BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
Waffenstillstand haben Sie ihn dann zum Beauftragten für Militärfragen ernannt.« Tscherenkow begegnete dem Blick des Koordinators. »Sie schaffen sich damit einen ernsthaften Rivalen, Tono. Sehen Sie denn nicht, daß es ihm um den Thron geht? Seine Beliebtheit wächst täglich ...«
»Genug, Kriegsherr.« Takashi richtete sich auf und kehrte dem Tisch den Rücken. »Ich bin mir der Handlungen meines Sohnes vollauf bewußt. Die ISA ist gut informiert.«
Subhash neigte bestätigend den Kopf, als Takashi auf ihn zeigte. Wenn du wüßtest, wie gut, mein Lieber...
»Versuchen Sie nicht, meine Entschlüsse in Zweifel zu ziehen, Kriegsherr. Das alles habe ich mit voller Absicht getan. In den ersten Tagen des Krieges brauchte unser Reich einen Helden. Also habe ich meinem Sohn den Katanaorden verliehen, obwohl er nicht so viele Mechs vernichtet haben kann, wie berichtet wurde. Mit dieser Geste habe ich außerdem das Versagen der Lyraner bei seiner versuchten Gefangennahme unterstrichen und so den Feind beschämt. Sie beschweren sich über sein Vorgehen in Dieron, und doch habe ich Sie nicht ablösen lassen. Viele waren der Ansicht, er sollte Ihren Posten als Kriegsherr erhalten. Statt dessen habe ich ihm den Drachenorden verliehen. Ein hübscher Knochen, um seinem Soldatenego zu schmeicheln. Ich bin nicht so dumm, seinen Ambitionen dadurch Vorschub zu leisten, daß ich ihm eine Machtbasis gebe. Was kann er mit seiner Stellung als Beauftragter für Militärfragen schon anfangen? Er hat keinen politischen Instinkt. Er wird mit seinen Spielzeugsoldaten herumspielen und zufrieden sein. Indem ich anerkenne, daß er für das Schlachtfeld und für Fragen der militärischen Organisation eine geringe Befähigung hat, stelle ich ihn zufrieden, schiebe seinen Ambitionen einen Riegel vor und erweise dem Kombinat einen Dienst. Für Volk und Soldaten ist er ein Held. Sie werden sich um ihn scharen und eine neue Armee bilden.« Takashi drehte sich wieder zu Tscherenkow um. »Aber die Armee, die er aufstellt, wird trotzdem meine Armee sein!«
Mit einem schwachen Lächeln verbeugte sich der Kriegsherr unbeholfen von seinem Stuhl aus. »Wie Sie meinen, Koordinator. Trotzdem beunruhigt es mich, wie die Genyosha und die Regimenter der Ryuken wiederaufgebaut werden. Sie erhalten ihre Ausbildung ausschließlich von Prinz Theodores handverlesenen Offizieren. Bedenken Sie, was solch eine Streitmacht in den Händen eines aufständischen Generals bedeuten könnte, selbst wenn dieser keinerlei politischen Spürsinn besäße.«
Ein unkluger Vorstoß, dachte Subhash. Er rechnete mit einem weiteren Wutanfall Takashis, aber der Koordinator setzte sich lediglich wieder und ordnete in aller Ruhe die Berichte, die er bei seinem ersten Ausbruch verstreut hatte. Takashi sann ein paar Minuten vor sich hin. Schließlich erschien ein Lächeln auf seinem jetzt sanft wirkenden Gesicht. »Ich werde die Zerstreuung der Ausbildungsregimenter anordnen. Ihre Abteilungen sollen auf die Einheiten der VSDK verteilt werden. Ohne einen harten Kern treu ergebener Regimenter wird mein Sohn niemals eine militärische Machtbasis haben. Sie sehen also, Kriegsherr, es gibt keinen Grund, einen Putsch zu befürchten. Selbst wenn Theodore die politische oder öffentliche Unterstützung zusammenbrächte, er wird nie die erforderliche militärische Stärke haben.«
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Draconis-Militärgelände, Pauchung, Xin Yang
Militärdistrikt Benjamin, Draconis-Kombinat
18. Juni 3031
Die weiträumige Halle war mit fünf Reihen der mächtigen, zwölf Meter hohen eiförmigen Gestalten ausgefüllt, die mittels Kardanaufhängungen in riesigen Gestellen hingen. Dazwischen huschten Techniker hin und her, die Verbindungen überprüften und Kühlflüssigkeitspegel überwachten. Sie hüteten sich, mit den Ovalen in Berührung zu kommen, denn wie leicht konnte ein Finger oder gar eine Hand durch eine unvermutete Bewegung innerhalb der Konstruktionen gequetscht oder abgerissen werden. Sie achteten außerdem sehr sorgfältig darauf, sich nicht an den Stellen zu verbrennen, die aufgrund der Arbeit der Hitzesimulatoren tieforange leuchteten.
Von seinem Sitz im Kontrollraum schaute Dechan Fräser zufrieden zu. Er beneidete die Techs nicht, denn sie hatten da draußen keine Heizung. Trotz ihrer vor Kälte gewiß tauben Finger leisteten sie gute Arbeit. Die Übung dauerte jetzt bereits zwei Stunden, und es war noch kein Materialfehler aufgetreten. Er drehte seinen Stuhl zur Computerkonsole und
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