BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
die Überlebenden schwieriger, die Neuigkeiten an die Öffentlichkeit zu bringen.«
»Ja, schön, wir beide werden es an die Öffentlichkeit bringen. Sie werden für das bezahlen, was sie getan haben. Und sie werden für meine Kamera bezahlen.« Norris hatte darauf keine Antwort. Auch er wollte die Witwen dafür bezahlen sehen. Doch zuerst mußten sie einen sicheren Zufluchtsort finden. Der Marsch würde lang werden. Sie hatten sich kaum wieder in Bewegung gesetzt, als Berger aufschrie und auf einen Hügel fünfzig Meter vor ihnen zeigte.
»Verflucht noch mal! Panzer voraus!« Der Holotech sprintete auf eine Ansammlung von Bäumen zu. »In Deckung!«
Norris schaute nach oben. »Zu spät, Berger. Sie haben uns schon gesehen.« Er wußte nicht, ob das stimmte oder nicht, und es kümmerte ihn auch nicht. Er war zu müde, um zu rennen.
Das Fahrzeug, das Berger ausgemacht hatte, war ein Radpanzer vom Typ Hammer. Sein spätsommerlicher Tarnanstrich ließ keine Rückschlüsse auf seine Zugehö- rigkeit zu, während er den Kamm vor ihnen überwand und die Anhöhe hinunterrollte. Dann tauchten zwei weitere Panzer auf, und die drei Fahrzeuge kamen mit hohem Tempo auf sie zu.
Das führende Fahrzeug schwenkte nach links, wobei seine großen Räder die weiche Erde aufwühlten, und hielt keine drei Meter vor dem erschlafften Reporter. Die Luke des Kommandanten öffnete sich, und ein Chu-i wand sich aus dem Fahrzeug heraus. Der Mann kletterte herunter, wobei er seine ordentliche Uniform einstaubte. Bevor er zu Norris kam, blieb er stehen, um sich den Staub abzuklopfen. Sogar für die müden Augen des Reporters schien die hochgewachsene, schlaksige Gestalt für einen Panzerfahrer ungewöhnlich zu sein. Einem geschenkten Gaul soll man nicht ins Maul schauen, sagte sich Norris.
»Ich bin sehr froh, daß wir Sie gefunden haben, meine Herren.« Der Offizier signalisierte Berger mit einem Winken, sich ihnen anzuschließen. Als der Holotech kam, tauschten er und Norris verwirrte Blicke aus. Keiner konnte sich vorstellen, warum irgend jemand, insbesondere ein Kuritaoffizier, nach ihnen suchen würde.
»Meine Männer und ich kommen gerade von Kempis«, erklärte der Offizier.
»Dann wissen Sie schon von dem Massaker«, stellte Norris fest.
»Nur zu gut. Ich will Sie beide nach Greggville mitnehmen. Das ist eine offene Stadt. Dort können Sie die ComStar-Einrichtungen benutzen, um Ihre Geschichte aufzeichnen zu lassen und der gesamten Inneren Sphä- re von dieser Greueltat zu berichten. Das DraconisKombinat wird keinen derartigen Aufstand durch von ihm angestellte Soldaten dulden.«
Die Reise nach Greggville verlief ereignislos. Sie trafen unterwegs keine BattleMechs, wofür Norris sehr dankbar war. Als sie die Stadt erreicht hatten, machte alles einen friedlichen Eindruck, und die Menschen gingen ihren Beschäftigungen nach, als gäbe es hinter dem Horizont keine Schlachten. Auch gab es keine anderen Anzeichen für eine militärische Präsenz in der Stadt als eben jene drei Kuritapanzer. Tatsächlich beachteten die Stadtbewohner die Panzerfahrzeuge kaum.
Die Draconier brachten Norris und Berger direkt zur ComStar-Niederlassung. Sie stellten die Fahrzeuge vor dem Nordosttor ab. Wie so viele ComStar-Niederlassungen hatte auch diese sechs Tore, eines für jedes der fünf großen Häuser und eines für die allgemeine Öffentlichkeit. Jedes der fünf Häusertore trug das Symbol eines bestimmten Nachfolgerstaats. Diese Anordnung sollte die Neutralität ComStars in bezug auf den Jahrhunderte währenden Krieg der Nachfolgerstaaten symbolisieren. Weil jeder Staat sein eigenes Tor hatte, bekam auch jeder — zumindest theoretisch — unbegrenzten Zugang zu ComStar, sogar auf einem Planeten, der von einem feindlich gesinnten Staat reagiert wurde. Das sechste Tor sollte ComStars Tätigkeit für die Menschheit als Ganzes verkörpern und stand jedem offen, der die Dienste des interstellaren Kommunikationsnetzes in Anspruch nehmen wollte.
Das Nordosttor trug den schwarzen Drachen des Hauses Kurita. Ihre Kuritaeskorte sorgte dafür, daß den Nachrichtenmännern die sofortige Aufmerksamkeit eines ComStar-Akoluthen zuteil wurde und entließ sie in das Gebäude, um ihre Geschichte von dieser Greueltat aufzeichnen und übermitteln zu lassen. Als die beiden eine Stunde später wieder herauskamen, wartete der Chu-i immer noch auf sie. Es schien ihm viel daran zu liegen, daß sie einen guten Eindruck von den
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