BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
Minobu unterbrach ihn und bestand darauf, ihn auf dem kurzen Spaziergang zum Verwaltungsgebäude der Dragoner zu begleiten. Jaime wirkte unterwegs gedankenverloren und wenig mitteilsam, aber Minobu fand das akzeptabel. Ein Spaziergang in der heraufziehenden Abenddämmerung war angenehm. Er wurde es erst recht durch die wohltuende, wenn auch schweigsame Präsenz eines Freundes.
Als sie sich dem Ziel ihres Spaziergangs näherten, entdeckte Minobu eine Traube von Dragoneroffizieren, die sich draußen versammelt hatten. Unter ihnen befanden sich zwei Regimentskommandeure, Baxter Arbuthnot und Wilhelmina Korscht, mehrere Majore und ein paar rangniedrigere Offiziere sowie Natascha Kerensky. Sie war es, die hauptsächlich zu reden schien. Obwohl mindestens die Hälfte der anwesenden Offiziere rein technisch gesehen höherrangiger waren als sie, entsprach ihr tatsächlicher Status beinahe dem eines Regimentskommandeurs. Sie war Kommandantin einer unabhängigen Kompanie und hatte mehr als einmal eine Beförderung abgelehnt. Alle Anwesenden schienen ihren Worten großes Gewicht beizumessen.
Die Gruppe war erregt. Obwohl Minobu keine Anzeichen für bevorstehende Gewalttätigkeiten erkennen konnte, schien die örtliche Polizei sein Gefühl der Gefahrlosigkeit offensichtlich nicht zu teilen. Vier Mitglieder des Zivilen Führungscorps hatten sich am anderen Ende des Häuserblocks postiert, und das Quartett beobachtete die Dragoner nervös. Einer der Männer in den rotweiß gestreiften Uniformen sprach in eine Kommeinheit.
Als einer der versammelten Offiziere die anderen auf Jaimes Ankunft aufmerksam gemacht hatte, kam ihm die ganze Gesellschaft entgegen. Die Dragoner waren sehr laut, und es war kaum möglich, aus der Kakophonie der Stimmen herauszufiltern, um was es eigentlich ging. Minobu war klar, daß Jaime dasselbe Problem haben mußte.
»Verlegen Sie die Diskussion bitte nach drinnen«, sagte Minobu mit lauter Stimme, um den Lärm zu übertönen. »Es ziemt sich nicht, daß Sie Ihre Beschwerden in aller Öffentlichkeit vortragen. Sie steuern damit nichts zum guten Ruf der Dragoner bei.«
Wolf nutzte das plötzliche Schweigen aus. »Tai-sa Tetsuhara hat recht, Leute, laßt uns drinnen weitermachen.« Er ging auf den Eingang zu. »Kommst du, Minobu?«
»Augenblick mal, Colonel!« rief Kerensky und deutete auf Minobu. »Er ist ein Kurita!«
Ein murmelnder Chor machte Übereinstimmung mit ihrer Äußerung und allem was sie implizierte, deutlich. Jaime brachte ihn mit einer einzigen Silbe, vorgetragen mit der ganzen Kraft seines Willens, zum Schweigen.
»Und?«
»Und es sind die Kuritas, über die wir Beschwerden haben. Die Schlangen behandeln uns wie den letzten Dreck, und er gehört zu ihnen.«
»Haben Sie spezielle Schwierigkeiten mit Tai-sa Tetsuhara, Natascha?« Jaime benutzte absichtlich ihren Namen, um die Sache auf eine persönliche Ebene zu ziehen, ein beabsichtigter Hinweis, daß sie von einem Menschen und nicht von einer gesichtslosen »Schlange« sprach.
Kerensky zögerte, jedoch nur für einen Moment. Obwohl ihre Stimme einen geringfügigen Verlust an Überzeugung verriet, blieb ihre Pose so arrogant wie immer. »Trotzdem, er ist und bleibt ein Kuritaoffizier. Wer sagt uns, daß er nicht gleich zur ISA rennt und uns als Meuterer meldet?«
»Ich vertraue ihm. Das sollte euch allen genügen.« Jaimes Blick ging über die Versammlung. »Ich will seine Meinung über die Stichhaltigkeit eurer Beschwerden, nachdem ich mir die ganze Geschichte angehört habe. Es wird leichter sein, wenn er alles direkt von euch erfährt.«
»Vielleicht wäre es besser, wenn ich nicht mitkomme, Colonel Wolf«, sagte Minobu in beschwichtigendem Tonfall. »Ich bin nicht mehr Ihr Verbindungsoffizier.«
»Du warst es aber, und du kennst den neuen. Deine Truppen werden neben unseren arbeiten. Du bist immer noch ganz tief in die Sache verwickelt, mein Freund.«
In einem matt beleuchteten Raum im Regierungszentrum lächelte ein großer dünner Mann vor sich hin, als er über die Marmorplatte seines Teakholzschreibtisches griff und den Monitor abschaltete, der die Signale aus der Kommstation darunter übertrug. Das Bild erlosch und nahm die gestikulierenden Figuren mit, bevor der Ton aussetzte und die streitenden Stimmen ebenfalls verschwanden.
»Es hat den Anschein, als ob sich die Dinge ganz hübsch entwickeln würden«, sagte er. In den Händen hielt er eine Uniformmütze der Dragoner, wobei ein Finger einen Rhythmus auf dem schwarzen Wolfskopf
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