BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
Welten.«
Die weißhaarige Frau lehnte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Die einzige Ausnahme war Strana Metschty, die Depotwelt. Der Name ist russisch und bedeutet Traumland; er sollte die Bewohner zur Zusammenarbeit ermutigen. Von dort aus führten Nicholas Kerensky und Jennifer Winson etwa sechshundert Kerensky-Loyalisten auf einen Kreuzzug, um die Banditen zu vernichten, die durch die Kolonialwelten streiften, und sie alle unter der Kontrolle von Strana Metschty zu einen. Diesen Loyalisten sprach Nicholas Kerensky die höchste Ehre zu, die er sich in der von ihm aufgebauten neuen Gesellschaft vorstellen konnte. Von dieser Zeit an wurden ihre Familiennamen als Blutnamen geführt. Innerhalb jedes Clans haben nur fünfundzwanzig Einzelpersonen das Recht, einen dieser Blutnamen zu beanspruchen. Und ein solcher Anspruch wird erst anerkannt, nachdem die betreffende Person jeden besiegt hat, der diesen Namen ebenfalls beansprucht.«
Cyrilla betätigte einen Knopf auf der Armlehne ihres Stuhls. Ein Teil der Wand schob sich in die Decke und gab einen Holovidschirm frei. Dann betätigte sie einen anderen Knopf, und der Schirm zeigte eine Säuglingsstation mit Reihen von Babys. Sechs ältere Menschen wanderten zwischen den Kindern umher und kümmerten sich mit der sanften Sorgfalt liebender Großeltern um die Bedürfnisse der Kleinen.
»Nicholas Kerensky arbeitete einen ambitionierten Plan zum Wiederaufbau aus. Unter Einsatz unserer modernsten Techniken begann er, Krieger und ihre Blutlinien aneinander anzupassen. Bei Kindern wurden speziell die Merkmale gezüchtet, die sie zu ultimativen Kämpfern machten. Bei Elementaren sind diese Merkmale Größe und Kraft, wie du bei Evantha gesehen hast. Unsere Piloten sind, wie Carew, körperlich klein, aber mit schnellen Reflexen und ebensolcher Auffassungsgabe ausgestattet, um den Anforderungen des Luft/Raumkampfes gewachsen zu sein.«
»Und andere, wie Vlad und Ranna, werden zu MechKriegern herangezogen?«
Cyrilla nickte. »Was du hier siehst, ist eine Geschko. Einhundert Kinder werden gleichzeitig in Brutkästen ausgetragen und zusammen großgezogen. Natascha und ich stammen aus derselben Geschko, auch wenn wir in der jüngeren Vergangenheit keine Vorfahren gemein haben. Wenn die Kinder heranwachsen, werden sie ausgebildet und getestet, um festzustellen, ob sich die angestrebten Merkmale vererbt haben. Aber noch bevor die erste Geschko fünf Jahre alt ist, wird eine neue aus ähnlichen Paarungen gegründet, und die erste Geschko hat bereits zwanzig Prozent der Kinder durch Unfälle oder Ausschluß wegen schlechter Testergebnisse verloren.«
Phelan zog die Stirn kraus. Er wollte nicht glauben, was er hörte. »Sie meinen, Kinder müssen sterben, wenn sie nicht die erhofften Fähigkeiten entwickeln? Das ist keine natürliche Selektion mehr. Das ist monströs!«
Natascha schüttelte den Kopf. »Nein, Phelan. Du warst auf Outreach eine Weile Teil einer Dragonergeschko. Aus dieser Erfahrung heraus solltest du wissen, daß wir keine Kinder mißhandeln. Wir treffen jede mögliche Vorsorge, aber wenn ein Kind stirbt, dann stirbt es. Wenn ein Kind einen Test nicht schafft, wird es Teil einer anderen Kaste, in deren Schutz es sich zu einem nützlichen Glied der Gesellschaft entwickeln kann. Außerdem zieht nur die Kriegerkaste ihre Kinder in Geschkos groß. Der Rest der Clangesellschaft funktioniert weitgehend so, wie es in der Inneren Sphäre üblich ist.«
Cyrilla deutete wieder auf den Schirm, auf dem jetzt Jugendliche zu sehen waren, die in leichten Mechs das Kriegshandwerk erlernten. »Nicholas wollte eine Armee aufbauen, die auf jede Bedrohung vorbereitet ist, ob sie von außen oder von innen kommt. Das war der Grund für das Zuchtprogramm. Im Alter von zwanzig Jahren ist nur noch ein Viertel einer Geschko Kriegermaterial. Innerhalb von zehn Jahren findet die Hälfte von ihnen den Tod im Kampf, aber das genetische Material derjenigen, die sich als hervorragende Krieger erwiesen haben, geht in das Clanzuchtprogramm ein. Sie werden unsterblich, und für die weitaus meisten ist dies der stolzeste Tag ihres Lebens. Von einigen seltenen Ausnahmen abgesehen, beginnt für sie kurz danach der Abstieg.«
Phelan sah, wie in Nataschas Augen die Wut loderte.
»Der Abstieg?« fragte er.
»Ja, der Abstieg.« Natascha schien kurz davor, Feuer zu spucken. »Bei den Clans gilt ein Krieger mit fünfunddreißig Jahren als ein Greis. Wenn er noch keinen Blutnamen errungen hat, wird er
Weitere Kostenlose Bücher