BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
Reaktion typisch für die Kuritas, aber ihm fiel auf, daß Ninyus zögerliches Grinsen nicht auf die Augen übergriff.
»Was deine Aufgabe anbelangt, Ninyu-kun, wird es keine Änderung geben«, sagte Theodore. »Du gehst nach Dieron, weil ich deine besonderen Fachkenntnisse an dieser Front brauche. Du mußt dich eben bemühen, mit Tai-shu Noketsuna auszukommen.«
Dechan dachte, er wäre lieber dritter Passagier in einem Heuschreck mit schadhaften Kreiseln und fehlerhaftem Beinaktivator als auch nur in der Nähe der beiden. Ninyu hatte eine spontane Abneigung gegen Michi entwickelt, als sich dieser Theodores Shitenno angeschlossen hatte, ein Gefühl, das Michi erwiderte, obwohl er mit seinen Ansichten etwas zurückhaltender war. Jenette tat Michis Antipathie als Ausdruck einer noch nicht völlig überwundenen Wut über die Ereignisse ab, die zum Tode seines Mentors Minobu Tetsuhara geführt hatten. Dechan war da nicht so sicher. Er kannte Michi länger und hatte das stetig stärker werdende Gefühl, daß mehr hinter der Reaktion seines Freundes steckte.
Ein Großteil dieser Fehde hatte sich wegen ihrer engen Verbindung zu Michi auf Jenette und Dechan übertragen. Ninyu ließ keine Gelegenheit aus, sich über sie lustig zu machen und jedermann auf ihre Herkunft hinzuweisen. Die ganze Situation hatte ihre ohnehin schon prekäre Position im Kombinat nicht gerade gestärkt. Dennoch waren die Jahre zwischen Ausbildung und taktischen Übungen schnell vergangen. Dechan hatte entdeckt, daß ihm seine Arbeit Spaß machte. Die neuen Rekruten waren willig und machten einen vielversprechenden Eindruck. Sie auszubilden, war leicht. Ihr Glaube an den Bushido-Codex gab ihnen einen inneren Antrieb, den Dechan vorher nur bei den Dragonern gesehen hatte.
Aber trotz des Vergnügens, das ihm die Weitergabe seiner Fähigkeiten bereitete, waren es einsame Jahre gewesen. Jenette und ihm haftete der Schatten ihrer Verbindung mit Wolfs Dragonern an, und die oft mißtrauischen Kuritas hatten ihnen wenig Sympathie entgegengebracht, so daß sie keine echten Freunde besaßen. Ohne Jenette, das wußte Dechan, wäre er niemals geblieben. Es gab ein paar Leute, in deren Umgebung er sich wohl fühlte, darunter Kowalski, der Tech, Asano und Tetsuhara. Dechan fand es immer noch kaum glaublich, daß Fuhito der Bruder des alten Eisernen war. Theodore war freundlich, aber Dechan war nie richtig warm mit ihm geworden. Mit seiner Frau Tomoe verhielt es sich ganz anders. Sie war ein Ausbund an Liebenswürdigkeit, aber leider sahen sie einander kaum.
Dechan suchte unter den auseinandergehenden Offizieren nach Michi, aber er war nicht da. Wahrscheinlich schon unterwegs nach Dieron, dachte Dechan wehmütig. Soviel dazu, etwas Zeit mit ein paar alten Freunden zu verbringen. Seit seiner Ernennung zum Tai-shu von Dieron, war Michi verschlossen und beantwortete ihre Briefe kühl und kurzangebunden oder ignorierte sie völlig. Michi hatte sie im Stich gelassen, und jetzt standen sie mit ihrem Versprechen, Theodore zu helfen, allein da. Sie hatten kaum eine andere Wahl, als weiterzumachen. Dechan hatte damit gerechnet, dieses Versprechen bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt erfüllt zu haben.
Die Invasion der Steiner-Davion-Allianz, die Theodore vorausgesagt hatte, hätte so oder so schon stattgefunden haben müssen, aber selbst der Kanrei mit seinem unheimlichen Instinkt hatte die Ereignisse der letzten Jahre nicht voraussehen können. Die Bildung der Freien Republik Rasalhaag war der Auslöser für zahlreiche Separatistenbewegungen in der gesamten Inneren Sphäre gewesen. Die Liga Freier Welten hatte das mächtige Herzogtum Andurien verloren, und Duncan Marik hatte sich zum Generalhauptmann aufgeschwungen und einen Feldzug zur Wiedereingliederung Anduriens begonnen. Die Isle of Skye hatte ebenfalls mit der Sezession gedroht. Als Antwort hatte Hanse Davion Truppen mobilisiert, um sein flügge werdendes Imperium mit Gewalt zusammenzuhalten. Seine harten Maßnahmen hatten sich als unnötig erwiesen, als Ryan Steiner die ganze Angelegenheit friedlich geregelt und damit den Fuchs in eine peinliche Situation gebracht hatte. Viele Draconier hatten damit gerechnet, Davion würde seine Truppen jetzt gegen das Kombinat zu Felde ziehen lassen, aber das war nicht geschehen.
Kanrei Theodore hatte seinen Kommandeuren erklärt, Davion würde noch nicht angreifen, da der Fuchs darauf wartete, daß der Drache in seiner Wachsamkeit nachließ. Sie hätten noch eine Gnadenfrist, aber
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