BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
bereits zum Raumhafen aufgebrochen.«
Theodore hob die Hand, um Sjovolds Redefluß zu stoppen. »Chu-i Tourneville, Sie sollten vielleicht ins Cockpit gehen und das Funkgerät benutzen, damit gewährleistet ist, daß der Katastrophenschutz mobilisiert wird. Das Feuer muß eingedämmt werden, bevor es auf den Rest der Anlage übergreift.«
Tourneville sah aus, als erwäge er, den Vorschlag abzulehnen. Offensichtlich wollte er bleiben. Theodore hob das Kinn ganz leicht, und zwar auf eine Weise, die er oft bei seinem Vater gesehen hatte, wenn dieser seinen Befehlen hatte Nachdruck verleihen wollen. Ernüchtert verbeugte sich der Chu-i flüchtig und verschwand die Treppe hinauf zum Cockpit.
Theodore wandte sich an den verwirrten Gouverneur. »Tourneville hat heute morgen alle Anrufe für mich sperren lassen.«
Sjovold nickte verstehend, und ein leichtes Lächeln schlich sich in sein Gesicht. »Ich sehe, Sie begreifen langsam, was passiert ist. Sie werden einsehen, daß ich Ihre Interessen im Auge gehabt habe.«
»Ich sehe ein, daß Sie das Leben des Mannes gerettet haben, der Ihre Tochter heiraten soll. Eines Mannes, der später einmal... nein, der bereits Koordinator ist. Ich glaube nicht, daß Sie nur meine Interessen im Auge gehabt haben.«
Sjovold lehnte sich im Sitz zurück und strich seinen Bart. In seinen Augen war ein neuer, unvermuteter Respekt zu lesen. »Ich wäre ein Dummkopf und ein Lügner, wenn ich das abstreiten würde. Unsere Wege führen in dieselbe Richtung, und wir könnten uns gegenseitig eine große Hilfe sein. Seit Jahren studiere ich Ihren Werdegang. Je mehr ich über Sie erfuhr, desto beeindruckter war ich. Ich habe dafür gesorgt, daß Sie den Platz Ihres Vaters einnehmen. Meine Leute und ich haben Hand in Hand mit dem Kriegsherrn gearbeitet, und wir haben den Plan gefaßt, uns des Tyrannen zu entledigen, eines Mannes, der Sie ebenso unterdrückt hat wie diesen Distrikt. Obwohl wir mit Marcus zusammengearbeitet und ihm versichert haben, daß wir ihn als Koordinator stützen würden, haben wir doch nur für Sie gearbeitet. Marcus hat uns alle verraten, indem er versuchte, Sie heute ebenfalls zu töten. Als ich von seiner Botschaft erfuhr, habe ich sofort versucht, Sie aufzuhalten.«
»Sie haben nicht versucht, mich aufzuhalten, Jarl«, sagte Ricol gedehnt.
Sjovold, durch diesen Einwand von Theodore abgelenkt, sah den Herzog nur verdutzt an.
Es war etwas zwischen den beiden Männern, das Theodore nicht verstand. Aber im Vergleich zu dem, was der Gouverneur gesagt hatte, war es unwichtig. »Wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie und mein Cousin Marcus ein Komplott geschmiedet, um meinen Vater zu töten.«
»Das war erforderlich. Aber Marcus hat uns hintergangen. Er will Koordinator sein. Ich wollte immer nur Sie auf dem Thron des Koordinators sehen. Wir haben es für Sie getan.«
»Und jetzt erwarten Sie von mir, daß ich mit Ihnen zusammenarbeite.«
»Sie werden Koordinator sein. Wir werden alle davon profitieren. Als Ihr Kriegsherr hier kann ich Ihnen einen friedlichen, loyalen Distrikt versprechen.«
Theodore stand auf und schritt in dem Transportraum auf und ab. Sjovolds Ambitionen lagen vor ihm, nackt und häßlich. In diesem Augenblick betrog er Marcus, auch wenn er gesagt hatte, daß der Kriegsherr ihn betrogen hatte. Mit dem Rücken zum Gouverneur sagte Theodore: »Sie haben eine interessante Meinung von der Familie der Kurita, Gouverneur Sjovold. Ganz allgemein und von mir besonders. Wenn Sie mich so gut kennen, müßte Ihnen klar sein, daß ich mit Königsmördern keine gemeinsame Sache mache.«
Ein plötzliches lautes Klatschen, gefolgt von einem schrillen Aufschrei, ließ ihn herumfahren. Ricol und Sjovold rangen miteinander und rollten ineinander verschlungen über den Boden.
Theodore starrte auf die kämpfenden Männer, verwirrt, daß er keine Warnung, kein Gefühl der Gefahr für seine Person empfunden hatte. Seine frühen Übungen mit Tetsuhara Sensei und seine späteren Sitzungen mit Direktor Indrahar hatten ihn gelehrt, diesem Gefühl zu vertrauen. Er glaubte nicht, daß es ihn in diesem Fall trog. Dies war ausschließlich eine Angelegenheit zwischen den beiden. Er hielt sich von den kämpfenden Männern auf dem Deck fern.
Die Kämpfer prallten gegen das hintere Bullauge, Sjovold obenauf. Die Hände des Gouverneurs waren um den Hals des Herzogs geschlossen. Ricol holte aus und schmetterte die rechte Faust gegen Sjovolds linken Ellbogen. Nachdem er so den Würgegriff geschwächt
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