BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
Treue gewesen sein, Ninyu?« fragte Tomoe. Ihr Tonfall war harmlos, absichtlich unschuldig.
Ninyu richtete sich auf und funkelte sie an. Er stieß den Atem aus den geblähten Nasenlöchern. Seine Stimme war spröde, als er zur Tür stapfte. »Nur zu dann, mach weiter und sei ein Dummkopf. Mach weiter, bis ihr alle in der Hölle seid!«
Die Tür schlug zu.
Fuhito, dessen Haltung und Gesichtsausdruck Mißfallen über Ninyus schlechte Manieren widerspiegelte, bemerkte: »Ich hole ihn zurück, Theodore-sama.«
»Iie. Laß ihn! Er muß sich erst abreagieren.«
»Du bist ohne ihn besser dran, Tono«, behauptete Tomoe. »Seine Haltung würde sich nur hinderlich auswirken, so daß seine Fähigkeiten nicht mehr zum Tragen kommen können. Ich werde für ihn einspringen.«
»Immer darauf bedacht, aktiv zu werden, To-chan«, sagte Theodore lächelnd. Er zweifelte nicht daran, daß ihre Fähigkeiten diejenigen seines von den Nekogami ausgebildeten Freundes ersetzen konnten. Ihre gemeinsamen Übungen waren ein Beleg dafür, daß die beiden Geburten ihre Fertigkeiten in keiner Weise beeinträchtigt hatten. Aber er benötigte sie jetzt an anderer Stelle. Ihre Fähigkeiten gingen weit über ihre Talente bei der Arbeit im Verborgenen hinaus.
»Du weißt, daß ich dich für die offiziellen Dinge nötiger brauche. Während ich versuche, neue Verbündete zu gewinnen, muß jemand meine Abwesenheit verschleiern und die normalen Tagesgeschäfte übernehmen. Jemand muß die Wiederaufbaupläne beaufsichtigen und dabei die Regimentsentwicklung leiten.«
»Was ist mit Asano und Earnst?« protestierte sie. »Armstrong?«
»Alles gute Offiziere, aber ich traue es eigentlich nur dir zu. Du wirst dafür sorgen, daß die neuaufgebaute Armee nicht durch den alten wilden Geist korrumpiert wird. Diejenigen, die du vorschlägst, sind lebenswichtig für unsere Zukunft, aber sie haben noch nicht den Weitblick. Nur du hast die Kraft, meine Pläne weiterzuführen, wenn ich nicht da bin.« Theodore griff nach ihren Händen, die verkrampft auf dem Tisch lagen. Bei der Berührung seiner Finger löste sich ihre Anspannung. Er spürte, wie sie sich seinen Argumenten und der Notwendigkeit beugte, obwohl ihr Herz etwas anderes wünschte. Trotz ihrer andauernden Stichelei, er fühle sich über jedes vernünftige Maß hinaus Gin ergeben, verstand sie ebenfalls den unnachgiebigen Ruf der Pflicht.
»Vertraue Fuhito-chan vor allen anderen«, sagte er. »Er hat sich zu einem ausgezeichneten Offizier mit einem überlegenen Sinn für Taktik entwickelt. Was noch wichtiger ist, er versteht unsere Ziele und begreift meine Absicht.« Theodore ignorierte den Ausdruck der Überraschung, der auf Fuhitos Gesicht erschien. »Dechan-chan und seine Jenette werden dir ebenfalls helfen. Natürlich kannst du sie nicht mit allen Dingen betrauen, aber ich glaube, in bezug auf die Ausbildung der Soldaten kannst du dich auf sie verlassen. Ihre Dragoner-Erfahrung wird eine unschätzbare Hilfe sein. Ich kann nicht an zwei Orten zugleich sein. Während ich nach neuen Soldaten Ausschau halte, muß sich jemand um die alten kümmern. Für diese Aufgabe brauche ich dich, T o-chan.«
Sie nickte. Er spürte die Angst, die sie um ihn hatte. Das war verständlich. Er war ganz gewiß nicht blind für die Gefahren. Die kriminelle Unterwelt des Kombinats war ein lebensgefährlicher Ort, eine Welt für sich, deren Regeln er nicht verstand. Nach dem, was Michi ihm erzählt hatte, mochte seine Stellung als designierter Thronerbe kein ausreichender Schutz sein. Die Yakuza oder andere Unterweltler würden ihn vielleicht ebenso gerne sterben sehen wie mit ihm reden wollen. Aber das war eine Sache, die nur er erledigen konnte, denn nur er konnte sich Hoffnungen machen, daß ihm die gesetzlose Yakuza Gefolgschaft erweisen würde. Er wollte Tomoe in die Arme nehmen, um ihre Ängste wegzuküssen und dabei seine eigenen zu verlieren. Er konnte es nicht. Selbst hier, inmitten seiner engsten Freunde, verbot es der Anstand.
Michi rührte sich. »Zeit zum Aufbruch«, verkündete er.
42
Vergnügungsviertel, Deber City, Benjamin
Militärdistrikt Benjamin, Draconis-Kombinat
15. Januar 3031
Die Musik traf Theodore beinahe mit körperlicher Gewalt, als Michi die Eingangstür der Bar öffnete. Der stampfende, im Rhythmus des Herzschlags pulsierende Beat übertönte alle Geräusche, die die wogende Menschenmasse im Halbdunkel des Raums machte. In der Bar war es weitaus dunkler als in der neonbeleuchteten Nacht auf
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