BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
intelligent genug, es zu verbergen.«
Der Sterncommander nickte zustimmend. Im gedämpften Licht des Raumes erschien seine dunkelgraue Uniform schwarz, und die kleinen roten Sterne an ihrem Kragen waren nur zu erkennen, wenn ein Lichtstrahl sie traf. »Ich stimme zu, mein Khan. Die Ärzte, die ihn behandelt haben, schätzen sein Alter auf achtzehn bis dreiundzwanzig Jahre, was seine Angaben bestätigt, er sei achtzehn. Wie wir aus den Kampfaufzeichnungen des Gefechtes sehen konnten, bei dem wir ihn gefangennahmen, führt er seinen Mech mit einigem Geschick.«
Der ältere Mann nickte nachdenklich, und seine Linke spielte mit dem Kinnbart. »Was halten Sie davon, daß sein Name identisch mit dem seiner Söldnereinheit ist? Könnte er ein adoptierter Waise sein?«
Der Sterncommander zuckte die Achseln. »Neg, mein Khan. Es wäre einem Adoptierten unmöglich, so schnell einen Namen zu erringen, franeg? Ich nehme an, er ist mit der Familie verwandt, die diese Einheit leitet. Weiter könnte ich mir vorstellen, daß er in Ungnade gefallen ist und deshalb in der Peripherie Dienst tut. Vielleicht haben die Kell Hounds so wie wir einen Trainingskader darauf angesetzt, Geschmeiß aufzuscheuchen.«
»Möglich, Sterncommander. Durchaus möglich.« Der ältere Mann lächelte. »Weisen Sie weder Vlad noch Carew für ihr Verhalten beim Verhör zurecht. Vlads Ausbrüche waren unangenehm, aber sie haben diesem Phelan ein Objekt für seinen Zorn geliefert. Vlad wird auch weiter beim Verhörteam dieses Subjektes bleiben.
Carews Überraschung über die Söldner hat Kell gewarnt, und seine Vorsicht läßt darauf schließen, daß er Informationen besitzt, die er für wichtig hält. Auch das ist in sich bereits wertvoll.«
»Fragen Sie ihn weiter aus?«
Der alte Mann überlegte einen Augenblick lang. »Pos. Sie sollen einen Monat ohne weitere Unterstützung an ihm arbeiten. Bis das Landungsschiff Orion eintrifft, werden sie genügend Daten gesammelt haben, um uns mitzuteilen, auf welchen Gebieten er Informationen besitzt, die er für sich behalten will. Dann werden wir mit Hilfe erfahrenerer Leute tun, was nötig ist, um alles herauszubekommen, was Phelan Kell uns sagen kann.« 11
Hauptquartier der Zwölften Donegal Guards, Trell 1 Mark Tamar, Lyranisches Commonwealth
19. Oktober 3049
Kommandant Victor Steiner-Davion rückte das Familienholo auf der Ecke des Tisches zurecht. Es war etwa anderthalb Jahre vor seiner Abreise von der Militärakademie New Avalon zurück zum Nagelring aufgenommen worden, bei der seither letzten Gelegenheit, die seine Familie vereint gesehen hatte. Victor, sein Vater und sein riesiger Bruder Peter standen in der zweiten Reihe. Vor Hanse saß seine Mutter mit Katherine rechts neben sich, Arthur links, und Yvonne zu ihren Füßen. Victor schob das Bild in die Mitte zwischen den Datenmonitor und die Schreibtischlampe und lehnte sich zurück, um den Effekt zu studieren.
Mit einem Stirnrunzeln beugte er sich vor, um das Bild wieder auf die linke Seite seines Walnußholzschreibtisches zu stellen. Betont dieses Bild möglicherweise, daß ich meiner Herkunft wegen den Befehl über ein Bataillon erhalten habe? Renny und die übrigen in meiner Klasse sind als Lieutenants graduiert und kommandieren eine Lanze. Ich bin Kommandant und stehe einem ganzen Bataillon vor. Aber ich weiß, daß ich dieser Verantwortung gewachsen bin, wenn ich die Gelegenheit bekommen sollte, es unter Beweis zu stellen. Ich will wie jeder andere in den Vereinigten Commonwealthstreitkräften behandelt werden, aber ich weiß genau, daß ich damit nicht rechnen darf.
Ein leises Klopfen an der Bürotür brachte Victor zurück in die Wirklichkeit. Er drehte das Bild hastig herum, so daß es von der Tür aus nicht zu erkennen war, und strich seine Uniform glatt. »Herein.«
Ein schlanker blonder Mann trat ein und salutierte. »Hauptmann Galen Cox zum Rapport, Sir.«
Victor stand schnell auf, um den Gruß zu erwidern, und schalt sich insgeheim, nicht vorher daran gedacht zu haben. Er bemerkte, wie die ruhelosen blauen Augen des Hauptmanns alles um ihn herum aufnahmen, aber Cox' Gesicht ließ nichts von seinen Gedankengängen erkennen. Victor streckte ihm die Hand entgegen. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Hauptmann Cox. Ich bin Victor Steiner-Davion.«
Cox erwiderte Victors festen Händedruck in gleicher Stärke. Es war kein Kräftemessen, sondern eine kameradschaftliche Begrüßung, die Victor sehr angenehm war. Er verspürt kein
Weitere Kostenlose Bücher