BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
der Straße. Punktstrahler beleuchteten Plattformen, die von dünnen Ketten hoch über dem überfüllten Fußboden gehalten wurden. Dort ließen spärlich bekleidete Tänzerinnen provozierend die Hüften kreisen. Erst als eine der Frauen aus dem Rhythmus kam und fast von ihrer Plattform gefallen wäre, wurde Theodore klar, daß es sich bei den Tänzerinnen nicht um holografische Projektionen, sondern um wirkliche Menschen handelte. Natürlich. Lebendige Darsteller kosteten viel weniger und hatten noch andere Fähigkeiten, die kein Hologramm jemals haben würde.
Theodore folgte Michi die fünf Treppenstufen zur Hauptebene hinab. Während Michi am Fuß der Treppe stehen blieb und nach einem Weg durch die dicht gedrängten Leiber und zwischen den überfüllten Spieltischen hindurch suchte, warf Theodore einen Blick auf das Spiegelbild der beiden Gauner mit den grimmigen Gesichtern, das er auf der Metallwand gegenüber erkennen konnte. Einer der beiden war beträchtlich größer als der andere, aber ihre Kleidung war fast identisch. Sie hätten zwei beliebige der vielen tausend rastlosen Soldaten sein können, die das Kombinat durchstreiften und entweder nicht gewillt oder nicht in der Lage waren, auf ihre Heimatplaneten zurückzukehren, nachdem ihre Regimenter im letzten Krieg aufgerieben worden waren. Keiner würde vermuten, daß diese beiden der designierte Thronerbe und ein ehemaliger Offizier der Ryuken waren.
Michis verblichener ockerfarbener Überwurf bedeckte seinen Körper vom Hals bis zu den Fußknöcheln. Die weiten Schultern bauschten sich auf und verbreiterten seine Gestalt in Brusthöhe. Der in das Leder des rechten Schulterpolsters eingefärbte Kuritadrache war nur noch ein blasses, fast unsichtbares S. Die ramponierte Schnalle, die den Überwurf zusammenhielt, saß bei Michi etwas höher als bei Theodore, so daß ein Beobachter Michis jämmerliche Kampfjacke und die schwere Schußwaffe, die er im Gürtel trug, besser erkennen konnte als Theodores Ausrüstung. Während Theodore seine beiden Schwerter bei sich hatte, trug Michi ein einziges Langschwert auf dem Rücken, dessen Griff über seine linke Schulter hinausragte. Beschläge und Besatz auf den Heften aller drei Schwerter waren abgewetzt und unauffällig.
Als er seine Betrachtung abgeschlossen hatte, fiel ihm eine Frau auf, die ihnen über die Menge hinweg zuwinkte. Die Geschicklichkeit, mit der sie den Händen auswich, die nach ihr griffen und sie festzuhalten versuchten, ließ eindeutig darauf schließen, daß sie es gewöhnt war, derlei Aufmerksamkeiten abzuwehren. Michi ging auf sie zu und versperrte Theodore die Sicht auf ihre rot umhüllte Gestalt. Da er ihre Unterhaltung nicht mithören konnte, war er überrascht, als Michi schließlich ein zusammengefaltenes Blatt Papier hervorholte. Unter dem Blatt befand sich eine größere C-Note. Die Frau lächelte Michi zu und trat einen Schritt zurück. Sein Angebot verschwand in der Spalte zwischen ihren Brüsten, die sich im kreisförmigen Ausschnitt ihres Kleides sichtbar hoben und senkten. Die Frau winkte lässig in Richtung Tresen und wandte sich ab.
Michi stieß seinen Begleiter mit dem Ellbogen an und deutete mit dem Kopf auf den Tresen. Theodore nickte und folgte bereitwillig. Als sie den Tresen erreichten, wurden zwei Hocker vor ihnen frei.
Michi glitt auf einen der beiden, zeigte auf die schmutzigen Becher, die bereits dort standen, hob die Hand und streckte zwei Finger in die Höhe. Das dickbäuchige Ekel hinter der Bar nickte und goß zwei Becher voll, die er in der einen schmierigen Hand hielt, bis Michi ihm mehrere C-Noten auf die andere, ausgestreckte legte. Theodore setzte sich neben Michi und nahm seinen Drink. Als er den üblen Gestank des Fusels roch, rümpfte er die Nase, aber er spülte ihn um ihrer Tarnung willen hinunter.
Sie warteten.
Der Barkeeper hatte gerade die Bezahlung für die dritte Runde kassiert, als Theodore ein vertrautes Unbehagen spürte. Er suchte den Raum nach der Ursache für dieses Gefühl ab und wurde fündig, als sein Blick auf fünf Männer fiel, die aus einer Tür kamen, die weiter ins Innere des Gebäudes führte. Gedämpftes Licht ergoß sich aus verborgenen Leuchtkörpern von hinten auf die Männer, was es schwierig machte, ihre Gesichtszüge zu erkennen.
Die ersten beiden waren ganz eindeutig Kobun, Soldaten der Yakuza. Sie waren muskulös und stämmig, ihre Gesichtszüge hart. Beide trugen Jacken aus Shegila-Leder, deren irisierende Schuppen im
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