BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
war alles viel einfacher. Ein Mensch hielt zu seinen Freunden. »Nach allem, was wir zusammen erlebt haben, erwartest du von uns, daß wir dich allein in die Höhle des Drachen gehen lassen? Wer soll dir den Rücken freihalten?«
»Ich kann das nicht von euch verlangen. Die ganze Sache ist viel komplizierter geworden. Prinz Theodore hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, daß ein Besuch des Koordinators auf diesem Planeten niemals vorgesehen war. Daher haben auch die Papiere nie existiert, auf denen seine Reiseroute angeblich genau vermerkt sein sollte. Ich glaube, wer immer hinter unserem jetzt verstorbenen Informanten gesteckt haben mag, hat uns absichtlich zu Prinz Theodore geführt. Vielleicht kannte die Person meine wirkliche Identität und hat damit gerechnet, daß ich jeden Kurita töten würde, der mir über den Weg lief. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall wußte der Schurke, daß der Koordinator mein Ziel war. Die Sache geht euch nichts an.«
»Die Sache auf Milligans Planet ging mich auch nichts an«, sagte Dechan mit Nachdruck. »Ich habe dir gesagt, ich ziehe das bis zum Ende durch. So leicht wirst du mich nicht los.«
»Mich auch nicht«, bestätigte Jenette. Dechan zeigte seiner Gefährtin mit einem Lächeln den Stolz, den er empfand. Sie tastete nach seiner Hand und drückte sie. »Wir können auf uns selber aufpassen.«
»Ihr ehrt mich über Gebühr, Freunde«, erwiderte Michi, während er sich verbeugte.
Dechan war etwas verlegen. Förmlichkeiten lagen ihm einfach nicht. Um seine Verlegenheit zu überspielen, wandte er sich an Travers. »Was ist mit dir, Vic?«
Michi und Jenette sahen ihren Gefährten erwartungsvoll an. Travers schluckte und rieb sich mit den Händen nervös über die Oberschenkel. Das stachelige schwarze Haar auf seinen Armen kontrastierte stark mit der bleichen Haut, während er wieder etwas zum Schmierfilm auf seinem Overall beitrug. »Das ist nicht das, wozu ich mich verpflichtet habe.«
»Ich verstehe«, sagte Michi mit ausdruckslosem Gesicht. Dechan hingegen runzelte die Stirn, und Jenettes enttäuschter Gesichtsausdruck schien ein Spiegelbild seines eigenen zu sein. Verlegenes Schweigen senkte sich über die Gruppe, und sie wandten sich wieder ihrem Abendessen zu.
Als Michi seinen leeren Teller in den Kochtopf stellte und aufstand, erhob Travers sich ebenfalls. Er machte einen betretenen, geknickten Eindruck.
»Äh ... bevor du gehst«, sagte Travers, indem er ein paar mehrfach gefaltete Blätter aus der Tasche zog, die von einer emaillierten Sicherheitsnadel zusammengehalten wurden. »Ich habe einen Namen und einen Brief. Beides wird dir helfen.«
»Yakuza?«
Travers nickte.
Michi hob abwehrend die Hand. »Ich habe meine eigenen Verbindungen.«
»Nicht bei dieser Bande. Du wirst das hier brauchen.« Travers hielt ihm sein Geschenk entgegen.
Dechan glaubte das nicht. Travers Verbindungen zur kriminellen Unterwelt waren in der Vergangenheit recht nützlich gewesen, aber jetzt hatte Michi es mit Politik zu tun. Außerdem war Dechan der Umgang mit dieser Art von Leuten immer zuwider gewesen. Er fühlte sich danach immer besudelt.
Michi nickte in plötzlicher Zustimmung und nahm das Geschenk an. »Domo arigato.«
Einheit! dachte Dechan. Was ist denn in den gefahren ?
»Ich habe auch ein Geschenk für dich«, sagte Michi, indem er auf den hellgrünen Marodeur zeigte. »Nimm ihn, bitte. Da, wo ich hingehe, kann ich ihn nicht benutzen.«
»Das könnte ich nicht«, protestierte Travers kopfschüttelnd. Sein stoppelbärtiges Gesicht spiegelte seine Bestürzung. »Das ist der Mech des Kopfgeldjägers, und der Kopfgeldjäger bist du.«
»Jetzt nicht mehr. Ich habe die Rüstung getragen, weil sie mir gute Dienste geleistet hat. Sie hat mir ermöglicht, mich gefahrlos im Kombinat zu bewegen. Da, wo ich hingehe, wäre mir diese Identität eher hinderlich.« Michi hob den Helm auf und hielt ihn Travers hin. »Jetzt bist du der Kopfgeldjäger. Nimm den Mech! Cellini kann den Orion übernehmen. Ich lasse euch das Landungsschiff, die Rüstung und die Hälfte der Kriegskasse hier. Ich werde einen Teil des Geldes brauchen, das wir zusammengetragen haben.« Michi öffnete ein Fach an der Seite seiner Brustplatte und entnahm ihm ein abgenutztes Buch. Die Solidografie auf dem Einband war abgestoßen und zerkratzt. Papiere, die vielfach schon vom Alter vergilbt waren, und Plastiblätter in verschiedenen Farben lagen zwischen den Seiten. Das ganze Buch wurde von einer Kordel in der Farbe
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