BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
durch weitere Argumente zu bekräftigen versuchte. Als er schließlich erkannte, daß sie ihnen keine Beachtung schenkte, verfiel er ebenfalls in Schweigen. Wenn sie mit anderen Dingen beschäftigt war, würden seine Argumente, wie vernünftig und zwingend sie auch sein mochten, wirkungslos bleiben, das wußte er. Er schaute zu, wie sie die Narbe an seiner linken Hüfte streichelte, die aus der Nacht stammte, in der ihn Indrahar in die Söhne des Drachen eingeführt hatte. »Du hättest diese Narbe nicht, wenn du dein Schwert nicht so schnell gezogen hättest«, sagte sie mit leiser Stimme, in alten Erinnerungen versunken.
»Ich habe dir nie erzählt, wie ich die bekommen habe«, sagte er, plötzlich wachsam.
»Aber ich weiß es trotzdem.«
»Woher? Wie könntest du?«
»Ich habe sie dir beigebracht.«
Theodore setzte sich auf. Er packte sie bei den Schultern und zog sie zu ihm hoch. Sie leistete keinen Widerstand.
»In der Nacht, in der Indrahar dich getestet hat, war ich da. Ich war diejenige, die dich getroffen hat.«
»Was?« Er konnte nicht glauben, was er hörte. Wie konnte sie dort gewesen sein?
»Ich bin eine Jukurensha des O5S. Ausgebildet in Ninjuisu und Gefechtstechnik.«
Theodore blinzelte überrascht. Eine Ordensfrau! Eine Adeptin! Diese Möglichkeit hätte er niemals in Betracht gezogen.
»In jener Nacht bin ich selber getestet worden. Ich sollte dich abfangen und dir irgendeinen Gegenstand abnehmen. Ich habe deinen Beutel genommen, dich bei dem Versuch jedoch getroffen. Deine Meisterschaft in den Formen des Yagyu war zu groß für mich, als daß ich hätte sauber zuschlagen können. Ich war der Auffassung, ich hätte versagt, aber Jokan Florimel meinte, ich hätte bestanden. Ich habe das nicht ganz begriffen, mich aber ihrer Weisheit gebeugt. Sie hat mir einen neuen Auftrag gegeben: Ich sollte dir nahekommen und dich schützen. Bei diesem Auftrag habe ich noch mehr versagt als bei dem davor, weil ich dir so nahegekommen bin, daß ich mich in dich verliebt habe. Ich habe nicht mehr die innere Distanz, um mir meine geistige Klarheit bewahren und meinen Auftrag erfüllen zu können.«
Theodore war wie vor den Kopf geschlagen. Er war vier Jahre lang mit Tomoe zusammen auf die Weisheit-Schule gegangen. Er hatte bei den Übungsgefechten mit ihr und gegen sie gekämpft. Sie war kühl und unnahbar gewesen, aber er hatte nichts von der Ausbildung einer Nonne des Säulenordens an ihr entdeckt. Sie war eine Kriegerin, auch wenn die Klatschmäuler etwas anderes behaupteten.
Dann fiel ihm ein, wie sie am Tag der Abschlußfeier plötzlich aufgetaut war und wohin das geführt hatte.
»Außerdem habe ich keinen Stammbaum. Was in meiner Militärakte steht, ist eine Lüge. Ich stamme nicht aus einem kleineren Haus am Rande des Pesht-Distrikts. Mein Vater war Handelsagent auf dem Planeten Volders im Distrikt Rasalhaag. Er hat für die Isesaki-Spedition gearbeitet. Als ich drei Jahre alt war, sind meine Eltern bei einem Steiner-Überfall ums Leben gekommen. Der Orden hat mich aufgenommen und aufgezogen. Neben anderen Dingen ließen sie mich als MechKrieger ausbilden. Sie haben meine Geschichte gefälscht, um mich bei den VSDK unterzubringen. Als ich vielversprechende Anlagen zeigte, haben sie mein Weiterkommen bis schließlich zur Weisheit-des-Drachen-Schule arrangiert. Meine Stellung ist nicht erhaben genug, um die Frau des zukünftigen Koordinators zu werden.«
Theodore löste seinen Griff um ihre Schulter. Sie sackte ein wenig zusammen, schien es ansonsten aber nicht zu bemerken. Sie war ein Wunder. Er hatte gedacht, alles über sie zu wissen, und doch war er nicht wütend über ihre Enthüllungen, nur überrascht. Er haßte Intriganten und Betrüger, konnte in sich aber keinen Haß Tomoe gegenüber entdecken. Ihr Wesen war rein und aufrichtig, auf eine glühende Weise loyal. Er strich sanft über ihr Haar.
»Ich bin kein Sklave von Äußerlichkeiten wie mein Vater. Mir ist es egal, ob deine Eltern Handwerker oder Spieler waren. Der O5S hat dich vielleicht in der Weisheit-Schule untergebracht, aber du warst gut genug, um deinen Weg dort zu machen. Wir wissen beide, daß Ledergesicht Zangi sich niemals hätte bestechen lassen, um die Ergebnisse eines Schülers zu manipulieren. Du bist stark und tüchtig, wunderschön und liebevoll. Ich will dich zur Frau.«
Tomoe richtete ihre dunklen Augen auf ihn. Er spürte, wie sie ihn zu ergründen versuchte, wie sie die Stärke seiner Gefühle testete. Anscheinend zufrieden mit
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