BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
nicht zu meinem Vater gegangen?«
Myndo sah ihn an, als sei die Frage albern. »Das sind wir. Der Koordinator war blind gegenüber den Segnungen wechselseitiger Interessen.«
»Aber ich habe nicht die Macht, das zu tun, was Sie verlangen.«
»ComStar lebt nicht in der Vergangenheit, nicht einmal in der Gegenwart. Wir sind die Zukunft und wissen daher vieles von dem, was da kommen wird. Wenn die Zeit reif ist, werden Sie die Macht haben.«
Theodore gab sich keine Mühe, seine Skepsis zu verbergen. »Mystische Prognosen, Primus?«
»Wenn ich dächte, Sie würden es glauben, würde ich ja sagen. Aber dafür sind Sie zu gut informiert. Wir haben erfahren, daß Sie bald zum Gunji-no-Kanrei ernannt werden. Der Posten des Beauftragten für Militärfragen könnte eine Menge Macht mit sich bringen. Sie würden für den Wiederaufbau und die Neugestaltung des Draconis-Militärs verantwortlich sein. Ein Teil dieser Macht könnte aus unkonventionellen Quellen stammen.«
»So ka. Und ich soll vor den Vorgängen im Distrikt Rasalhaag die Augen verschließen, Berichte über Sezessionsbewegungen ignorieren, Militärkräfte umlenken und Ihnen ganz allgemein Ihr politisches Spiel erleichtern.«
»Sie sind bemerkenswert weitsichtig.«
Weitsichtig genug, um zu erkennen, daß ich nicht den Wunsch habe, eine von deinen Schachfiguren zu sein, Primus, dachte Theodore. Er fuhr mit den Fingern über den Drachen, der in die Scheibe eingraviert war, mit der sein Mantel zusammengehalten wurde. Das Kombinat brauchte die Kräfte, die ComStar anbot, aber die Notwendigkeit, Hilfe von außen anzunehmen, trieb ihm die Schamesröte ins Gesicht. Wenn es einen Weg gab, den Einfluß ComStars, und damit auch die Bedrohung, die es darstellte, zu minimieren, würde er ihn finden.
»Sie haben mir einiges zum Nachdenken gegeben, Primus.«
Myndo lächelte zufrieden. »Denken Sie nicht zu lange nach, Prinz. Die Sterne bleiben nicht auf ihrer Bahn stehen.«
39
Deber City, Benjamin
Militärdistrikt Benjamin, Draconis-Kombinat
8. Oktober 3030
Von seinem günstigen Aussichtspunkt auf der anderen Seite der belebten Straße beobachtete Dechan Fräser die drei Männer, die in jovialer Kameradschaft einträchtig nebeneinander hergingen. Er wartete im Schatten der Markise eines Nudelrestaurants, bis sie in eine Seitenstraße einbogen. Dechan gab Jenette Rand mit seiner Mütze ein Zeichen, während er von seinem Stuhl aufstand und schnell zu der bewußten Straßenecke ging. Ein rascher Blick um die Ecke verriet ihm, daß die drei arglos weitergingen. Er seufzte erleichtert, als er feststellte, daß sich augenblicklich keine unschuldigen Passanten in der Seitenstraße aufhielten. Hinter ihm erregte ein plötzlicher Aufruhr die Aufmerksamkeit der Menschenmenge auf der Straße.
Dechan glitt in dem Augenblick um die Ecke, als das Trio vor einer nicht besonders gekennzeichneten Tür in einem schäbigen Betongebäude stehenblieb. Während sie noch zögerten und sich von der Richtigkeit der Adresse überzeugten, die kaum leserlich an die Wand gekritzelt war, trat eine gerüstete Gestalt aus der düsteren, mit Unrat übersäten Gasse neben dem Gebäude. Fahles Sonnenlicht glitzerte auf der übergroßen Mündung der Waffe, die sie bereit hielt.
Die drei reagierten schnell. Der größte, in den bereits Bewegung gekommen war, bevor der Gerüstete die Gasse völlig verlassen hatte, trat zur Seite. Der kleine untersetzte, der hinterste in der Gruppe, griff unter seinen Überwurf, um eine Waffe zu ziehen. Der dritte, ein Rotschopf, stellte sich vor den ersten. Sein Arm wischte verschwommen durch die Luft, als er einen Gegenstand in Richtung des Gerüsteten warf und rief: »Der Kopfgeldjäger!« Weitere Worte gingen im kurzen Aufheulen des Ceres Arms-Lähmstrahlers des Gerüsteten unter.
Die drei dunkel gekleideten Kuritas brachen zusammen.
Dechan rannte zu den Gefallenen und entwaffnete sie schnell und fachmännisch. Schwerter und Pistolen wanderten auf einen unordentlichen Haufen. Der Gerüstete klaubte ein mattschwarzes Wurfmesser aus seinem nach ballistischen Gesichtspunkten entwickelten Kampfanzug und half dann seinem Partner bei der Durchsuchung der regungslosen Gestalten. Das Messer war mit Sicherheit vergiftet.
Er beendete die Durchsuchung des Rothaarigen. »Der hier hat die Papiere nicht.«
Sein Partner nahm die Bemerkung mit einem Kopfnicken zur Kenntnis, während er den Körper des untersetzten Kuritas auf den Rücken wälzte. Dechan nahm sich den Hochgewachsenen
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