BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
sich an den beiden geradlehnigen Stühlen vorbei und ging zu seinem Schreibtisch, wo er sich in seinen wackeligen Armsessel fallen ließ. Der ächzte, hielt aber. »Sollen wir so tun, als ob du noch dem Militär angehörst und ein wenig arbeiten?«
Ninyu richtete sich auf und hielt seine Mütze fest, bevor sie auf den Boden fallen konnte. Mit der freien Hand rieb er sich über das buschige rote Haar und sagte: »Seitdem Tomoe ihren Urlaub angetreten hat, bist du empfindlich und reizbar. Vielleicht sollten wir einen Ausflug ins Vergnügungsviertel unternehmen.«
Theodore schoß einen mißbilligenden Blick auf ihn ab, den Ninyu mit einem Achselzucken abtat. »Du weißt, daß ich mir Sorgen um sie mache. Diesmal gibt es Komplikationen.«
»Bruder Nitti ist ein guter Arzt. Mutter und Kind wird es prächtig gehen.«
Theodore konnte nicht widersprechen. »Trotzdem vermisse ich sie.«
»Das ist offensichtlich. Aber zumindest kann Hohiro etwas Zeit mit seiner Mutter verbringen.«
»Was mir nicht vergönnt ist, während ich mich um meine anderen Kinder kümmern muß«, sagte Theodore verdrießlich und deutete in Richtung Fenster, durch das man die Kasernen der Legion sehen konnte. »Wenn sie richtige Soldaten wären, müßte ich nicht den Babysitter für sie spielen.«
»Sie sind vielleicht keine Schwerter des Lichts, aber sie sind auch keine Babies. Sie waren Müll, als du sie übernommen hast, aber jetzt sieht es anders aus. Und du bist der Grund dafür, mein Freund. Ob du es glaubst oder nicht.«
Theodore warf ihm einen skeptischen Blick zu.
»Es stimmt«, behauptete Ninyu. »Den ersten großen Schritt hast du gemacht, als du Olivares eingeschüchtert hast, anstatt dich von ihm tyrannisieren zu lassen. Das hat dich zu einem Erster-Klasse-Menschen gemacht. Die Bastarde hier sind es gewöhnt, den Leithund zu fürchten. Du hast mir immer gesagt, daß Furcht eine unbefriedigende Motivation ist, also warst du damit nicht zufrieden. Schau dich doch mal ganz genau um. Ihre Einstellung ändert sich. Du hast ihre Moral gehoben, indem du sie Buso-senshi genannt hast. Bewaffnete Krieger. Ein paar haben das Wortspiel nicht sofort begriffen, insbesondere die Nicht-Japaner. Aber von denen konnte man auch kaum das Wissen erwarten, daß das Schriftzeichen für ›bewaffnet‹ noch ein Synonym hat, das ›unvergleichlich‹ bedeutet. Du hast ihnen Herz gegeben. Der wirkliche Wendepunkt kam, als du die Ratte auf dem Banner ›Takashi‹ genannt hast. Das hat eine Saite bei ihnen zum Klingen gebracht, denn dadurch hat sich deine Verwandtschaft mit ihnen als Mitausgestoßener herauskristallisiert. Haben Tomoe und ich dir nicht dabei geholfen, den wahren Abschaum auszumachen, der die Legion verpestet hat? Die Schreihälse ohne Moral und Loyalität und die Angeber, die in Wahrheit keinen Mumm haben, sind jetzt verschwunden. Durch das Scheinbüro, das ich aufgemacht habe, wandern sogar die Berichte der ISA-Spione in der Einheit über deinen Schreibtisch, so daß du sie nach Belieben ändern kannst. Das hilft, die Nase des Koordinators aus deinen Angelegenheiten herauszuhalten. Fundamentale Veränderungen finden nicht über Nacht statt. Aber die Arbeit zahlt sich langsam aus. Bei den Mechs mag immer noch vieles Stückwerk sein, und sie sehen vielleicht auch aus wie eine Horde vagabundierender Zigeuner, aber die Truppen arbeiten daran und verbessern sie, so gut sie können. Außerdem fangen sie langsam an, als Einheiten zu operieren. Das scheint auch auf die konventionellen Truppen abzufärben.«
Theodore kicherte. »Ja, ja, in zehn Jahren sind sie vielleicht dazu in der Lage, Steiner gegenüberzutreten. Buddha sei Dank sind wir nicht an der Daviongrenze stationiert.«
»Rom in einem Tag, der Osakatower in einer Nacht, und so weiter, und so weiter. Nur etwas Geduld, mein Freund.«
»Vielen Dank, du Born der Weisheit. Kannst du vielleicht auch das Nachschubproblem lösen?«
Ninyu zuckte die Achseln. »Ich bin ein anerkannter Weiser, kein Wundertäter.«
Theodore seufzte. »Die Legionäre sind immer noch ein Haufen rüpelhafter Raufbolde, die jederzeit bereit sind, Krawall zu machen. Ihre Disziplin ist fast so schlecht wie ihre Kleidung.«
»Wir sind hier nicht am Hof auf Luthien. Wenn der Tag kommt, werden sie kämpfen — das ist es, was zählt.«
»Das werden wir sehen, wenn der Tag da ist.« Theodore schaltete sein Computerdeck ein und legte eine Diskette ein. Mehrere Minuten lang scrollte er den Bildschirm und studierte die Daten, die an seinen
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