. Er kommt zu einer Besprechung nach An Ting, und ich dachte, Sie könnten mir vielleicht eine Vorstellung davon geben, was auf mich zukommt.«
Wolf wartete, während Minobu seine Gedanken ordnete. Minobu war Kriegsherr Samsonow erst zweimal begegnet, aber er hatte keine Schwierigkeiten, das Bild des hochgewachsenen, energischen grauhaarigen Kriegsherrn heraufzubeschwören, der immer so bedacht auf sein Äußeres war. Wolf ging es natürlich nicht um Äußerlichkeiten, sondern er wollte wissen, was für ein Mensch Samsonow war.
»Bei bestimmten Unternehmungen habe ich ein paarmal mit ihm zu tun gehabt«, begann Minobu. »General Samsonow ist ein interessanter Mann. Eingedenk unserer Freundschaft, und weil ich genau weiß, daß Sie das, was ich Ihnen erzähle, für sich behalten, will ich ganz offen sprechen. Seine äußere Erscheinung ist distinguiert, in jeder Beziehung die eines einwandfreien Generals. Er äußert sich immer sehr respektvoll, wenn vom Koordinator die Rede ist, und präsentiert sich als treuer Sohn des Drachen. Seine militärischen Leistungen sind bewundernswert, und ihm ist in Anerkennung für die Gebietsgewinne, die ihm das Kombinat zu verdanken hat, der Drachenorden verliehen worden. Doch scheint etwas in seinem Verhalten fehl am Platz zu sein. Ich fürchte, er könnte insgeheim persönliche Ambitionen hegen, die über das hinausgehen, was für einen Samurai Haus Kuritas angemessen ist.«
An dieser Stelle spitzte Wolf die Ohren. Minobu, der sein Interesse bemerkte, versuchte seine Worte näher zu erklären.
»Er behandelt seine Untergebenen nicht sonderlich respektvoll. Man muß sich fragen, ob ein Mann, der seine Untergebenen nicht mit Respekt behandelt, seinen Vorgesetzten den angemessenen Respekt entgegenbringen kann. Ein Mann, der keinen Respekt vor seinen Vorgesetzten hat, mag danach streben, an ihre Stelle zu treten.
Selbstverständlich hegen alle Menschen insgeheim irgendwelche Ambitionen, und daher kann es sein, daß der General im Grunde doch nicht so ungewöhnlich ist. Viel wichtiger ist, daß ein Mann seine Pflicht erfüllt, und in dieser Beziehung kann man General Samsonow kaum einen Vorwurf machen. Er kümmert sich sehr um seine Dienststelle, daher geht es dem Distrikt Galedon ausgezeichnet. Die Einheiten unter seinem Kommando werden sehr gut versorgt, obwohl ich gehört habe, daß er ungewöhnliche Methoden benutzt, um dies zu gewährleisten. Gewiß handelt es sich bei derartigen Anmerkungen nur um Gerüchte, und wer weiß schon, ob sie nicht mehr auf dem Neid seiner Rivalen als auf Tatsachen beruhen.
Wie Sie wissen, trägt er den Titel Kriegsherr von Galedon. Als Kriegsherr steht er in der Hierarchie des Draconis-Kombinats ziemlich weit oben und hat fast absolute Befehlsgewalt über den Distrikt. Kriegsherr Samsonow gehört darüber hinaus dem ehrenwerten Rat des Koordinators an. In Fürst Kuritas Namen ist er der oberste Herr über mehr als sechzig Sonnensysteme und Hüter der halben Grenze zu den Vereinigten Sonnen.
Er ist ein äußerst mächtiger Mann. Als Freund sehr nützlich, aber als Feind extrem gefährlich.«
Wolf saß eine Zeitlang schweigend da.
»Ich weiß Ihre Ehrlichkeit zu schätzen, Minobu. Sie haben mir etwas zum Nachdenken gegeben«, sagte er und versank dann wieder in Schweigen.
Minobu ließ ihn eine Weile brüten und nutzte die Gelegenheit, sich seinerseits Gedaken über die möglichen Gründe für Samsonows Besuch zu machen. Irgend etwas war im Gange. Aber was? Minobu hatte nicht genügend Informationen, um diese Frage beantworten zu können.
Er betrachtete Wolf aus dem Augenwinkel. In den vergangenen Monaten hatten sie allmählich Vertrauen zueinander gefaßt, und jeder hatte die Stärken des anderen respektiert. Minobu hatte sich kaum Gedanken über Jaimes Privatleben gemacht. Natürlich, Wolf erwähnte es ja auch nie. An diesem Abend hatte Minobu

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