BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
nicht zumindest am Rande interessant, daß Ihr Name in den Büchern der VSDK immer noch auf der Liste der Entrechteten steht?«
Die Mahnung, die von einem, wie Minobu wußte, bestenfalls schlechten MechPiloten kam, kränkte. Er stellte fest, daß er sein Temperament zügeln mußte. Der Mann wußte genau, wie er ihn in Rage versetzen konnte. »Ich bin mir dessen bewußt.«
»Achten Sie auf Ihren Ton, Tetsuhara. Zu einem MechKrieger muß man höflich sein.«
»Es ist, wie Sie sagen, MechKrieger.« Unausstehlicher Fatzke. Einem Fatzke müssen Manieren beigebracht werden. »Stimmt es nicht auch, daß ein Offizier einem höherrangigen Offizier gegenüber Respekt zeigen sollte?«
»Das stimmt tatsächlich, Chu-sa«, erwiderte Akuma mit zuvorkommender Höflichkeit. »Selbst wenn an den Streifen nichts zu ihrer Befestigung ist.«
Minobu horchte auf. Wie konnte Akuma von den Rangabzeichen wissen, die er zusammen mit seiner Beförderung erhalten hatte? Hatte er bei Minobus Schande nach Dromini die Hand im Spiel gehabt? Gehörte er zur ISA? War das der Grund für die ständige Quälerei? Minobu hatte immer angenommen, es sei etwas Persönliches, eine Differenz in ihrer Philosophie. Konnte mehr dahinterstecken?
Um Zeit zu gewinnen, in der er sich fassen konnte, lenkte Minobu Akumas Aufmerksamkeit auf das Übungsgelände, wo einige Dragonerrekruten ein Scheingefecht durchführten. Ihre SimulatorMechs jagten über das Feld und schössen mit Niederenergiestrahlen auf sensorenüberladene Panzerung. Ein Computer registrierte und bewertete alle Treffer und legte die entsprechenden Teile der Maschinen still, wenn der geschätzte Schaden ausreichend war.
»Wissen Sie, daß die Dragoner die meisten ihrer MechKrieger selber ausbilden?« fragte Minobu.
»So ka. Finden sich nicht genügend Soldaten im Abschaum der anderen Häuser?« konterte Akuma.
»Die Dragoner sind gute Soldaten, kein Abschaum. Es sind kompetente und mutige Krieger. Tatsächlich sind sie — was die Ehre eines Kriegers angeht — viel beschlagener, als Sie es jemals sein werden.«
»Achten Sie auf Ihr Temperament, Chu-sa!« tadelte Akuma. »Sie werden noch Ihr kostbares Wa verlieren, und wer weiß, welche Dummheiten dann Ihr Bushido- Codex von Ihnen verlangt?«
Und so ging es weiter. Akuma fand immer wieder Mittel und Wege, Minobu zu reizen, während Minobu die Qualität der Söldner zu demonstrieren versuchte, mit denen er zusammenarbeitete. Sie überquerten das Dragonergelände, und Minobu zeigte dem Schwertoffizier immer mehr Dragonereinrichtungen. In ihrem Schlepptau folgte Noketsuna, ein stummer Schatten. Völlig vergessen war das letzte Bodenfahrzeug in Richtung Stadt losgefahren.
Eine Stunde verstrich, bevor Minobu Akumas Absicht begriff. Er hatte die Absicht, Minobu von der Besprechung mit Samsonow fernzuhalten. Aus ganz bestimmten Gründen wollte sein neuer Herr nicht, daß der Verbindungsoffizier bei dieser Besprechung anwesend war, wie er es eigentlich sein sollte.
Unter dem Vorwand, etwas mit seinem Büro besprechen zu müssen, entschuldigte sich Minobu, um einen in der Nähe befindlichen Kommunikator zu benutzen. Als er außer Sicht war, verschwand er durch die Hintertür, bestellte eins der privaten Taxis am Raumhafen und befahl ihm, in die Stadt zu fahren.
Die Tatsache, daß es Noketsuna überlassen blieb, Akuma zu beschäftigen und seine Proteste über sich ergehen zu lassen, störte Minobu nicht weiter. Sein Adjutant war clever und hatte keine gemeinsame Vergangenheit mit Akuma, die dieser zu seinen Ungunsten ausnutzen konnte. Abgesehen davon, nach Natascha Kerenskys Beschimpfungen konnten nicht einmal die von Akuma so schlimm werden. Akuma mochte Noketsuna wie eine Plage erscheinen, aber es war eine, mit der der junge Captain fertig werden mußte.
Durch den Verkehr gab es einige Verzögerungen, und als Minobu am Ort der Zusammenkunft eintraf, war sie schon eine ganze Weile im Gange. Augenscheinlich vom Kriegsherrn unbemerkt, schlüpfte er auf einen Stuhl in der Nähe der Tür. Einer von Samsonows Adjutanten kommentierte einen Film über die jüngsten Aktionen auf Courasin. Seine Worte ließen ein Bild entstehen, das wenig schmeichelhaft für das Epsilon-Regiment war, und der angedeutete Vorwurf der Inkompetenz zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten Kommentar. Wenn die Zusammenkunft eine typische Samsonow-Produktion war, wurde alles für den großen Höhepunkt vorbereitet, wenn der Kriegsherr persönlich einschreiten und seine Absichten
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