BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
trommelte, mit dem das Identifikationsabzeichen der zugehörigen Einheit unterlegt war. Er warf die Mütze dem größeren der beiden anderen Männer in dem Raum zu. Der narbige blonde Mann hob eine Hand und fing die Mütze auf. Ohne offensichtliche Mühe ließ er sie verschwinden.
Der dünne Mann stand auf und ging zum Fenster, das einen Überblick über Cerant bot. Ein zufriedenes Lachen erfüllte den Raum. Das Lachen hatte etwas an sich, das an den Nerven zerrte, aber die beiden Männer in den schwarzen Kuritauniformen zeigten überhaupt keine Reaktion.
17
Villa Hoshon, Cerant, An Ting
Militärdistrikt Galedon, Draconis-Kombinat
16. August 3026
»Michi«, rief Minobu über Interkom.
Noketsuna meldete sich sofort. »Ja, Sensei.«
»Ich möchte Ihnen etwas im Garten zeigen.«
»Gibt es ein Problem, Sensei ?«
»Vielleicht.« Keiner von beiden sprach, während sie
durch die Korridore gingen. Erst als sie sich zwischen den sorgfältig gepflegten Pflanzen befanden, fern von den Mauern der Villa, ergriff Minobu wieder das Wort. »Ich will etwas mit Ihnen besprechen, das von großer Tragweite für die Zukunft der Ryuken sein könnte.«
»Warum wenden Sie sich an mich, Sensei l Ganz bestimmt wäre Ihnen Ihr Erster Verwaltungsoffizier oder ein anderes Mitglied des Kommandostabes eine größere Hilfe. Vielleicht Ihr Freund Colonel Wolf?«
»Mit Jaime Wolf habe ich bereits gesprochen. Sie waren schon bei mir, als ich VBS-Offizier war, wodurch Sie eine Perspektive haben, die meinen Offizieren fehlt. Nebenbei, wenn ich den ganzen Stab zusammentrommeln würde, wüßte die ISA über alles Besprochene Bescheid, bevor das erste Protokoll der Besprechung aus dem Drucker käme. Es könnte von Vorteil sein, das zu verhindern.« Noketsuna erlebte einen Moment der Bestürzung, die schnell durch das Vertrauen in seinen Vorgesetzten verdrängt wurde.
»Die ISA müßte über jeden Verrat informiert werden, Sensei. Ich bin sicher, ich werde keinen Grund haben, mit ihr zu reden.«
»Sie sind ehrenwert und vertrauenswürdig, Michi- San. Und gescheit.«
»Vielen Dank, Sensei.«
»Aber ich glaube, der Zeitpunkt ist erreicht, an dem Sie aufhören sollten, mich mit Sensei anzureden, insbesondere wenn wir allein sind. Wir sind beide Soldaten und haben die Stürme der Militär- und der Kombinatsbürokratie gemeinsam überstanden. Lassen Sie uns wie Freunde miteinander reden.«
»Ich fühle mich durch Ihr Vertrauen höchst geehrt, Sen ...«, stotterte Noketsuna in Ermangelung einer korrekten Anredeform. Das unerwartete Kameradschaftsangebot von einem älteren Mann, noch dazu von einem militärischen Vorgesetzten, brachte ihn sichtlich durcheinander.
»Minobu genügt privat vollauf.«
»Minobu«, wiederholte Noketsuna zögernd. Er straffte sich fast trotzig. »Ich bin einverstanden, aber Sie werden trotzdem mein Sensei bleiben.«
Minobu schüttelte resigniert den Kopf, erzählte dann aber Michi von den Problemen, die die Dragoneroffiziere Wolf am Abend zuvor nahegebracht hatten. Noketsuna hörte aufmerksam zu. Minobu konnte erkennen, daß er auch ohne sämtliche Details zu kennen zu einem Schluß kam. Anstatt fortzufahren, fragte Minobu: »Nun, was halten Sie davon?«
»Die Dragoner haben recht, wenn sie Chu-sa Akuma einen Obstruktionisten nennen. Er nutzt seine Position als VBS-Offizier aus, um ihnen das Leben schwer zu machen.«
»Vor einem Jahr hätten Sie noch gesagt, daß Söldner keine bessere Behandlung erwarten können oder Akuma ihnen das Leben berechtigterweise schwer macht. Sie haben sich verändert.«
»Ich habe von Ihnen gelernt, Sensei.« Michi benutzte die respektvolle Anrede absichtlich.
»Haben Sie auch vorauszusagen gelernt, was die Dragoner tun werden?«
»Mir scheint, dazu ist selbst der Meister noch nicht in der Lage.«
»Gut gebrüllt, Löwe. Sie sind in der Tat in vielerlei Hinsicht sehr schwer einzuschätzen. Jaime Wolf ist ein Mann, der ebensosehr seiner Ehre verpflichtet ist wie wir unserer, und er wird zu seinem Vertrag stehen. Die meisten anderen werden sich seiner Führung widerspruchslos anschließen. Sorgen mache ich mir nur um Natascha Kerensky. Die Frau hat eine wilde Ader. Sie ist impulsiv und im Augenblick mit ihren Arbeitgebern äußerst unzufrieden. Ich fürchte, sie könnte etwas ... ah ... Unüberlegtes tun, das noch größere Probleme auf werfen würde.«
»Bestimmt wird sie Wolfs Befehle nicht mißachten.«
»Das wollen wir hoffen. Es ist auch so schon alles verwirrend genug, auch ohne eine
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