BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
Todesurteil für diese Männer gleichgekommen. Eine solche Handlungsweise wäre absolut unverantwortlich gewesen, nicht wahr, Lieutenant?«
Kai schluckte. »Ja, Madam Kanzler, das wäre unverantwortlich gewesen.« Er hob den Kopf und versuchte, ihrem versteinernden Blick ruhig zu begegnen. »Ich akzeptiere, daß ihr Blut an meinen Händen klebt. Ich habe einen Fehler begangen, der nicht wiedergutzumachen ist. Ich kann nur schwören, einen solchen Fehler nicht noch einmal zu begehen.«
Romanos Augenlider senkten sich wie die einer Tigerin, die geduldig im Unterholz liegt und auf den richtigen Moment für den Angriff wartet. »Sie haben einen Fehler gemacht? Nennen Sie das so, wenn Sie Männer in den Tod schicken? Einen Fehler? Was für eine perverse Philosophie vertritt das Militär des Vereinigten Commonwealth, daß eine derartige Aussage möglich ist?«
»Madam Kanzlerin«, unterbrach Wolf sie mit scharfer Stimme, »Ihre Fragen weichen weit vom Thema unserer Untersuchung ab.«
»Ich werde nicht ...«
»Genug!« bellte Wolf. Die Wut wich aus seiner Miene, als der Oberst sich wieder zu Kai umdrehte. »Nach dem Beginn der Evakuierung trafen Sie auf weitere Kröten. Was geschah im Verlauf dieses Kampfes?«
»Ich kämpfte mit den Kröten — mit mindestens zwei Dutzend von ihnen — und zwang sie durch den Spalt zurück bis an den höchsten Punkt des Passes. Dort angekommen, sah ich ein verstärktes Bataillon ClanMechs. Es handelte sich um Elitetruppen — die von Ihnen OmniMechs genannten Einheiten —, von denen wir angenommen hatten, sie hätten den Planet verlassen. Da eine Funkverbindung unmöglich war, gab es nur einen Weg, sie daran zu hindern, durch den Spalt zu stoßen und unseren Truppen in den Rücken zu fallen: Wir mußten den Paß blockieren.«
Kais Blick wanderte hinauf zu der Frau auf den Zuschauerrängen. »Ich forderte die Clanner zum Zweikampf heraus und befahl Dr. Deirdre Lear — meiner unfreiwilligen Passagierin —, die Platinen aus ihren Halterungen zu ziehen, über die die Magnetflaschen des Fusionsreaktors kontrolliert wurden. Als der erste Mech mich angriff, stieg ich aus. Die Explosion des Fusionsreaktors löste das Pentaglyzerin aus, mit dem wir den Spalt vermint hatten.«
Kai stockte, als er sich daran erinnerte, wie eine riesige Lawine die feindlichen Mechs begraben hatte. »Die Rettungskapsel des Tomahawk trug den Doktor und mich in Sicherheit, während die ClanMechs vernichtet wurden.« Kai ballte die Fäuste, dann öffnete er sie wieder. »Ich hatte keine andere Wahl.«
Romano sprang auf. »Sie hatten keine andere Wahl? Das hört sich an, als hätten Sie einen tollwütigen Hund getötet — nicht wie eine Begegnung mit anderen MechKriegern. Sie hatten die Ehre des Zweikampfes verdient, die Sie ihnen angeboten haben. Sie hätten sich ihnen stellen und sie im ehrlichen Kampf besiegen können, aber statt dessen nahmen Sie Zuflucht zu Verrat! Haben Sie überhaupt keine Ehre?«
Hanse Davion schlug mit der Faust auf den Tisch. »Oberst Wolf, wieder einmal muß ich zusehen, wie meine ehrenwerte Kollegin aus der Konföderation Capella eine unserer Ratssitzungen zu einer persönlichen Vendetta gegen ihre Schwester benutzt. Diesmal aber richtet sie ihre Angriffe gegen einen Sündenbock, der diese Behandlung nicht verdient. Ich fordere Sie auf, Sie erneut zu ermahnen, beim Thema zu bleiben. Wir sind nicht hier, um einen Mann für seine Entscheidung in der Hitze des Gefechts — die ich im übrigen für richtig halte — zu verurteilen.«
Romanos grüne Augen sprühten Funken. »Ich finde, daß Kai Allards Vorgehen sehr wohl zum Thema gehört. Oberst Wolf hat uns gebeten, angesichts dieser gemeinsamen Bedrohung unsere Kräfte zu bündeln, oder etwa nicht? Aber Allards Vorgehen läßt jede Achtung vor dem Leben der seinem Befehl unterstellten Soldaten vermissen, und er scheint kein Gefühl für seine Position oder Ehre zu besitzen. Soll ich meine Truppen in Einsätze schicken, wo sie unter VCS-Kommandeuren dienen müssen? Es wäre für diese Kommandeure viel zu bequem, meine Truppen als verzichtbar einzustufen und sie in eine ähnliche Selbstmordsituation zu beordern, nur um die Truppen des VC zu schonen.« Sie lächelte grausam. »Bei Hanse Davions Hunger nach meinem Reich, könnte er mich dazu verführen, meine Truppen gegen diese sogenannte Clan-Bedrohung zu schicken, damit er eine weitere Invasion starten kann. Wie könnte ich die Sicherheit meines Reiches Männern wie Allard anvertrauen?« Romano
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