BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
eine größere Gefahr für die Nachfolgerstaaten darstellen als wir es füreinander sind.«
Hanse zog die Luft tief ein und hielt sie ein paar Sekunden lang an. Das wäre eine erstklassige Gelegenheit, das Kombinat zu vernichten - und mehr als einer meiner Feldmarschälle wird mich dazu auffordern. Aber wenn Justin mit seiner Vermutung über Theodores Absichten recht hat, teile ich die Sichtweise des Kanrei. Was nützt es, einen Feind zu besiegen, wenn man auf diesem Sieg nicht aufbauen kann? Es wäre einfach nur dumm.
Hanse wandte sich seiner Frau zu. »Was meinst du?« »Theodore muß sich um das Schicksal seines Sohnes ebensolche Sorgen machen wie wir, bevor wir von Victors Evakuierung hörten, Liebling. Du weißt, daß Kurita den Krieg gegen die Invasoren um nichts weniger geschickt führen wird als wer auch sonst in den Nachfolgerstaaten. Wenn wir ihn angreifen würden, müßte er seine Anstrengungen auf zwei Fronten verteilen, und für seinen Kampf gegen diese Fremden würde es das Aus bedeuten.
Ein Blick auf die Karte genügt, um festzustellen, daß die Vereinigten Welten an der Reihe sind, wenn die Invasoren das Kombinat erst bezwungen haben. Wenn die Truppen, die wir zur Zeit an der Kombinatsgrenze stationiert haben, randwärts verlegt werden, könnten sie die Invasoren im Commonwealth aufhalten.« »Wie immer eine höchst exakte und wertvolle Analyse«, stellte Hanse fest und drehte sich zu Justin um. »Stimmen Sie zu? Verlegen wir unsere Truppen aus der Isle of Skye an die Invasionsfront?«
Justin nickte. »Unsere Sprungschiffe stehen bereit. Wir können die Truppen schneller randwärts verlegen als das Kombinat. Ich habe bereits Befehle an unsere Söldnereinheiten erteilt, sich in Richtung Peripherie auf den Weg zu machen. Mit etwas Glück gelingt uns der Aufbau einer Feuerschneise direkt im Weg der Invasoren. «
»Was ist mit der Leichten Eridani-Reiterei?« fragte Hanse. »Sind sie bereit zum Einsatz, noch bevor die Unterschrift unter ihrem neuen Kontrakt ganz trocken ist?«
»Ja, Sire. Ich habe heute morgen die Bestätigung unseres Befehls erhalten.« Er senkte die Lider. »Außerdem hat mein Bruder Daniel um die Genehmigung gebeten, die Kell Hounds an den Rand zu verlegen. Ich weiß nicht, woher Dan die Information hat, aber es scheint kein Zweifel möglich, daß die Invasoren am Tod Phelan Kells in der Peripherie die Schuld tragen. Ich habe ihm gestattet, beide Regimenter nach Sudeten einzuschiffen. Das müßte ein guter Treffpunkt für die nach Norden reisenden Truppen sein.«
Der Prinz machte eine zustimmende Miene. »Ausgezeichnet. Haben wir schon etwas von Jaime Wolf gehört?«
»Auf meine Botschaft vor zwei Wochen ist noch keine Antwort eingetroffen. Ich weiß jedoch, daß die Epsilon- und ZetaRegimenter ihre Stellungen in Andurien verlassen haben. Thomas Marik ist äußerst ungehalten darüber, daß dies ohne Vorwarnung geschah. Sie scheinen nach Outreach unterwegs zu sein.«
»Ah, ja.« Der Prinz lehnte sich vor und stützte beide Unterarme auf den Tisch. »Wolf ruft seine Leute zu einer Besprechung zusammen. Wenn die Entscheidung gefallen ist, werden wir es erfahren.« Er studierte die Karte. »Schreiben Sie Marschbefehle für die Ersten Kathil-Ulanen und sämtliche Regimenter von Denebheer, Arkturusgarde, Lyranischer Garde, Hofgarde und VC-Einheiten nach Sudeten. Lassen Sie Morgan wissen, daß er den Befehl über diese Heeresgruppe erhält, und lenken Sie Victor nach Sudeten um. Wir werden Truppen aus der Mark Crucis verlegen, um den terranischen Korridor und Skye zu befestigen.«
Der Prinz stockte, als das Schweigen seiner Frau und das schmerzliche Zucken in Justins Augen zu ihm durchdrang. »Verzeihen Sie mir, Justin, daß ich Ihnen auftrage, diesen Befehl zu geben. Ich weiß, Ihr Sohn ist bei der Zehnten Lyranischen Garde.«
Der Minister hob stolz das Haupt. »Ich bin sicher, er wird Euch gut dienen, mein Prinz.«
»Daran zweifle ich keine Sekunde, Justin Allard. Aber ich erinnere mich an eine Gelegenheit vor dreiundzwanzig Jahren, als ich Ihrem Vater befahl, jemandem die Order zu geben, Sie umzubringen. Es war die einzige Möglichkeit, bei diesem Geheimauftrag ihr Leben zu retten, und Ihr Vater wußte es, aber es fiel ihm trotzdem nicht leicht. Ich hätte nicht gedacht, daß ich das noch einmal jemandem antun müßte.«
Melissa sah zu ihm hoch. »Warum tust du es dann dir an?«
Hanse nahm ihre Hände in die seinen. »Ich kann Victor mit ruhigem Gewissen zu Morgan nach Sudeten schicken.
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