BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
Er verbeugte sich steif und förmlich.
»Ich beuge mich Ihrer Entschlossenheit.«
Theodore änderte den Griff, mit dem er das Schwert hielt. Seine rechte Hand ließ das Schwert los, und sein linker Arm fiel nach unten. Das Schwert ruhte locker in seiner Hand, die Schneide gen Himmel gerichtet. Er erwiderte die Verbeugung.
»Das Kombinat kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht auf seinen Koordinator verzichten«, beteuerte Theodore.
»Ich werde meine Vendetta aussetzen, wenn Sie beweisen können, daß Takashi Kurita in dieser Angelegenheit unschuldig ist.«
»Das ist im Augenblick unmöglich. Ich habe mich um andere, dringlichere Geschäfte zu kümmern: um das Überleben des Draconis-Kombinats.«
»Das Kombinat muß überleben«, pflichtete Michi bei. »Geben Sie mir einen Tag Zeit, um einer Verpflichtung nachzukommen, dann werde ich Ihnen bei Ihren Geschäften helfen.«
Theodore nickte einmal. »Es ist mir eine Ehre, Noketsuna-san.«
Dechan kratzte sich verwirrt ob der plötzlichen Wendung der Ereignisse am Kopf.
40
Deberberge, Benjamin
Militärdistrikt Benjamin, Draconis-Kombinat
8. Oktober 3030
Dechan Fräser betrachtete das Lagerfeuer in der Nähe des Landungsschiffes, wo Besatzung und Techs ihre Abendmahlzeit einnahmen. Dem gelegentlichen Gelächter und einigen aufgeschnappten Unterhaltungsfetzen entnahm er, daß sie sich bald ihrem üblichen Würfelspiel zuwenden würden. Er drehte sich wieder um und starrte auf sein eigenes, kaum angerührtes Essen.
Die vier BattleMechs der Kampfeinheit des Kopfgeldjägers, die Wache standen, bildeten ungefähr ein Dreieck. An der einen Spitze befand sich Vic Travers' tigergestreifter Orion. An der zweiten Spitze standen die beiden kleinsten Mechs der Lanze Seite an Seite, Jenette Rands Derwisch und Dechans Dunkelfalke, deren dunkelblauer Anstrich mit dem Nachthimmel verschmolz. Die größte der vier Maschinen, der hellgrüne Marodeur des Kopfgeldjägers, bildete die dritte Spitze. Zwischen seinen wuchtigen, vogelähnlichen Beinen brannte das Lagerfeuer und warf sein rötliches Licht auf ihre Gesichter. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Feuers, aß Michi Noketsuna sein Abendbrot. Der Helm des Kopfgeldjägers stand aufrecht neben seinen Füßen.
»Du bist ziemlich spät zurückgekommen. Hast du dir schon überlegt, was wir als nächstes machen?« fragte Dechan.
Michi stellte seinen Teller behutsam auf dem umgestürzten Baumstamm ab, der ihm als Sitz diente. »Wir machen gar nichts. Ich mache allein weiter.«
»Was hast du gesagt?« fragte Jenette ungläubig, die neben Dechan saß.
»Freunde, euch verbindet nichts mit dem DraconisKombinat. Im Gegenteil, eure Freunde und Familien liegen im Krieg mit dem Drachen. Aber ich bin meinem Heimatland gegenüber immer noch loyal. In dieser Hinsicht ist meine Fehde mit dem Koordinator völlig unwichtig. Zwar hat sich Takashi durch sein unehrenhaftes Verhalten meine Loyalität seiner Person gegenüber verscherzt, aber ich kann mich nicht nur aufgrund seines Fehlverhaltens vom Kombinat abwenden. Heute am frühen Abend habe ich mich mit Prinz Theodore getroffen und noch einmal mit ihm geredet. Was er mir über die Gefahren erzählt hat, mit denen sich das Kombinat konfrontiert sieht, war niederdrückend. Er glaubt im Falle von Minobu-samas Tod nicht an die Schuld seines Vaters, aber er kann seine Auffassung gegenwärtig nicht beweisen. Er ist aufrichtig, ein ehrenhafter Mann, der den Drachen aus einer verzweifelten Notlage retten will. Wenn die Gefahr für das Kombinat vorbei ist, wird er dafür sorgen, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Gerade jetzt schwebt das Kombinat in höchster Gefahr, und alle wahren Samurai müssen ihm zu Hilfe eilen.« Michi hielt kurz inne und schaute hinauf zu den Sternen. »Ich mag ronin sein, in dem Sinn, daß ich keinen Herrn habe, aber ich bin immer noch ein treuer Untertan des Drachen. Wenn der Drache in Not ist, werde ich ihm verteidigend zur Seite stehen. Ich muß meine Suche nach Vergeltung zurückstellen, bis das Reich außer Gefahr ist. Wenn dieser Tag da ist, werde ich Takashi Kurita mit eigener Hand töten.«
Während Michi redete, saß Dechan schweigend da und versuchte die komplizierte Hierarchie der Loyalitäten zu verstehen, die seinen Freund beherrschte. Obwohl Dechan niemals in ein so verwickeltes Netz von Treueverhältnissen verstrickt werden wollte, wie es für einen Kurita typisch war, hatte er doch ein starkes Gefühl für Treueverpflichtungen. Bei Wolfs Dragonern
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