BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
wellenförmigen Boden des Kanzijankin-Reservats ging. Heute glitt sie leicht dahin, und ihre Kleidung blieb glatt und wurde durch ihren Schritt nicht in Unordnung gebracht. Ihr safrangelber Kimono hob sich von den roten Gewändern der Jukurensha ab wie ein Stieglitz von Kardinalsvögeln.
Als Constance sich näherte, nahm sie überrascht die Narbe zur Kenntnis, die über Theodores Stirn bis zum Ende seiner linken Augenbraue verlief. Er hatte sie weder in seinen Briefen erwähnt, noch hatte Tomoe bei ihren kurzen Berichten in dem verborgenen Anwesen, wo vertrauenswürdige Ordensmitglieder über die Erziehung von Hohiro und Omi wachten, darüber gesprochen. Die Narbe ließ in ihm den reifen Krieger erkennen, mehr noch als der Katanaorden, der im 3028 verliehen worden war. Die Narbe war nicht die einzige Spur, die der Krieg bei ihm hinterlassen hatte. Ihr fiel seine Magerkeit auf. Jegliche Spur von Fett war schon vor langer Zeit den Härten des Schlachtfelds gewichen. Während seine größere körperliche Stärke leicht zu erkennen war, bemerkte ihr geübtes Auge etwas nicht so Offensichtliches in seiner Haltung. Verschwunden war der Übermut und die dreiste Arroganz der Jugend, und an deren Stelle stand nun ein sicheres Gespür für die eigene Stärke und das stellungsbedingte Selbstvertrauen.
Wenn sie Theodore jetzt betrachtete, hegte sie keinen Zweifel mehr: Er war ein Samurai, und zwar ein starker. Sie fragte sich, wie Takashi die Berichte hatte anzweifeln können, nach denen sein Sohn so viele feindliche Mechs vernichtet hatte. Das Kombinat hatte in jenen düsteren Tagen der Steiner-Offensive einen Helden gebraucht, als so viele Planeten von Invasionsstreitkräften bedroht worden waren. Takashi war völlig in seiner Besessenheit für Wolfs Dragoner aufgegangen und hatte Theodore zwar die Auszeichnung verliehen, Constance aber auch anvertraut, er sei sicher, daß die Zahlen von irgendwelchen Speichelleckern geschönt wurden, um Takashis Eitelkeit zu schmeicheln. Takashi hatte die Zeremonie anläßlich der Verleihung des Katanaordens Kriegsherr Tscherenkow von Dieron überlassen. Er hatte sich geweigert, den Sohn zu sehen, der die Kommunikation mit seinem Vater monatelang nur durch die Routinegefechtsberichte eines Feldkommandanten des Koordinators aufrecht erhalten hatte. Takashis Aktionen, oder vielmehr ihr Ausbleiben, hatte das ohnehin schon kühle Verhältnis zwischen den beiden nur noch verschlechtert. Vater und Sohn hatten einander seit der Konfrontation vor fast fünf Jahren auf Luthien nicht mehr gesehen.
Seit diesem schmerzlichen Tag war die Beziehung zwischen Takashi und Theodore statisch geblieben. Nicht aber das Universum um sie herum. Noch vor Kriegsausbruch hatte eine Reihe von Ereignissen das Kombinat in hellen Aufruhr versetzt. Kriegsherr Samsonow vom Militärdistrikt Galedon hatte das Vorhaben verpfuscht, Wolfs Dragoner in seinen Diensten zu halten, und noch schlimmer bei dem Versuch versagt, den Notfallplan auszuführen, der die Vernichtung der Dragoner vorsah. Als Folge davon waren viele gute VSDK-Formationen bei den Kämpfen mit den Söldnern aufgerieben worden, während diese sich in den Hoheitsbereich Davions abgesetzt hatten. Voller Zorn hatte der Koordinator die Hinrichtung Samsonows befohlen. Der feige Ex-Kriegsherr war jedoch mit ein paar Offizieren und Männern seines fünften Galedon-Regiments in Richtung Peripherie geflohen. Der ISA war es gelungen, die Schande aus den Nachrichtenmedien herauszuhalten, indem sie die Meldung lanciert hatte, daß Samsonow von einem Dragoner ermordet worden war und Samsonows engster Kreis von Offizieren, durch ihr Versagen beschämt, Seppuku begangen hatte. Constance glaubte, daß sogar der furchterregend effiziente Geheimdienstapparat Haus Davions das Märchen geschluckt hatte.
Als Ersatz für den verschollenen Samsonow hatte Takashi Kriegsherr Kester Hsiun Chi von Pesht nach Galedon versetzt. Für den fähigen Offizier war es nicht einfach gewesen, die Blutfehde der Krieger in einem neuen Distrikt mit Wolfs Dragonern zu beenden. Der Krieg im Krieg gegen jene Söldner hatte alle Anstrengungen in diesem Abschnitt der Davionfront zunichte gemacht, bis Chi es schließlich geschafft hat, sich durchzusetzen und seine Unternehmungen mit denjenigen von Kriegsherr Shotugama aus dem Nachbardistrikt Benjamin zu koordinieren. Trotzdem hatten die Streitkräfte des Kombinats wenig Fortschritte gemacht. Nicht einmal Takashis Erwachen aus seinem Rachetraum und seine
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