BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
hatte. Die Schulden der Einheit beim Kombinat wurden durch den Dienst in der Legion abbezahlt.
Olivares schaute zu Theodore, der nickte.
»Maul halten, ihr Schleimscheißer!« brüllte Olivares. »Tai-sa Kurita hat euch ein paar Worte zu sagen. Fühlt das Schmalz aus den Ohren und hört zu!«
Theodore war von der Beredsamkeit von Olivares' Einführung beeindruckt. Die längeren Reden des Sho-sa waren normalerweise nicht druckfähig. Theodore räusperte sich und schlug einen Ton an, der über den gesamten Kasernenhof zu hören war.
»Willkommen bei der Legion Wega. Ich weiß, was ihr gehört habt, weil ich es auch gehört habe. Daß dies hier die Jauchegrube des Draconis-Militärs ist. Daß eure Laufbahn beendet ist. Daß keiner je wieder von der Legion zurückkehrt. Ihr könnt glauben, was ihr wollt. Ihr könnt es wahrmachen, indem ihr zu dem Abschaum werdet, für den euch andere halten. Ich werde euch nicht aufhalten. Und ich werde euch deshalb nicht aufhalten, weil ich es nicht kann. Wenn ihr keine Ehre mehr im Leib habt, werdet ihr das sein, was sie von euch behaupten. Dann wird Marfik zu eurer ganz persönlichen Hölle werden. Aber es muß nicht so kommen. Vergeßt, was ihr vor eurer Ankunft gehört habt, und achtet auf eure Ehre. Sie ist die Kraft, die euch aufrecht erhält, und das Rüstzeug, das euch schützt. Die Legion bietet euch einen neuen Anfang. Ich fordere euch auf zu beweisen, daß ihr Krieger seid, Männer und Frauen von Wert. Verdient euch meine Hochachtung, wenn ihr könnt. Es wird nicht leicht sein. Es liegt an euch. Denkt darüber nach. Ich werde mit jedem von euch persönlich sprechen. Geht jetzt zunächst alle in eure Unterkünfte. Sho-sa Olivares wird euch zeigen, wo ihr eure Sachen unterbringen könnt. Es hängt eine Namensliste aus, auf der die Uhrzeit für euer persönliches Gespräch vermerkt ist. Wegtreten!«
Ein großer Schwarzer erregte Theodores Aufmerksamkeit. Etwas an dem Mann kam ihm bekannt vor, aber Theodore konnte sich nicht entsinnen, ihm schon einmal begegnet zu sein. Seine Dienstmütze war keine Hilfe. Die Einheitszeichen waren abgerissen worden.
»Sie«, rief er, indem er auf den Mann zeigte. »Kommen Sie mal her!«
Als der Soldat näherkam, fiel Theodore die linke Seite seines Kragens ins Auge. Der Stoff war stellenweise ausgefranst, und dort, wo die drei blauen Streifen eines Chu-i im Sonnenlicht glitzerten, zeichnete die etwas dunklere Farbe des Stoffes ein anderes Rangabzeichen nach. Der Mann war vom Range eines Tai-i degradiert worden.
Theodore nahm das lockige schwarze Haar und den sorgfältig gestutzten Schnauz- und Spitzbart zur Kenntnis. Er betrachtete forschend die Linien im Gesicht des Mannes, dessen vertrauter Ausdruck in ihm nagte.
»Wie heißen Sie?«
»Fuhito Tetsuhara, Sir«, erwiderte der Mann mit tiefer, deutlicher Stimme.
»Sie sind mir gleich bekannt vorgekommen«, sagte Theodore mit einem Lächeln. »Minoru Tetsuhara war einer meiner Lehrer. Sie müssen sein Enkel sein.«
»Sein Sohn, Sir.« Fuhito trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Ob sein Unbehagen daher rührte, daß er seinen Vorgesetzten korrigieren mußte, oder eine Folge der bloßen Erwähnung des alten Schiachtrosses war, konnte Theodore nicht sagen.
»Kräftiger Harn«, kommentierte Ninyu hinter ihm.
»Immer langsam, Kerai-kun«, sagte Theodore, indem er seinem Freund einen Blick zuwarf, der ihm bedeutete, daß er es ernst meinte. Ninyu sah beleidigt drein.
Theodore streckte einen Arm nach Fuhitos Schulter aus. »Kommen Sie herein, ich habe Ihr persönliches Gespräch gerade vorverlegt. Lassen Sie Ihre Tasche hier. Tai-i Kerai wird sich darum kümmern.« Er ignorierte Ninyus Verärgerung in dem Wissen, daß er sich später bei ihm revanchieren konnte.
»Erzählen Sie, Fuhito-san, wie geht es Ihrer Familie?« fragte Theodore, während er den Chu-i in die Baracke führte.
»Vater und Mutter geht es gut, Tai-sa«, begann Fuhito zögernd. Er war es eindeutig nicht gewöhnt, mit einem Vorgesetzten über seine Familie zu reden. »Mein älterer Bruder, Chu-sa Minobu ist von einem Unfall wiedergenesen und befehligt die Ryuken-M an der Galedon-Grenze. Mein anderer Bruder, Tai-i Yoshi, hat das schwarzrote Banner empfangen. Ich bin hier.«
Theodore hörte die steigende Bitterkeit in Fuhitos Stimme. Er wies in Richtung Couch, um Fuhito zu bedeuten, daß er sich setzen solle, und ließ sich selbst auf der Schreibtischkante nieder.
»Mein Beileid zum Tode von Yoshi. Er muß sehr tapfer gestorben
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