BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
drehte sich zu Kai um. »Ihre Handlungsweise ist nicht zu rechtfertigen, Lieutenant.«
Kai bebte vor Wut, aber seine Selbstzweifel hinderten ihn daran, ihr eine wütende Absage entgegenzuschleudern. Sie hat recht. Du iveißt, daß sie recht hat, flüsterte eine Stimme in seinen Gedanken. Du bist kein Krieger, sondern ein Schlächter.
Er zwang sich, die Fäuste zu öffnen und blickte Romano geradewegs in die Augen. »Sie haben recht, Madam Kanzlerin. Ich kann meine Aktionen nicht anders als mit persönlicher Habsucht erklären. Ich konnte mir angesichts der Gefahr, Freunde und Kameraden in der Schlacht zu verlieren, Kameraden, die mir über alles gehen, den Luxus ehrbaren Handelns nicht erlauben. Und ich kann Ihnen nicht versichern, daß ich, sollte ich Teil einer Operation sein, in denen ihre Truppen oder Ihr Sohn kämpfen, diese Truppen nicht anweisen würde, eine Lücke zu füllen, und daß dieser Befehl nicht einem Todeskommando gleichkommen könnte ...«
»Ha!« rief sie triumphierend.
Kais gleichmütige Stimme übertönte ihren Siegesschrei. »... aber ich kann garantieren, daß ich in einer solchen Situation an ihrer Spitze marschieren würde.«
Kai schloß die Augen und beugte den Kopf. »Ich muß mit den Alpträumen von den Ereignissen auf Twycross leben. Und das einzige, was mir dies ermöglicht, ist der Entschluß, niemals andere in eine Gefahr zu bringen, die ich nicht selbst einzugehen bereit bin. Wenn ich gezwungen sein sollte, meine Männer in den Tod zu schikken, werde ich sie begleiten. Das ist letztendlich die Bürde eines Offiziers. Und ich bin bereit, diese Bürde auf mich zu nehmen. Vielleicht entspricht es nicht dem, was Sie unter Ehre verstehen, aber für mich ist es Ehre genug.«
Kai ließ die Tür der Ratskammer hinter sich zufallen und sackte gegen die Wand. Noch während er den Zeugenstand verließ, hatte Wolf Deirdre Lear aufgerufen. Kai wußte, daß der Rat die gesamten Geschehnisse auf Twycross bis in die kleinste Einzelheit untersuchen würde und daß diese Untersuchung in der Hauptsache aus Romanos Versuchen bestehen würde, bei ihrem endlosen Kleinkrieg gegen ihre Schwester Punkte zu machen. Ich danke Gott, daß ich mit meinen Geschwistern besser auskomme.
»He, Allard.« Hohiro Kurita blockierte mit in die Hüfte gestemmten Fäusten den schmalen Korridor.
Kai richtete sich auf. »Ja, Shosa?«
Die wütende Miene Hohiros entsprach dem Ton seiner Stimme. »Ich suche Victor Davion. Wo steckt er?«
»Weiß ich nicht.« Kai hob müde die Schultern. »Spielt das eine Rolle?«
Angesichts Kais Apathie ließ Hohiros Zorn nach. Der Kurita-Prinz zögerte eine Sekunde, dann zwang er sich zu einem ernsten Tonfall. »Für mich spielt das eine Rolle. Ich glaube, er ist bei meiner Schwester.«
Kai unterdrückte ein Lächeln. »Meine Frage bleibt bestehen. Was spielt das für eine Rolle?«
»Was für eine Rolle?« Hohiro reagierte, als wären Kais Worte eine Autokanonensalve gewesen, die ihn mitten zwischen die Augen getroffen hatte. »Er ist bei meiner Schwester, und ich weiß nicht, wo sie sind. So etwas gibt es im Draconis-Kombinat nicht.«
»Wir sind nicht im Draconis-Kombinat.«
»Das Verhalten meiner Familie und unseres Volkes wird von unseren Traditionen bestimmt, wo immer wir uns aufhalten. Es ist unehrenhaft für eine unverheiratete Frau, sich in der Gesellschaft eines Mannes aufzuhalten, mit dem sie nicht blutsverwandt ist.«
Kai schob das Kinn vor. »Wenn du damit andeuten willst, daß sich Victor Steiner-Davion nicht als Gentleman benehmen könnte, würde ich dich einen Narren nennen.« Der junge Offizier kniff die grauen Augen zusammen. »Aber dir geht es gar nicht um die Ehre deiner Schwester, nicht wahr? Du hast Victor verboten, deine Schwester wiederzusehen, und du bist wütend darüber, daß er sich möglicherweise über deinen Befehl hinweggesetzt hat. Das ist eine Sache zwischen dir und ihm, obwohl es eigentlich eine Sache zwischen ihm und deiner Schwester Omi sein sollte.«
Hohiro erstarrte. »Es ist eine Frage der Familienehre.«
»Ha!« Kai schnaufte und warf Hohiro einen zurechtweisenden Blick zu. »Es ist eine Frage deines Egos und deines Wettkampfes mit Victor um die Dominanz in unserer kleinen Gemeinschaft hier auf Outreach. Du hast nichts von dem mitbekommen, was Jaime und MacKenzie Wolf hier erreichen wollen. Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich glauben, daß du jeden Abend lange Gespräche mit meiner Tante führst...«
»Vielleicht verstehen Sie das nicht,
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