BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
Augenblick, als das Schiff von einer Explosion erschüttert wurde. Verdammt, Beorn. Nichts dem Zufall überlassen. Du hast also auch mit Sprengstoff gearbeitet. Der BattleMech ruckte, als ihn die Energie durchströmte. Seine Gliedmaßen zuckten unkontrolliert, als ungerichtete Stromstöße seine Myomer-Pseudomuskeln aktivierten, die die massiven, aus einer Metallegierung bestehenden Knochen seines Skeletts bewegten. Inmitten des ruckartigen Tanzes gab Sorenson das Signal zum Öffnen der Hangartür.
Keine Reaktion.
Er tippte den Entriegelungscode noch einmal ein.
Und noch einmal. Die Türen, die aus einer Titanlegierung bestanden, rührten sich nicht, blieben sowohl von seinen wiederholten Signalen als auch von seinen Flüchen ungerührt. Der verdammte Verräter war zu gründlich gewesen. Jetzt blieb nur noch eine Möglichkeit. Sorenson löste den am Kopf montierten Raketenwerfer des Mechs aus.
Krachende Explosionen erfüllten den Hangar, die Türen gaben unter der Explosivkraft der Sprengköpfe nach. Stahlteile wurden vom Schiff abgerissen und wie Stroh in den Himmel gewirbelt. Ein gewaltiger Knall erschütterte das Schiff, und der Grashüpfer wurde aus seiner Verankerung gerissen. Ein Wirrwarr aus umherwirbelnden Wolken war das Letzte, was Sorenson sah, als der BattleMech rückwärts taumelte und ihn so heftig erschütterte, daß er sofort in tiefe Dunkelheit versank.
»Nett, Sie wieder einmal zu treffen, Herzog Ricol«, sagte Theodore, während er sich aus einer Verbeugung aufrichtete und ihm die Hand reichte.
»Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Hoheit.« Ricols Tonfall war ebenso verbindlich wie seine Kleidung. Sein geschniegelter roter Anzug stand in scharfem Kontrast zum düsteren Graubraun, das Theodores Uniform dominierte. »Was bringt Sie nach einer so langen Nacht des Feierns zu dieser frühen Morgenstunde auf die Beine?«
»Eine Nachricht von meinem Cousin Marcus.« Theodore fragte sich, ob Ricol wirklich wußte, wie er die Nacht verbracht hatte. »Er hat mich darum gebeten, ins Kontrollzentrum zu kommen.«
»Eigentlich sollte man meinen, daß er dann auch hier sein müßte, um Sie zu treffen«, sagte Ricol. »Sein Mangel an Anstand, nicht zu der Verabredung mit mir zu erscheinen, ist verständlich. Ich bin nur der Herr eines unbedeutenden Hauses, der es gewohnt ist, sich nach den Launen der Mächtigen zu richten.«
Theodore warf Ricol einen kurzen Seitenblick zu. Er war sich nicht sicher, welcher Teil seines Kommentars sarkastisch gemeint war und auf welchen er antworten sollte. Theodore beschloß, sich nur mit den sachlichen Aussagen auseinanderzusetzen.
»Dann sollten Sie ihn ebenfalls treffen?«
»Das habe ich jedenfalls seiner Nachricht entnommen, Hoheit.«
»Sonderbar.«
»Ja, nicht wahr?«
Die beiden Männer verfielen in nachdenkliches Schweigen. Theodore schaute aus der Kommandozentrale hinaus in den Morgen, der über dem Raumhafen graute. Kondenswolken erhoben sich über den Schornsteinen auf den Dächern der über den Raumhafen verstreuten Gebäude, als die heißen Abgase auf die kühlere Atmosphäre trafen. Arbeiter gingen ihren Beschäftigungen nach, wobei sie darauf achteten, sich so lange wie möglich im Licht der aufgehenden Sonne aufzuhalten und die frostigen Schatten zu meiden. Eine Kompanie von Tai-sho Sorensons Achtem Rasalhaag-Regiment hatte weniger Glück. Der Offizier, der die MechKrieger drillte, führte sie bei ihrem morgendlichen Geländelauf über einen vorgeschriebenen Kurs, der keine Rücksicht auf persönliches Wohlergehen nahm.
Alles war wie gewöhnlich, ein Tag wie jeder andere. Ordnung war gleichbedeutend mit heiterer Gemütsruhe, wovon Theodore sich nach der Geschäftigkeit der hektischen Hochzeitsvorbereitungen der vergangenen Tage und der unruhigen Nacht mit Tomoe mehr gewünscht hätte.
»Aha«, sagte Ricol, während er auf einen weit entfernten Punkt deutete. »Ein Landungsschiff kommt herein. Ich glaube, Ihr Vater wird bald hier sein.«
11
Draconis-Militärraumhafen, Reykjavik, Rasalhaag Militärdistrikt Rasalhaag, Draconis-Kombinat
22. September 3019
Ein Tumult in der äußeren Empfangshalle erregte die Aufmerksamkeit all derjenigen, die auf den ankommenden Flug warteten. Theodore sah Tourneville mit einem Neuankömmling streiten. Letzterer trug einen Luftverkehrshelm, der seine Gesichtszüge mit Ausnahme des pfeffer-und-salzfarbenen Bartes verhüllte, der auf und ab hüpfte, während der Mann in der Rezeption redete und gestikulierte.
Theodore
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