BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
Faust dagegen. »Verflucht, Ranna hatte recht. Ich brauche mich nur fünf Minuten mit dir zu unterhalten, und schon brechen meine alten Sprachmuster wieder durch.«
»Widersteh der Versuchung, Jungchen. Das baut den Charakter auf.«
»Und warum tust du es nicht?«
Natascha stand seufzend auf. »Wenn du erst einmal soviel Charakter aufgebaut hast wie ich, kannst du solche Kleinigkeiten lockerer behandeln.« Sie legte die linke Hand auf Phelans rechte Schulter und führte ihn aus dem Sportsaal in den Servicekorridor. »Außerdem ist sklavisches Festhalten an den Formalitäten eines Rituals ein Zeichen dafür, daß man nichts Besseres hat, mit dem man seine Gedanken beschäftigen kann.«
Phelan nickte. »Gut; darf ich Fragen stellen, oder muß ich schweigend mitgehen?«
Natascha zuckte die Achseln, als sie den Liftschacht erreichten, der sich durch die gesamte Länge der Höhlenwolf zog. »Fragen über Haus Ward solltest du dir für Cyrilla aufheben.«
Phelan drückte den Rufknopf. »Und was ist mit dir und Ranna?«
Natascha hob eine Braue, gab jedoch sonst keine Antwort.
Phelan nahm es als Einladung weiterzuforschen. »Sie hat dich >Großmutter< genannt, und ich hatte nicht den Eindruck, daß sie diesen Begriff rein zeremoniell benutzte. Ich habe natürlich nicht die Geschichte der Dragoner auswendig gelernt, aber ich habe nie gehört, daß du schwanger geworden wärest, geschweige denn ein Kind ausgetragen hast. Ist sie deine Enkelin?«
»Oh, was hätten die Skandalvids in den Nachfolgerstaaten für diese Geschichte hingeblättert.« Natascha winkte Phelan in den Aufzug, dann drückte sie einen Knopf, der die Kabine in Richtung eines der oberen Decks in Bewegung setzte. »Du weißt, daß deine Schwester und du in vitro gezeugt wurden. Dragonerärzte haben deiner Mutter Eizellen entnommen, sie mit Sperma deines Vaters befruchtet und anschließend deiner Mutter in etwa einem Jahr Abstand wieder eingepflanzt.«
Phelan nickte. »Eine Verletzung aus dem Jahre 3021 verursachte gewisse Probleme.«
»Korrekt.« Nataschas Gesicht wurde verschlossen. »Begnügen wir uns damit, daß man mir Eizellen entnommen hat, bevor ich die Clans mit Wolfs Dragonern verließ.«
Bevor Phelan eine weitere Frage stellen konnte, hielt der Aufzug, und die Türen öffneten sich in einen engen Gang. Wortlos führte ihn Natascha den Korridor hinunter, bis sie an eine Tür kamen, die einen Schild mit dem Wappen des Wolfsclans trug. Phelan wußte, daß diese Kennzeichnung für alle Wohnquartiere an Bord der Höhlenwolf normal war. Was ihn überraschte, waren die fünf roten Dolchsterne unter dem Wappen. Er konnte sehen, daß sie erst kürzlich dort angebracht worden waren.
Fünf Sterne! So viele wie auf Khan Ulrics Tür. Wer immer Cyrilla Ward sein mag, sie ist eine bedeutende Persönlichkeit bei den Clans! Und auch im Haus Ward muß sie bedeutend sein.
Bevor Natascha klopfen konnte, glitt die Tür mit einem leisen Zischen in die Decke. Hinter ihr kam eine weißhaarige Frau zum Vorschein, die weit die Arme öffnete und Natascha herzlich umarmte. »Mein Gott, Tascha, du hast dich überhaupt nicht verändert.«
Natascha erwiderte die Umarmung und hob Cyrilla Ward vom Boden. »Du auch nicht, Ril.«
Cyrilla schüttelte den Kopf und ließ ihr langes weißes Haar über die Schultern fallen, als sie sich aus der Umarmung löste. »Gut, daß du besser kämpfst als lügst, sonst wärst du schon vor langer Zeit gestorben.«
»Wenn du wüßtest. Ohne die Ärzte und Plastichirurgie hätte ich schon lange aufgehört zu kämpfen und zu lügen.«
Cyrilla winkte Natascha und Phelan in ihre Unterkunft, aber Phelan hatte das Gefühl, daß sie ihn kaum bemerkte. Durch die Art, wie Khan Ulric ihn beständig zu testen schien, vorsichtig gemacht, folgte der junge Krieger Natascha aus dem Vorzimmer in den Hauptraum. Er versuchte sich auf das vorzubereiten, was ihn erwartete, aber mit jedem Schritt wurde er nervöser. Als er die Falle sah, war er froh, sich innerlich auf den Schock vorbereitet zu haben.
Als sie den Raum betraten, erhob sich ein anderes Mitglied des Wolfsclans von seinem Platz und fixierte Phelan mit loderndem Blick. Das schwarze Haar des Mannes war nach hinten gekämmt, um den spitzen Haaransatz zu betonen, und glänzte ölig. Eine Narbe verlief von oberhalb seines linken Auges bis zur Kinnlade und war noch frisch genug, um rot zu leuchten.
Vlad konnte seine Stimme beherrschen. »Es tut gut, dich wiederzusehen, Natascha.« Verachtung spielte in seinen
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