BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
frapos? Es ist die Arroganz der Nachfolgerstaaten - dieselbe blinde Dummheit, die DJs Tod verursacht hat -, die sie den Clans gegenüber so verwundbar macht. Schon dadurch, daß du mit Ulric und Ranna an dem Rasalhaag-Gebot arbeitest, siehst du, daß die Clans nicht unbesiegbar sind. Andere sollten auch in der Lage sein, die Schwachstellen zu entdecken, aber sie sind zu sehr damit beschäftigt, bis zur Pensionierung ihre Posten zu halten oder für die nächste Beförderung zu büffeln. Sie gebrauchen ihren Kopf nicht mehr, und du bist ihnen nichts schuldig.
Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben.
»Rings um uns her stirbt die Zivilisation. Die Clans stehlen den von ihnen eroberten Welten die besten und hellsten Köpfe. Sie verhängen das Kriegsrecht. Sie erdrücken Rasalhaag und vernichten die Hoffnungen von Millionen. Jemand muß sie aufhalten.«
»Und damit rationalisierst du deine Kollaboration, frapos?«
Ryans Verwendung des Clanausdrucks verunsicherte Phelan. Rechtfertigt der Wunsch, die Clans aufzuhalten, den Verrat an meinem eigenen Volk, bis ich mein Ziel erreichen kann? Versuche ich, für die Vertrauensbrüche zu büßen, die ich bei der Befragung begangen habe, oder helfe ich Ulric aus anderen, persönlicheren Motiven? Ich kann mich nicht dahinter verstecken, daß sie Rasalhaag angreifen, wo Söldner verhaßt sind. Ich habe Ulric dabei geholfen, einen Feldzug zu planen, den er nicht verlieren wird. Spiele ich den Judas der Nachfolgerstaaten, um mich an Tor Miraborg und meinen Kameraden in Nagelring zu rächen?
Er schluckte schwer. »So, wie die Dinge zur Zeit liegen, kann keine Streitmacht die Invasoren besiegen oder auch nur bremsen, weil niemand genug über sie weiß. Jeder der Clans hat seine eigene Methode, die eingenommenen Planeten zu befrieden, und der Wolfsclan scheint noch der mildeste. Tatsache ist, daß die Wölfe, wenn sie weiterziehen, wenig mehr als eine symbolische Garnison zurücklassen, die zusammen mit den vorhandenen Regierungsstellen die Ordnung aufrechterhält. Eine Eroberung durch den Wolfsclan ist für das einfache Volk einer Welt kaum schlimmer als die durch einen rivalisierenden Herrscher in den ständigen Kriegen der Nachfolgerstaaten.« Der Söldner blickte Ryan in die Augen.
»Und noch etwas: Momentan sind der Präzentor Martialum und ich die einzigen, die ein engeres Verhältnis zu den Invasoren aufbauen konnten. Wir sind die einzigen, die lernen, auf privater Ebene mit ihnen zu agieren, und dadurch könnten wir als Vermittler zwischen den Clans und den Herrschern der Nachfolgerstaaten auftreten. Wir könnten diesen Krieg zu einem schnelleren Ende bringen, so daß weniger Menschen sterben müssen.«
Ryan spie auf den Boden. »Du bist ein Träumer . . . und ein Gefangener. Sie benutzen dich. Und wenn Sie mit dir fertig sind, werfen sie dich weg wie eine leere Patronenhülse.«
»Vielleicht, aber ich versuche es zumindest.« Phelan starrte Ryan an. »Der Gedanke, daß wir beide zur selben Spezies gehören, gefällt mir ganz und gar nicht, aber wir stehen auf derselben Seite. Ja, vielleicht verrate ich einen Teil der Nachfolgerstaaten an die Invasoren, aber ich verrate ihn an den Wolfsclan. Wenn die Wölfe die Vorherrschaft gewinnen, kann ich möglicherweise eine Position erlangen, die mir einen gewissen Einfluß verschafft.«
Kenny Ryan knirschte mit den Zähnen. »Ich habe mich geirrt. Du bist kein Träumer, du bist ein Narr. Egal, welche Maske du dir dafür zimmerst, Kell, du bist ein Verräter an deinem Volk!«
Wilder Zorn wogte durch Phelan, als Ryans Worte ihn trafen, aber er richtete sich ebenso gegen ihn selbst wie gegen den Peripherie-Banditen. Nein! Das ist nicht wahr »Denk, was du willst, Kenny. Es ist mir gleichgültig. Ich bin den Menschen der Inneren Sphäre vielleicht nichts schuldig, aber ich werde nicht untätig dabeistehen und einfach zusehen, wie die Clansleute Unschuldige abschlachten.«
Phelan stand neben Ulric im Holotank, und die weite Landschaft des nördlichen Kontinents von Rasalhaag breitete sich in alle Richtungen um sie aus. Als sie sich bewegten, tauchten neue Gebiete am gerundeten Horizont auf. Entsprechend einem Befehl, den Ulric gegeben hatte, bevor sie den Holotank betreten hatten, entsprachen die Lichtverhältnisse ungeachtet ihrer Position einer Zeit mehrere Stunden nach Sonnenaufgang.
Phelan deutete nach Süden, wo sich ein dichter Tropengürtel um den planetaren Äquator zog. »Das ist der erste Punkt, den der Khan der
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